01. April bis 30. April 2025
Noch sind wir nicht ganz wieder eingerichtet. In der Schweiz steht ein wichtiges Ereignis an und wir haben kein Internetsignal, können nicht telefonieren. Auch unser Starlink – für genau solche Momente angeschafft – funktioniert in Südamerika noch nicht und ist ohne eine Internetverbindung nicht einzurichten. Also schleunigst weiter. Ein Piepen des Mobiltelefons bestätigt unterwegs, dass zumindest unsere Botschaft gesendet wurde.
Die Lagune Navío Quebrado ist bekannt für seine rosa Flamingos. Diese Zugvögel kommen auf der Suche nach Nahrung jedes Jahr an diesen idealen Zufluchtsort. Das salzhaltige Wasser der Lagune ist reich an einer Krebsart, die ihnen als Nahrung dient und die charakteristische rosa Farbe verleiht. Die ideale Jahreszeit, um die Flamingos zu beobachten, ist von Oktober bis März. Natürlich sind die Flamingos schon weitergezogen. Da wir so unerwartet lange für die Querung des Darién Gaps benötigt haben, mochten sie nicht länger auf uns warten.
Trotzdem starten wir frühmorgens mit einem Guide zur Vogelbeobachtung. Mit einem Einheimischen-Segelboot geht es hinaus auf die Lagune. Ein kanuartiges Boot, eine Plastikmatte an einer Holzstange, ein Querstab und schon treibt uns der morgendliche Wind lautlos über das Wasser. Es ist nicht sehr tief, wir kratzen einige Male am Grund. Bald schon sehen wir verschiedenste Arten von Wasservögeln, die im seichten Nass nach Nahrung suchen. Rosa Löffler, Waldstörche, verschiedenste Reiher, Pfeifer und Kiebitze, den weissen Ibis und die seltene Amazonasralle. Am Ufer stolzieren Schopfkarakaras und fliegen auf, als wir ihnen zu nahe kommen. Auf einer Sandbank ruhen sich hunderte von Kormoranen und Lachmöwen vom morgendlichen Fischfang aus und trocknen sich in den ersten Sonnenstrahlen. Und mitten unter ihnen versteckt sich, kaum sichtbar, einer der seltenen roten Ibisse.
Der zweite Teil der Tour führt uns in den Wald am Rand der Lagune, oder besser gesagt, durch das hohe, teils dichte Buschwerk. Unser erfahrener Guide weiss genau, wo welcher Vogel zuhause ist. Als erstes erspähen wir den schönen, roten Purpurkardinal. Es folgen viele kleinere bis grosse, bunt schillernde bis beinahe unscheinbare Vögel: Amazonasmückenfänger, Maskentyranne, Zimtbrustkolibris und ein Rostkehl-Faulvogel, der uns irgendwie an einen Eisvogel erinnert. Kaum satt sehen können wir uns an einer Familie von Rotschwanz-Glanzvögeln, die aussehen wie riesengrosse Kolibri.
Völlig verschwitzt und ziemlich müde kommen wir zurück. Erst mal entspannen wir eine Runde und füllen danach die knurrenden Mägen. Es bleibt Zeit um mit den Kindern zu telefonieren und uns auszutauschen. Ja, wir haben wieder Internet.
Ein kurzer Regenguss erleichtert uns am nächsten Morgen den Entschluss zur Weiterfahrt. Der Küste entlang zieht es uns gegen Norden. Wir durchqueren trockenes, wüstenähnliches Gebiet. In einer noch feuchten Mulde stehen einzelne Reiher. Eine Gruppe von Flamingos entpuppt sich beim näheren Hinsehen «nur“ als Rosa Löfflern. Doch mitten unter ihnen versteckt sich wieder ein knallroter Ibis. In einer anderen Lagune wird Kitesurfen gelernt. Bis zur Hüfte stehen die Instruktoren im Wasser. Abgestorbene Bäume lassen weitere Wasserbecken surrealistisch aussehen. Und was jetzt noch trocken und staubig ist, steht während der Regenzeit meist unter Wasser. Es ist die Heimat der Apalaanchi, Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Wayúu. Die Apalaanchi, die Menschen des Strandes, die das Meer als ihr Territorium betrachten, das Volk, das vom Meer lebt. In den offenen Gewässern finden sie Fische, Krebstiere und Weichtiere, in den Lagunen der Küste fangen sie Meeräschen.
