02. März bis 31. März 2025
Bienvenido a Cartagena, bienvenido a Colombia. Wir sind in Südamerika angekommen. Und es beginnt so, wie Zentralamerika aufgehört hat, mit warten. Für die nächste Zeit werden wir uns hier eine Bleibe suchen, da unsere Wohnung auf Rädern frühestens in drei Wochen in Cartagena eintrifft.
Für die ersten Tage beziehen wir ein Zimmer im Getsemani Quartier. Getsemaní ist ein Viertel voller Leben, mit bunten Straßen, urbaner Strassenkunst und Musik. Während am Tag die vielen Murials und Gemälde bunt von den Mauern strahlen, verwandeln sich nachts die Gassen zum angesagten Ausgehviertel. Wir machen es uns auf den Plastikstühlen einer der improvisierten Bars am Strassenrand bequem, genehmigen uns einen Drink und beobachten fasziniert die Szene.
Um von Getsemaní in die Altstadt von Cartagena zu gelangen, ist keine schwierige Aufgabe. Einmal quer durch den Centennial Park und schon steht man vor dem symbolträchtigen Uhrenturm, dem Eingang der ummauerten Stadt. Wenn man den durch den Park kommt, denn der ist die Heimat von vielen Tieren, die von der Polizei in der Stadt gefunden und hier ausgesetzt und gefüttert werden. Bereits kurz nach dem Eingang klettern unweit des Gehwegs die kleinen Lisztaffen mit ihren lustigen, weißen Mähnen in den Ästen. Hoch oben in den Bäumen sonnt sich ein stattlicher Leguan und wird gerade von einem jungen Caracara angegriffen. Und dann, kurz bevor wir den Park wieder verlassen, hangelt doch tatsächlich ein Faultier an einen Baumstamm herunter. So richtig schön auf Augenhöhe präsentiert es sich seinen Bewunderern.
Bei einer Free Walking Tour durch die Altstadt erfahren wir viel über Cartagena. Die ‹Stadt der Helden›, wie Cartagena de Indias genannt wird, bietet neben dem Charme ihrer kolonialen Architektur, seinen Mauern, Balkonen und schmalen Steinpfaden, auch viele Geheimnisse. Einst war sie Umschlagplatz von Schätzen aus Kolumbien, Ecuador und Peru, welche von hier aus nach Spanien verschifft wurden. Dies zog natürlich auch Piraten an. So wurde die Stadt mehrfach geplündert. Eine Ringmauer rund um die Stadt, sowie Forts an den strategischen Stellen der Zufahrten, sollten die Stadt beschützen, was aber nicht immer gelang. In der befestigten Altstadt wohnten die reichen Leute. Im Getsemani Viertel, außerhalb der schützenden Mauern, die Handwerker.
Aber nicht bloß die Schätze der Ureinwohner wurden in Cartagena gehandelt, auch Abertausende afrikanischer Sklaven wurden hier auf der «Feria des Negros» versteigert. Es war der größte Sklavenmarkt Südamerikas, denn Cartagena besaß ein Importmonopol. Es gibt keinen Hafen in ganz Spanisch-Südamerika, Mittelamerika oder der spanischen Karibik, in dem mehr gefangene Afrikaner ausgeliefert wurden, als im teuflischen Sklavendepot der Docks von Cartagena de las Indias. Käufer und Agenten kamen von weit her, von Peru, im Süden und Costa Rica, im Norden. Der Handel mit den Schwarzen war während zweieinhalb Jahrhunderten ein großes und profitables Geschäft der Spanier, bis diese abscheuliche Institution am 1. Januar 1852 in Kolumbien ihr Ende fand.
In der Altstadt gibt es so viele Gässchen, Ecken und Plätze, Kirchen und koloniale Häuser, dass man tagelang auf Entdeckungstour gehen könnte. Nur schade sind da überall die lästigen Strassenverkäufer, die uns alle paar Meter etwas andrehen wollen. Ein einfaches «no, gracias» reicht meistens, um sie wieder loszuwerden. Auf der Plaza de Santa Domingo kommen wir nicht an der 650 Kilo schweren Gertrudis des Meisters Fernando Botero vorbei, ohne sie kurz an den beiden abgenutzten Stellen anzufassen. Der Mythos besagt, dass jeder, der das Gesäß der Skulptur berührt, Glück hat, und dass die Berührung der Brüste von Gertrudis eine lange Romanze mit dem Partner garantiert.