Hier im Norden Kolumbiens erreichen wir den nördlichsten Punkt unsere Reise durch Südamerika. Hier, wo die Wüste auf das Meer trifft, liegt Manaure, die Gemeinde des Salzes. Hier werden über 70% des Salzbedarfs von Kolumbien produziert. Während die riesigen, staatlichen Salzfelder für das Publikum nicht zugänglich ist, zeigen die Wayúu mit stolz den Prozess der handwerklichen Gewinnung von Meersalz. Jede Familie besitzt hier ein kleines Becken, das beim Verdunsten eine leuchtend weiße Schicht zurücklassen. Etwa alle 45 Tage können sie mit Hilfe ihrer Nachbarn die Salzkristalle ernten. Winzig kleine Krebse im Wasser – die auch für die rote Färbung der Flamingos verantwortlich sind – unterstützen den natürlichen Prozess der Salzbildung. Das gewonne Salz wird nicht nur zum Kochen genutzt, sondern auch für die Herstellung verschiedener medizinischer Öle, Körpercremes und uralter Getränke verwendet, die die natürliche Heilung von Kranken ermöglichen.
Ein letztes Mal verabschieden wir uns von der Karibik. Durch trockenes, braunes Buschland geht es südwärts. Doch die Halbwüste scheint zu blühen. Insbesondere rund um menschliche Siedlungen leuchtet es in allen Farben von den Büschen. Leider sind es aber keine Blüten, sondern vielmehr Plastikstücke, die durch unachtsame Entsorgung vom Wind in der weiten Gegend herumgeblasen werden. Und niemand scheint das zu stören.
Kilometerweit fahren wir schnurgerade einer Bahnlinie entlang. So langsam wechselt die Szenerie zu frischem Grün. Der Abfall am Strassenrand schwindet. Es sind nun blühende Bäume, die gelbe, orange und violette Farbtupfer in die Landschaft zaubern. Über eine weite Ebene zieht sich die Straße, Bergspitzen begleiten uns im Hintergrund. Die Schienen enden an einem der grössten Steinkohle Bergwerke der Welt. Bis auf ein paar Abraumhalden im Hintergrund können wir jedoch nichts davon erkennen.
Auch wenn die Landschaft nicht sehr abwechslungsreich ist, gibt es unterwegs viel zu staunen. Drei Personen können locker auf einem Fahrrad befördert werden, bis zu 6 Personen auf einem Motorrad. Eine Ziege vorne auf dem Tank, eine weitere zwischen Fahrer und Beifahrer, Hühner kopfüber an der Lenkstange, so werden die Motorräder zum Transporter. Die vierspurige Autobahn endet jeweils vor den engen Dörfern und Städten und lässt uns an deren kunterbunten Leben teilhaben. Wo immer eine Bodenschwelle den dichten Verkehr zusätzlich hemmt, werden mitten auf der Straße Getränke, Früchte und Snacks den Autofahren angeboten. So mancher hält einfach an und tätigt seinen Einkauf. Am Strassenrand buhlen Restaurants, Werkstätten und Läden lautstark mit Musik um Kundschaft. Fahrradrikschas, Tuk Tuks und vor allem Motorräder überholen links und rechts und nutzen jede kleinste Lücke aus. Auch hier findet das Leben draußen statt. Fröhlich lachende Menschen winken uns freundlich zu. Am Ende der Stadt beginnt wieder die Autobahn. Erholung pur.
Da uns der vorgesehene Übernachtungplatz nicht zugesagt, fahren wir durch bis Mompox. Müde beenden wir nach 10 Stunden eine unser längsten Tagesfahrten. Ein kurzer Spaziergang dem Fluss entlang, ein Bier zur Abkühlung und ein feines Nachtessen beschließen den Tag.
Das zauberhafte Städtchen Santa Cruz de Mompox am Río Magdalena war in der Kolonialzeit ein wichtiges Handelszentrum. Die Entfernung vom Karibischen Meer machten es sicher vor Angriffen von Piraten und Korsaren. Viele Mächtige schützten ihr Kapital und tätigten bedeutende Investitionen in Mompox, es blühte eine klassische spanische Architektur. Gold gelangte auch in die Hände der Handwerker und so begann das Ansehen ihrer Kunst der Feinmetallverarbeitung. Traditionelle Gold- und insbesondere Silberschmiedekunst bilden für viele Momposinos noch heute eine Lebensgrundlage.
Durch Veränderungen im Lauf des Flusses Magdalena wurde Mompox jedoch isoliert und zu dem ruhigen Ort, der er heute ist. Die Isolation verhinderte, dass der Fortschritt dieses Kolonialzentrum verwüstete, und so weist es noch heute die Charakteristika auf, die es vor Hunderten von Jahren hatte. Schön restauriert, strahlt es an jeder Ecke Geschichte, Romantik und Nostalgie aus.
Was wir gleich in unserer ersten Nacht zu spüren bekommen, Mompox soll einer der heißesten Orte in Amerika sein. Die hohen Temperaturen am Tag zwingen die Menschen, drinnen zu bleiben, wodurch die Straßen verlassen und fotogen bleiben. (Mit Ausnahme Fahrzeuge, die trotz der Enge der Gassen überall geparkt sind.) Bei Sonnenuntergang weht die Brise vom Fluss durch die Stadt, dann kommen die Menschen von Mompox aus ihren Häusern und setzen sich auf die Bürgersteige, um mit ihren Nachbarn zu plaudern – ein alter Brauch, der sich bis heute nicht geändert hat.
Weiss leuchtende Kapelle, Mausoleen und die mit Carrara-Marmor überzogenen Grabmäler des Cementerio Municipal. Schön anzusehen, aber das Aussergewöhnliche an diesem in unserem Reiseführer hochgelobten Ort können wir allerdings nicht entdecken. Vielleicht sind es ja die Katzen. Am Eingang befindet sich die gebräuchliche Inschrift: „Aquí confina la vida con la eternidad» „Hier stößt das Leben an die Ewigkeit“: Dies wissen auch zahlreiche Katzen, die hier schon seit Generationen leben und sterben.
Während wir durch das Städtchen laufen, sehen wir zu unserer Verwunderung immer mal wieder Schweizer Fahnen. Das Schweizerkreuz ziert sogar das Sousaphon der örtlichen Blasmusik. Zwar rechteckig, nicht quadratisch, aber eben klar das symmetrische, weisse Kreuz auf roten Grund. Darauf abgesprochen, erklärt uns ein Fremdenführer dass dies die Flagge von Mompox und viel älter als die schweizerische sein soll. Wie dem auch sei, mit Mora vom Touristenbüro freuen wir uns über unsere gemeinsame Flagge.
Bevor wir Mompox verlassen, genießt Rocky im Lavadero los Girasoles sein lange fälliges Spa. Das ganze Salz von der Überfahrt und den Standplätzen an den Küsten muss endlich runter, bevor es Schaden anrichtet. Über eine Stunde dauert die gründliche Handwäsche in der Sonnenblumenwäscherei.
Durch das Schwemmland der beiden Arme des Río Magdalena fahren wir weiter. Wir sind immer noch auf einer Höhe von nur etwa 40 Meter über Meer. Doch das soll sich bald ändern. Plötzlich scheinen links und rechts der Strasse Zwerge aus dem Boden zu wachsen. Beim genaueren Hinsehen erweisen sie sich als Termitenhügel. Die Flüsse sind gut voll vom Regen der letzten Tage, der uns zum Glück verschont hat. Aber auch das soll sich bald ändern. Der Himmel verdunkelt sich und bald fallen schwere Tropfen auf Rocky’s sauber geputzte Scheiben. Der Regenguss wird so stark, dass wir es vorziehen das Ende auf einem Parkplatz abzuwarten. Jetzt ist wenigstens auch unser Dach gut gereinigt, auf das wir die Putzmannschaft nicht gelassen haben.
Kurz nach dem Regen zweigen wir auf eine Nebenstraße in Richtung Ocaña ab. Kurvenreich bringt sie uns in weniger als 17 km fast 1‘500 Meter höher. Doch das will verdient sein. Da die Strecke eine nicht unwichtige Verbindung zur venezolanischen Grenze ist, herrscht reger Verkehr von schwer beladenen Sattelschleppern. Zudem hat der starke Regen einige Rutschungen ausgelöst. An einigen Stellen ist die Gegenfahrbahn von Steinen blockiert. Das kümmert die LKW Fahrer wenig. Sie nehmen sich das Recht des Stärkeren und weichen auf unsere Spur aus, auch in den unübersichtlichen Kurven. Wir hängen uns an einen lokalen Lieferwagen, der zumindest die Stecke kennt. So kommen wir mit viel Geduld sicher in Ocaña, auf der anderen Seite des Passes an.
50 Minuten später sind wir in La Playa de Belén. Doch wer hier einen Strand sucht, der sucht vergebens. An der Stelle, an der die Pfarrkirche San José de Belén steht, wurde das Kopfsteinpflasterdorf am 4. Dezember 1862 mit der feierlichen Segnung der ersten Kapelle gegründet. Darum herum wurde mit dem Bau mehrerer Häuser begonnen. Die Kolonialhäuser im historischen Zentrum mit ihren Lehmziegeldächern haben bis heute ihre weißen Fassaden behalten.
Wir sind aber eigentlich nicht wegen dem schmucken Dorf gekommen, sondern wegen der Área Natural Única Los Estoraques, einem der kleinsten Naturparks in Kolumbien. Vor einigen Jahren gab es hier eine Pflanzenart, die von den Einwohnern „Istoraque“ genannt wurde. Diese Pflanzen sind heute aufgrund von Übernutzung zur Gewinnung eines in der Parfümerie und Medizin weit verbreiteten Balsams lokal ausgestorben.
Die Estoraques sind große und wunderschöne Naturskulpturen, die von Wasser und Wind geformt und von der Sonne gehärtet wurden. Steil ragen Säulen und Türme in den zu Beginn wolkigen Himmel. Als sich die Sonne durchsetzt, kommen die Farben der verschiedenen Schichten immer besser zu Geltung. Die magischen Felsformationen regen unsere Fantasie an und lassen uns Figuren von Tieren, Menschen und Gegenständen entdecken. Staunend wandern wir in dieser Kunstgalerie der Natur und lassen uns bezaubern.