Wir haben Bananen gekauft, um auf dem Rückweg nach Getsemani die kleinen Affen im Park herunter zu locken. Aber sie mögen lieber Kekse, die uns ein Souvenirverkäufer gegen ein kleines Trinkgeld gerne gibt. Ob die lustigen Tiere wohl Provision erhalten?
An feinen Restaurants fehlt es nicht in Getsemani und so lassen wir es uns an den Abenden kulinarisch gut gehen. Im Anschluss geht’s dann jeweils wieder zu unserer Bar mit den Plastikstühlen am Strassenrand.
Was für ein Chaos. Scharenweise treffen Menschen an der Muelle de la Bodeguita Colombia ein. Die Anlegestelle in der Nähe des Uhrenturms ist ein Ausgangspunkt für Ausflüge zu den wunderschönen Rosario-Inseln. Auf einer von diesen haben wir eine Woche Auszeit gebucht. Irgendwo zwischen all den Leuten zahlen wir irgendwem das Ticket für die Fahrt und ein Eintrittsgeld in den Naturpark, erhalten ein farbiges Armband und dürfen im Schatten auf unser Boot warten, welches auch immer das ist? Schon unzählige Boote sind vollbelegt abgefahren, nur noch wenige Personen warten mit uns. Dann ist es endlich soweit. Wir dürfen in eine der Lanchas klettern und ab geht die rasante Fahrt übers Wasser. Beim Fuerte de San Fernando de Bocachica, dort wo wir die geschützte Bucht von Cartagena verlassen, stoppt uns kurz ein Containerriese. Natürlich hat er Vorfahrt.
50 Minuten von Cartagena entfernt, im Herzen der Rosario-Inseln, erreichen wir das einfache Resort Isla Tijereto. Das türkisfarbene Meer der Karibik und der weißen Sand der Strände ist das perfekte Paradies, um von der Warterei auf unser Fahrzeug abzulenken. Als nach zwei Tagen und Nächten der Nachbar dann endlich auch noch seinen lauten Generator abschaltet, beginnt sogar die Entspannung. Die feine, karibisch und cartagenisch inspirierte Küche trägt ihres zu unserem Wohlbefinden bei.
Wir sitzen im Schatten der Bäume und schauen aufs glasklare, türkisblaue Meer. Fregattvögel segeln im Wind. Bunte Krabben spazieren dem Bootssteg entlang auf der Suche nach Essbarem. Boote durchpflügen das Wasser und bringen Tagesausflügler zu den Beaches, den Restaurants oder den Hotels. Auch bei uns werden sie scharenweise zum Essen, zu Drinks oder auch zum Baden an Land gebracht. Dann steigt der Beschallungspegel der Musikanlage. Kunterbuntes, fröhliches Karibikleben.
Geben Abend, wenn die Tagestouristen längst auf dem Heimweg sind, beherrschen die Fischerboote die Szene. In raschem Tempo fahren sie eine Spirale und werfen dabei ihre Netze aus. Einer springt ins Wasser und treibt schwimmend und tauchend die Fische ins Maschenwerk. Danach wird der Fang eingezogen. Interessant, Fischfang auf kolumbianisch.
Es ist recht windig und das Wasser ist rau. Mir etwas flauem Gefühl besteigen wir das Boot, welches uns über das offene Meer zurück nach Cartagena bringen soll. Doch der Kapitän kennt eine bessere Route. Er fährt im Schutz der Halbinsel Barú und nimmt dann einen schmalen Kanal caño Lequerica zur Bucht von Cartagena. Der Eingang zum künstlichen Wasserweg ist ziemlich verlandet. Die kräftigen Motoren wühlen viel Schlamm auf, als sich das Boot durch das flache Wasser müht. Wer muss wohl ins Wasser, wenn wir stecken bleiben? Aber dann sind wir im Kanal, der seinen Ursprung bei den Spaniern hat. Grün umgibt uns. Iguanas sonnen sich hoch oben in den Bäumen. Kingfischer ziehen ihre Runde.
Wir beziehen ein Apartment im 8. Stock eines Hochhauses in El Laguito. Von unserem Balkon öffnet sich der Blick auf den kleinen Binnensee, der dem Viertel am südlichen Ende der Halbinsel Bocagrande den Namen gab. Der einst exklusive Bereich, der aus 36 Wohn- und Hotelgebäuden besteht, ist seit mehr als 40 Jahren ein Paradies für Einheimische, Besucher und Hotelketten. Es scheint uns aber, dass in den letzten Jahren nicht bloss die Farbe von den Hochhäusern etwas abblättert. Uns gefällt es trotzdem, vor allem, da wir die grossen Schiffe beobachten können, die in den Hafen von Cartagena einlaufen.
Wäre doch der Containerriese bereits dabei, der unser Wohnmobil von Panama nach Südamerika bringen soll. Noch ist es nicht soweit, aber heute, am 13. März wurde Rocky schon mal auf das Flatrack gefahren und in den Hafen gestellt. Hier wartet er noch einmal, bis die «Cosco Shipping Seine» in aufnimmt. Die befindet sich jedoch noch im Pazifik und muss erst noch den Kanal durchqueren. Doch auch das klappt jetzt alles wie vorgesehen und so wird der Camper am 18. März an Deck des Schiffs gehoben. Dank unserer Tracking App können wir seinen Standort immer verfolgen.
Auch uns ist es nach einem Tapetenwechsel, wir wollen wieder einmal reisen. So packen wir unsere sieben Sachen und ziehen um. Von El Lagrito nach Bocagrande, vom Edificio Pacifico del Caribe ins Palmetto Beach, 500 m Luftlinie, vom 8. Stock in den 34sten. Die Aussicht auf die Strände mit ihren Sonnenschirmen und der Altstadt im Hintergrund ist schwindelerregend.
Bocagrande ist das glamouröse Viertel Cartagenas, das mit seiner beeindruckenden Skyline, paradiesischen Stränden und einem pulsierenden Nachtleben Besucher aus aller Welt anzieht. Die vielen Zahn- und Schönheitskliniken lassen darauf schliessen, dass einige nicht nur das karibische Flair lockt. Wir beschäftigen uns bereits mit der Auslösung Rocky’s aus dem Hafen, müssen wir doch die Vollmacht an die Agentin notariell Beglaubigung lassen. Das geht einfacher als erwartet. So hat Marcel Zeit, endlich seinen ausgebrochen Zahn flicken zu lassen. Bei den vielen Zahnärzten kein Problem. Er bekommt sofort einen Termin. Keine Stunde später ist für nur 80 Franken alles wieder wie neu in seinem Munde.
Am Wochenende gehören die weiten Strände und das Wasser den Familien. Mit Seilen abgetrennt, sitzen sie auf Plastikstühlen unter den gemieteten, bunten Sonnenschirmen. Die mitgebrachten Lautsprecher, voll aufgedreht, übertönen das rauschen der Wellen und die Musik des Nachbarn. Mobile-Phones sind allgegenwärtig. Von weitmaschigen Netzen geschützt, überquellen wohlleibige Figuren die knappen Bikinis. Sonnenbrillen, Strandkleider, Tatoos, Ceviche, Kaffee, Massagen, Früchte, Schmuck, fliegende Händler versuchen alles in Pesos umzusetzen. Dazwischen suchen andere den Strand nach leeren Getränkedosen ab, diese scheinen gutes Geld wert zu sein. Scharen von Möven holen sich was noch Essbares herumliegt. Denn wenn die Strandparty vorbei ist, wird auch hier der Abfall einfach liegen gelassen.
Es gibt so viele Restaurants in Bocagrande, dass wir uns mit der Wahl schwertun. Wir bekommen Unterstützung von Sabine und Andreas, die ebenfalls hier gestrandet sind, während ihr Hymer ML-T auf Umwegen nach Panama unterwegs ist. Soll es heute Fisch oder Fleisch sein, oder vielleicht doch wieder einmal eine Pizza? So oder so sind die Temperaturen angenehm um draussen zu sitzen. Das bietet vor allem auch den Vorteil, dass wir das Geschehen auf der Strasse beobachten können. Auch die Kolumbianer feiern gerne. Alte Busse ohne Scheiben, bunt bemalt und übermäßig mit blitzenden Lichtern ausgestattet, fahren durch die Strassen. Laut dröhnt die Musik aus den Partybussen, um mit lauter Musik durch die Straßen zu fahren. Die Sitze wurden aus den Fahrzeugen entfernt, so gibt es Platz zum Tanzen. Oder ist es die rasante Fahrt der wackeligen Gefährte, die die Leute zum Schaukeln bringt.