Der Rückweg über den Pass ist weit weniger schlimm als erwartet. Zum einen ist das Wetter gut, zum andern sind erstaunlicherweise alle Steine aus der Fahrbahn geräumt. Na ja, durch die engsten Kurven wollen wir nicht gemeinsam mit einem der grossen Sattelschlepper fahren, aber ansonsten macht die Fahrt heute schon fast Spass.
Wenn nur das steile, schmale, kurvige Sträßchen nicht wäre. Auch die Anfahrt zur Finca de Don Marco wird wieder zur Herausforderung. Rocky, Fahrer und Beifahrer meistern es aber mit Bravour. Alles ist schnell vergessen nachdem wir oben sind. Die Finca von Mario und Lucy hoch über Bucaramanga glänzt mit einen weiten Panoramablick auf die Stadt, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Und was für wunderschöne, farbige Vögel uns hier besuchen! Es gefällt uns so gut, dass wir es noch einen weiteren Tag hier geniessen.
Die steile Strasse hinunter nach Floridablanca ist heute als Einfahren gedacht. Wir wollen durch den Canyon de Chicamocha. Der Canyon gilt als eine der Hauptattraktionen Kolumbiens. Mit mehr als 108’000 Hektar, einer Länge von 227 Kilometern und einer durchschnittlichen Tiefe von etwa zwei Kilometern soll er der zweitgrößte Canyon der Welt sein. Wie das genau festgestellt wird, ist uns nicht klar, haben wir doch auf der Welt schon viele grösste und zweitgrößte Canyons gesehen. Eines ist sicher; er ist tiefer als der berühmte Grand Canyon und es ist wesentlich einfacher, seine beeindruckende Tiefe voll und ganz zu genießen. Die zentrale Autobahn des Landes schlängelt sich in engen Kurven hinunter zur Pescadero-Brücke, nur um auf der anderen Seite des Río Umpala noch kurviger wieder aufzusteigen. Die riesigen, schwerstbeladenen Lastwagen bekunden auf beiden Seiten ihre Mühe. Beim Hinterherfahren bleibt damit auch für den Fahrer ausreichend Gelegenheit, die Szenerie zu geniessen. Die Abhänge sind steil, bewachsen mit Büschen und Kakteen, aber es fehlen die in Canyons typischen Absätze zwischen Gesteinsschichten.
Schon fast wieder oben machen wir auf einer kleinen Plattform einen Mittagshalt. Es beginnt zu regnen, man sieht kaum mehr den Fluss am Grund des Canyons. Eigentlich wollten wir auf dem Bergkamm übernachten, doch der aus dem Hang gegrabene Erdweg sieht angesichts des Regens nicht vertrauensvoll aus.
Es ist ja erst früher Nachmittag und so fahren wir weiter zu Joep und Juul, die hinter Barichara den Campingplatz Guiamaro betreiben.
Auf dem Camino Real de Lengerke laufen wir erst mal nach Guane. Der von einheimischer Vegetation umgebene Steinpfad ist Teil eines altes Netzes von Handelswegen, das die Schlucht der Flüsse Chicamocha und Suárez durchquert und mehrere kleine Städte im Departement Santander verbindet. Wundervolle Ruhe umgibt uns. Nur das Summen von Insekten, das Zwitschern von Vögeln und ab und an der Wind, der durch die Bäume streicht, sind zu hören. Bunte Schmetterlinge fliegen vorbei.
Das Dörfchen Guane mit seinen niedrigen, weissgetünchten Häusern zeigt sich verschlafen ruhig. Wir werden von den Einheimischen erst mal an den Mirador verwiesen, wo wir bei einer Erfrischung den Blick über das weite grüne Tal geniessen. Tief unten ist der Rio Suárez zu erkennen. Im Hintergrund erheben sich die Berge der Serranía de los Yariguíes. Wir kommen uns ganz schön klein vor.
Beim Umrunden des Dorfplatzes wundern wir uns über den Zeitglockenturm, der so gar nicht ins Bild passt. An vielen Stellen liegen Ammoniten und vielfarbige Geoden als Wegschmuck. Angenehm ins Auge fällt die wunderschöne Kirche Santa Lucía, eines der Kolonialgebäude, die das Dörfchen schmücken. Mit dem Tuk-Tuk geht es dann wieder zurück. Bergauf kommt sogar das Dreiradtöffli ins schnaufen.
Im Gänsemarsch streifen wir durch hohes Gras bis zur Felswand. Durch diese gibt es zwar so etwas wie ein Weg, der führt jedoch beinahe senkrecht nach oben und die Tritte sind weit grösser als unsere Schrittlängen. Der Fussweg nach Barichara fordert uns ganz schön. Heil auf der Anhöhe angekommen, gibt es eine Verschnaufpause an dem spirituellen Ort, den jemand hier angelegt hat. Zwei gegenläufige Spiralen aus immer kleiner werdenden Bruchsteinen und das alles mit Aussicht ins Tal.