Und Rocky? 12 Stunden soll die Überfahrt von Colón nach Cartagena für einen Ozeanriesen dauern. Marine Tracker zeigt für unser Schiff 16 Stunden an. Nun, auf die 4 Stunden kommt es uns auch nicht an. Schlimmer sieht es am nächsten Morgen aus. Statt das das Schiff nachts um 1 Uhr angelegt hätte, soll es jetzt plötzlich noch 34 Stunden brauchen. Der Containerhafen von Cartagena ist wieder einmal völlig überlastet. Wäre die Sicht besser, so könnten wir von unserem Balkon mindestens zehn grosse Containerschiffe sehen, die auf die Einfahrt warten. So geht auch für uns das Warten weiter.
Zum Glück gibt es immer noch neues in der Altstadt zu entdecken. Nur ein kurzen Kanonenkugelwurf außerhalb der historischen Stadtmauern liegt das Castillo de San Felipe de Barajas. Die größte Festung von Cartagena, ein massives Bauwerk, umschließt einen ganzen Hügel mit Stein und ist kaum zu übersehen. San Felipe musste häufig repariert werden, da Cartagena die unglückliche Angewohnheit hatte, Piratenüberfälle anzuziehen. Die von der spanischen Krone errichtete Burg musste aber auch gegen die Kolonisierungsversuche der Franzosen und Engländer standhalten. Unter anderen griff im Jahr 1741 Vizeadmiral Edward Vernon Cartagena an. Was folgte, war eine vernichtende Niederlage für die Briten, nicht zuletzt dank der Verteidigungskraft der Burg San Felipe. Mit nur 3’000 Mann und sechs Schiffen wurde die Stadt erfolgreich gegen 23’000 britische Soldaten und 186 Schiffe verteidigt.
Unser Schiff, das mit Rocky an Bord, liegt am Morgen des Freitags, 21. März endlich im Hafen. Obwohl das Flatrack gemäss Tracker bereits am Nachmittag wieder auf festem Boden steht, soll es noch eine ganze Woche dauern, bis wir unser Zuhause wieder haben. Am Samstag passiert erst einmal gar nichts, obwohl er in Kolumbien ein Arbeitstag ist. Da der Montag ein nationaler Feiertag ist, Josefstag, wird es Dienstagmorgen, bis Rocky ab dem Flatrack gefahren wird. Um 16 Uhr darf Marcel dann beim Zoll eine Unterschrift für das temporäre Importpermit leisten, das am Mittwoch vor Mittag per email übermittelt wird. Zu früh freuen wir uns über die Aussage unseres Agenten, dass in 90% der Fälle gleichen Tags die Fahrzeuge vom Hafen freigegeben werden. Es wird Donnerstag 16 Uhr, bis die ersten durch die Schranke des Hafenausgangs fahren. Bei uns hat das Hafen Management scheinbar interne Unstimmigkeiten bezüglich unseres Importpermits. Sie verzögen die Herausgabe von Rocky von Stunde zu Stunde und bringen uns zur Weißglut. Dann, am Freitag um 14 Uhr darf Marcel endlich auf das Hafengelände.
Natürlich ist es schon wieder zu spät, um gross Strecke zu machen. Wir füllen Diesel, Gas und Trinkwasser auf uns stellen uns auf einen vermeintlich ruhigen Platz in Bocagrande. Hier kennen wir uns aus, gehen einkaufen und lassen es uns noch einmal in einem feinen Restaurant gut schmecken. Das haben wir uns verdient.
Ja, Cartagena gefällt uns gut. Die Altstadt, Getsemaní, Bocagrande, die Rosario-Inseln, aber nach 3 Wochen haben wir es ausführlich gesehen und genossen. Es ist Zeit für uns zu gehen. Der Karibikküste entlang rollen wir Richtung Norden. Ein gutes Gefühl, endlich wieder unterwegs zu sein.