In Barichara ist der Stein zuhause; Straßen, Kirchen, Kunst und Friedhof, überall begegnet der rötliche Stein im schönen Kontrast zu den weiss getünchten Häusern. Kunstvolle Grabsteine auf dem Friedhof erzählen die Geschichte des Verstorbenen.
Die Zeit ist in Barichara Stadt stehen geblieben, die Vergangenheit ist tief verwurzelt und das Leben schreitet langsamer voran. Eine der schönsten Tätigkeiten in dieser zum kolumbianischen Kulturerbe erklärten Stadt besteht darin, durch die steilen Straßen auf und ab zu schlendern. So mancher Punkt mit Aussicht wird zum Instagram Spot. Die Touristen stellen sich für Fotos in Pose, während die Stadt oder das weite Tal unscheinbar im Hintergrund bleibt.
Dann stehen wir vor der Fundación San Lorenzo. In der Kooperation stellen einheimische Frauen auf handwerkliche Weise Papier her. Marta, eine junge Schweizerin, die hier als Volontärin mithilft, erklärt uns auf Schweizerdeutsch das Vorgehen. Aus Pflanzen wie Fique oder Ananas werden lange Fasern gewonnen, die auf handwerkliche Weise miteinander verflochten werden, bis eine feste, widerstandsfähige Papieroberfläche entsteht. Das Endprodukt weist eine kostbare Textur auf. Die Papierwerkstatt wurde 2001 mit dem Ziel gegründet, die Gemeinschaft von Barichara und Umgebung zusammenzubringen, ihr vielfältiges Wissen zu bündeln und lokale Traditionen und das Wissen zu erhalten.
Es ist Palmsonntag und die riesige Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis platzt aus allen Nähten. Viele Leute drängen sich in den grossen Türen. Wer noch keinen Palmwedel hat, kann sich am Strassenrand noch schnell einen flechten lassen. Wir setzen uns in ein Restaurant am Parque Principal, trinken einen Kaffee und beobachten die Szene. Am Ende des Gottesdienst treten die Gläubigen mit ihren kunstvoll geflochtenen Palmblättern aus der Kirche.
Nicht nur weisst die Strasse nach Guadalupe unzählige Kurven auf, sie führt auch durch geologisch instabiles Gebiet. Entsprechend hat sich die Fahrbahn an einigen Abschnitten abgesenkt und wir schaukeln durch signalisierte spots, die Hundimientos. Doch der Weg ist die Mühen wert. Als wir in Guadalupe ankommen, sind wir äußerst überrascht. Eine monumentale Kolonialkirche überragt das schön gepflegte Städtchen. Davor der palmengeschmücke Parque Principal, umgeben von wenigen Restaurants und Hotels. Viele Touristen scheinen sich nicht hierher zu verirren.
Auch wir sind nicht wegen dem idyllischen Städtchen gekommen. Von der Tankstelle am Ortseingang sind es 45 Gehminuten nach Las Gachas. Der Weg ist von grünen Landschaften umgeben, jede Ecke ist eine Postkarte wert. Inmitten der Weiden und Felder taucht plötzlich ein farbenfroher Fluss mit natürliche Whirlpools auf. Diese entlang eines Baches verteilten, kreisrunden Becken variieren in Größe und Tiefe und bilden eine einzigartige Landschaft, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Hier hat Mutter Natur einmal mehr ein bemerkenswertes Kunstwerk erschaffen. Es gibt viele Theorien darüber, wie diese Löcher in der Erde entstanden sind. Manche meinen, es seien Meteoriten gewesen, andere, es sei Lava gewesen, die einzige Gewissheit besteht bislang darin, dass sie auf natürliche Weise entstanden sind.
Ein Zwischenhalt bringt uns zu Marina und Rino. Die beiden jungen Schweizer haben in der Nähe von Moniquira vor wenigen Monaten den Campingplatz «La Cabra gris», die graue Ziege, eröffnet. Drei Jahre sind sie davor mit ihren Motorrädern durch Südamerika gereist und kennen damit sehr gut die Bedürfnisse der Overlander. Am nächsten Morgen nimmt uns Rino mit auf den bunten Wochenmarkt in Moniquira, wo es nicht nur Gemüse und Früchte frisch zu kaufen gibt.
Wir sind mitten in der Semana Santa, der heiligen Woche. Wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern ist die Karwoche auch in Kolumbien eine bevorzugte Ferienzeit, das ganze Land reist. Da wollen wir weg von den Strassen und finden dafür einen ruhigen Platz vor den Toren von Villa de Leyva.
Die 1572 von den Spaniern gegründete Stadt Villa de Leyva war als Rastplatz für den spanischen Adel und als Handelszentrum der Region gedacht. Die malerische Stadt hat sich ihre koloniale Architektur bewahrt, mit kopfsteingepflasterten Straßen, weiß getünchten Häusern und Holzbalkonen. Hier kann man einen guten Eindruck gewinnen, wie es zur Kolonialzeit ausgesehen hat. Die majestätische Plaza Mayor mit ihrem Kopfsteinpflaster ist der grösste Platz Kolumbiens. Etwa 120 Meter im Quadrat misst er und scheint für die Bevölkerung zu groß zu sein. Wir setzen uns in ein Restaurant am Rande des Platzes und schauen zu, wie ein Team versucht, grosse Schleppdrachen in den Wind zu bringen. Lange geht alles gut, bis einer der grossen Flugobjekte auf dem Dach der Kirche landet.
In der Karwoche werden in Villa de Leyva verschiedene Konzerte angeboten. So streben wir voller Vorfreude zur der Klosterkirche Claustro San Francisco. Die schönen Stimmen und die Instrumentale Begleitung hätte uns wohl ein wundervolles Musikerlebnis beschert. Aber leider reicht den Latinos die natürliche Akustik der alten Kirche nicht aus. Stattdessen wird uns das Ave Maria und das Halleluja massiv verstärkt aus riesigen Lautsprechern um die Ohren gehauen. Wir verlassen das Konzert frühzeitig. Ein paar Gassen weiter finden wir als Ausgleich eine ruhige Oase und das seit sehr langer Zeit beste und liebevollst zubereitete Abendessen.
Die Siedlung liegt nur etwa 170 Kilometer nördlich von Bogota. Dank der Nähe zur Hauptstadt ist sie ein beliebtes Ausflugsziel für die etwas reichere Bevölkerung. Nicht unerwartet, macht sich das am Osterwochenende bemerkbar. Bereits zur Osterprozession am Karfreitag füllen sich die Gassen mit Besuchern. Der riesige Platz ist plötzlich nicht mehr zu gross, die hunderte von Restaurants und Souvenirshops machen gute Geschäfte. An einem dieser Geschäfte finden auch wir Gefallen: es bietet Würste von einem Schweizer Metzger an.
In einem Quartier vor der Stadt steht das Casa Terracota, ein Bauprojekt, das die vier Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer nutzt, um gebrannten Ton in Architektur zu verwandeln. An diesem magischen Ort verschmelzen Architektur und Design sowie andere Kunsthandwerke zur grössten Keramik der Welt. Dieses ganz aus Ton gebaute Haus versprüht mit seinen runden Formen eine spezielle Ausstrahlung. Es hat eine Fläche von 350 Quadratmetern, speichert Sonnenenergie, sammeln Regenwasser und ist hoch wie ein dreistöckiges Haus. Der kolumbianische Architekt und Keramiker Octavio Mendoza Morales versucht damit, eine alternative und harmonische Lebensweise sowie für die Umwelt zu fördern. Wir wollen uns das merken, wenn wir wieder sesshaft werden.
Als Dinosaurier noch auf der Erde wandelten – oder in diesem Fall schwammen –, herrschten sie über alles. Heute sind sie schon lange tot und ihre Überreste liegen unter Erdschichten verborgen und warten darauf, entdeckt zu werden. Da die trockene Landschaft vor Jahrtausenden unter ein paar Faden Meerwasser lag, war an der Tagesordnung in den Hügel um Villa de Leyva kleine Fossilien zu finden. Doch eines Nachmittags im Jahr 1977 stolpert der Bauer Samuel Vargas über das riesige, fast vollständige Skelett eines Kronosaurus, eines Verwandten des Krokodils aus der Kreidezeit. Das Fossil ist von der Nasenspitze bis zum Beginn der Schwanzwirbel etwa 7 Meter lang und wird auf ein Alter von etwa 110 bis 115 Millionen Jahren geschätzt. Das Museum «El Fosil», das am Originalfundort rund um das grösste und best erhaltene Skelett gebaut wurde, besteht mehr oder weniger nur aus einem einzigen Raum. An den Wänden hängen Vitrinen mit einer umfangreichen Sammlung kleinerer Meeresfossilien, darunter Skelette delfinähnlicher Ichthyosaurier, prähistorische Röhrenwürmer und jede Menge Ammoniten.
Zipaquirá liegt in einem Gebiet, das Heimat uralter Kulturen ist, die ihre kulturelle, wirtschaftliche und soziale Stärke in der Salzgewinnung fanden. Nach der Eroberung begann man, neue Ausbeutungsmethoden einzuführen. So gewann die Salzgewinnung an Bedeutung und mit ihr der Wohlstand der Stadt Zipaquirá.