Als erstes fahren wir zum aktiven Vulkan El Totumo. Mit seinen 15 m Höhe ist er nicht gerade vergleichbar mit dem feuerspeienden Fuego in Guatemala, dennoch wird er uns in Erinnerung bleiben. Wir hüpfen in unsere Badekleider und klettern die steilen Stufen hoch zum Vulkankrater. Zögerlich steigen wir über eine schiefe Holzleiter in den Krater mit dem grauen, blubbernden Schlamm, der 500 m tief sein soll. Erstaunlicherweise fühlt es sich angenehm warm an und man geht nicht unter. 51 Mineralien soll die Brühe enthalten, mit dem wir nun massiert werden. Nach einem halbstündigen Schlammbad klettern wir wieder hinaus. In der nahen Lagune werden wir von zwei Frauen vom Mud befreit. Wir fühlen uns gut, entspannt. Unsere Haut fühlt sich sanft an. Jetzt wollen sie alle noch ein Trinkgeld; der Fotograph, der Masseur, der auf unsere Sachen aufgepasst hat, der unsere Schuhe gewaschen hat, die Waschfrauen und der Parkwächter.
Barranquilla, die viertgrösste Stadt Kolumbiens, ist vor allem wegen seines blühenden Karneval bekannt. Dieser soll es mit dem von Rio de Janeiro aufnehmen können, hat aber leider ohne uns stattgefunden. Ohne das Volksfest ist es vor allen eine grosse, graue Industriestadt. Aber nicht nur, etwas Besonderes hat Barranquilla noch: Es ist die Geburtsstadt der berühmten Sängerin Shakira. An der Hafenmole wird sie mit einer 6.5 m grossen Statue geehrt. Der Duft aber gefällt uns nicht. Nicht der von Shakira, nein der vom Rio Magdalena und den Fabrikschlots nebenan. Wir verziehen uns für die Nacht in ein ruhiges Aussenquartier, wo wir einen Platz an einem belebten Park finden. Hunde werden spazieren geführt, Kinder spielen, es wird Sport getrieben. Viele neugierige Blicke werden auf Rocky geworfen. Nicht wenige Leute sprechen uns an, fragen woher wir kommen und wohin wir gegen.
Der Ökopark Ciénaga de Mallorquín vor den Toren Barranquillas erschließt einen Teil der Mangroven und des Feuchtgebiets zur Interaktion mit Flora und Fauna. Auf kunstvoll angelegten Holzstegen soll das Bewusstsein und die Verantwortung der Parkbesucher für die Natur sensibilisiert werden. Wir bezweifeln allerdings die Wirksamkeit. Während wir die Fiedlerkrebse unter dem Steg beobachten und uns an den Papageien in den Ästen freuen, springen ganze Familien an uns vorbei. Den Kaiman, den Erika im Wasser entdeckt, sehen alle erst, als wir sie darauf aufmerksam machen.
Santa Marta ist die älteste von Europäern gegründete Stadt Südamerikas und die zweitwichtigste historische Stadt an der kolumbianischen Karibikküste. Aus diesen Gründen wurde Santa Marta in der kolumbianischen Verfassung von 1991 zum touristischen, kulturellen und historischen Bezirk erklärt. Die historische Altstadt wurde uns als die kolonialistische Perle an der Karibik empfohlen. Lange streifen wir durch die engen Gassen. Aber die meisten Häuser sind heruntergekommen, blass, nahe am Verfall. Da und dort riecht es penetrant nach Urin. Den enttäuschenden Eindruck können auch die weisse Kathedrale und ein paar weitere, renovierte Prunkhäuser und die zahlreichen Murials nicht wettmachen.
Da gefällt uns das unkomplizierte Standleben der Einheimischen am schmalen Sandstrand der Playa la Bahía vor der Altstadt doch wesentlich besser. An der Playa la Bahía, mit Aussicht auf den Containerhafen, tummeln sich alt und jung im Wasser und im Sand. Ein paar Schattenspender-Zelte mit Plastikstühlen sind zu vermieten. Wer kein Strandzelt ergattern konnte, oder es sich nicht leisten kann, lässt sich gemeinsam mit gleichgesinnten im Schatten eines grossen Baumes nieder. Wir erfrischen uns mit einer kühlen Limonade (Limettensaft mit gecrashtem Eis) und fahren weiter.
Noch ist nicht alles an seinem Ort, noch vermissen wir einige Sachen, die wir für den Seetransport zu gut versorgt haben. Da ist der ruhige Zeltplatz Bernabé bei Palomino bestens geeignet. Direkt am schäumenden Meer gelegen, haben wir hier genügend Platz um in Ruhe auszubreiten. Und dann ist es ja auch schon Ende Monat, höchste Zeit ein paar Sätze und Bilder für unseren Blog zusammenzustellen.