Heute beherbergt das noch immer aktive Salzbergwerk die Salzkathedrale von Zipaquirá, das erste Weltwunder Kolumbiens. 180 Meter unter der Erde verzaubern uns die 14 Stationen des Kreuzwegs mit den aus Salz geschnitzten Kreuzen, die mit Licht genial in Szene gesetzt sind. Die Spuren des mechanischen Salzabbaus tragen das ihre dazu bei. Im gigantischen Mittelschiff der eigentlichen Salzkathedrale genießen wir eine einzigartige Videoshow.
Und gleich noch eine Salzmine besuchen wir, diejenige von Nemocón nur ein paar Kilometer weiter westlich. Die Salzgewinnung in diesem Bergwerk erfolgt grundsätzlich durch Auflösen des Salzgesteins in Wasser, wodurch Sole entsteht. Um ein Kilo Salz herzustellen, werden im Durchschnitt 3 Liter Sole benötigt.
In den unterirdischen Räumen bildet das in Wasser gelöste Salz (Sole) zusammen mit Licht einen perfekten Spiegel, in dem sich das Salzgestein spiegelt und einen visuellen Tiefeneffekt erzeugt. An diesem zweifellos magischen Ort lassen sich unglaubliche Fotos aufnehmen.
In der Kammer des Herzklopfens befindet sich das Herz des Salzbergwerks Nemocón oder das Herz des Steinsalzes. Das geschätzte Gewicht dieses Halitkristalls beträgt 1’600 Kilogramm und ist damit weltweit einzigartig, da Halitkristalle, insbesondere in diesen Größen, schwer zu finden sind.
Die Mina de Nemocón war auch Drehort des Films «Die 33». Die für die Dreharbeiten verwendete Kulisse basiert auf der wahren Geschichte der 33 chilenischen Bergleute, deren Rettung aus der San José-Mine in Chile im Jahr 2010 weltweite Aufmerksamkeit erregte. „The 33“ schildert das Ereignis aus der Perspektive der Bergleute unten sowie ihrer Familien und Retter an der Oberfläche der Mine.
Eine recht ruppig Strasse führt uns von Nemocón weg über einen kleinen Pass. Unten im Tal sind wieder grosse Plastikfelder zu sehen, Treibhäuser. Beim Vorbeifahren können wir zwischen die Planen spähen; hier werden langstielige Rosen angebaut.
Die Geschichte von Guatavita reicht bis in die vorspanische Zeit zurück, als das Gebiet vom indigenen Volk der Muisca bewohnt war. So alt kommt uns das Städtchen aber nicht vor. Sämtliche Gebäude inklusive Kirche und Gemeindezentrum scheinen neueren Datums zu sein. Der Grund wird bald klar. Im Jahr 1967 wurde Guatavita aufgrund des Baus des Tominé-Stausees verlegt.
Nach Guatavita abgebogen sind wir wegen dem «Balsa Muisca» in einem Brunnen des Ortes. Zur Krönung eines neuen Häuptlings der Muisca wurde in der Lagune von Guatavita ein großes Floß aus Schilf gebaut, das kunstvoll verziert war. Der angehende Häuptling wurde ausgezogen, mit klebriger Erde bedeckt und mit pulverisiertem und gemahlenem Gold bestreut, sodass er auf dem Floß vollständig mit diesem Metall bedeckt war. Das Ritual bestand darin, den nächsten Anführer in die Mitte des heiligen Gewässers zu bringen und ihn als Opfergabe für die Götter unterzutauchen, damit er anschließend als Anführer wieder an die Oberfläche kommen konnte .
Was ist hier verkehrt? Stammt das Haus von Down Under (Australien)? Oder wird im Casa Loca bei Guatavita einfach nur der Schwerkraft ein Streich gespielt? Wie dem auch sei, wir haben unseren Spass im verrückten Haus ein paar verrückte Fotos zu schießen.
Es geht nach Bogotá, der Hauptstadt von Kolumbien. Mit über 10 Millionen Einwohnern leben hier mehr Menschen als in der gesamten Schweiz. Wir finden eine Nebenstraße, auf der wir den gesamten Norden der riesigen Stadt umfahren können.
Da Rocky noch einen A-Service bei Mercedes-Benz ausstehend hat, dürfen wir trotzdem den Stadtverkehr geniessen. Alles geht gut und wir kommen zügig voran, trotz angeblich notorisch verstopften Strassen. Von Mercedes zu unserem Standplatz in der Nähe des Nationalmuseum wird es dann etwas abenteuerlicher. Es herrscht dichter Feierabendverkehr. Die Strasse, die das Navi vorgesehen hat, ist natürlich gesperrt und so müssen wir improvisieren. Das alles wäre noch lange kein Problem, wären da nicht die Motorräder, die uns in der zunehmenden Dämmerung links und rechts überholen. Knapp vor uns wird gekreuzt um die nächste winzige Lücke zwischen den vor uns fahrenden Autos zu erwischen. Wir sind erleichtert, als wir unfallfrei das Parquedero Yordin erreichen.
Am nächsten Morgen erkunden wir Bogotá bei einem aufregenden Graffiti-Stadtrundgang. Wir tauchen ein in die faszinierende Welt der urbanen Kunst, bei der jede Ecke ein einzigartiges und lebendiges Kunstwerk ist. Begleitet vom leidenschaftlichen Guide Jay entdecken wir die Meisterwerke talentierter Straßenkünstler. Von beeindruckenden Wandmalereien, die Geschichten der kolumbianischen Kultur und Geschichte erzählen, über anregende soziale Botschaften, bis hin zu den unlösbaren Graffity Schriftzügen, die für uns eher Schmierereien sind.
Auch wenn wir keine Museumsgänger sind, Bogotás weltberühmtes Goldmuseum lassen wir uns nicht entgehen. Es beherbergt eine antike archäologische Sammlung von fast 34.000 Goldschmiedearbeiten und 20.000 Objekte aus Stein, Keramik, Textilien und Edelsteinen aus allen wichtigen prähispanischen Kulturen Kolumbiens. Es gibt viele Tierdarstellungen in Gold, zum Beispiel den Jaguar-Frosch oder den Mensch-Adler. Andere Ausstellungsstücke bezeugen die Verwendung von Gold in Zeremonien und Ritualen. Das berühmteste Exemplar, das 1969 in der Nähe der Stadt Pasca gefunden wurde, ist das unbeschriftete Goldboot Balsa Muisca. Die Legende darum haben wir schon kennengelernt. Sein Alter ist ungewiss, da im Allgemeinen nur Goldstücke, die andere Materialien enthalten, datiert werden können.
Ein Besuch in Bogotá ist nicht komplett, ohne den Besuch auf dem Monserrate. Der Berg Monserrate liegt 3’152 Meter über dem Meeresspiegel am östlichen Rand der Altstadt und ist einfach eine Attraktion, die man gesehen haben muss. Wir fahren am frühen Morgen mit der Standseilbahn hinauf, um den Panoramablick über die Stadt und Umgebung zu geniessen, bevor die Wolken dies verhindern. Leider ist es ziemlich dunstig, so dass wir die wahren Dimensionen der riesigen Metropole nur erahnen können.
Nun ist es an der Zeit, die Candelaria, das historische Zentrum von Bogotá zu erkunden. Wir beginnen in der Chorro de Quevedo. Dieser ikonische Ort mit seinen engen Gassen und Kopfsteinpflasterwegen ist umgeben von Villen mit spanischer Architektur aus der Kolonialzeit. Es gibt Theorien, dass „Chorro“ der Ort war, an dem Gonzalo Jiménez de Quesada Santafé, das heutige Bogotá, gründete. Einige Historiker sind jedoch anderer Meinung. In jüngerer Zeit entwickelte sich der Ort zu einem Treffpunkt für Künstler, Dichter und Musiker.
Bogotás Plaza de Bolívar hat mehr Geschichte als nur Tauben. Seit seiner Gründung hatte sie verschiedene Namen. Ursprünglich hieß sie Plaza Mayor, nach der Unabhängigkeit hieß sie Plaza de la Constitución und seit 1846 ist sie die symbolträchtige Plaza de Bolívar. Eingerahmt ist der offene Platz von der Catedral Primada de Colombia, dem Nationalkapitol, dem Palacio Liévano im französischen Renaissance Stil und dem modernen Justizpalast. Dieser historische Platz im Stadtzentrum war vor Hunderten von Jahren ein Ort für zivile, kriegerische und religiöse Aufführungen, ein öffentlicher Markt, ein Papageienzirkus und eine Hinrichtungsstätte. Als wir den Platz besuchen ist alles sehr friedlich, ein Treffpunkt für Familien, Freunde, Händler und Künstlern. Ein fröhliches Durcheinander dem wir stundenlang zusehen könnten.
Auch Bogotá hat seit 2018 ein Seilbahnsystem, dass den Einwohner im Quartier Ciudad Bolívar die Mobilität erleichtert. Wo früher ein dreistündiger Fussmarsch durch steiles Gelände oder eine einstündige Busfahrt nötig war, bringt die schweiz-österreichische Gondelbahn die Bewohner in 14 Minuten bequem zur Busstation mit Anschluss ins Stadtzentrum. Einem Tipp des Guide der Graffiti Tour folgend, nutzen wir das TransMiCable gesamte Transportsystem für einen Ausflug auf den Mirador el Paraiso. Bereits die Bahnfahrt ist einmalig, bietet sie doch Ausblicke auf die farbig bemalten Häuser des Quartiers am Hang. Eine Woge aus gelb, rot, grün und blau. Je höher wir kommen, je mehr zeigen sich auch ärmere und ärmste Behausungen. Ein brutaler Kontrast zur modernen Technik, der uns nachdenklich stimmt.
Oben angekommen, laufen wir entlang der Calle del Color, einem Platz, der nach Jahren der Gewalt saniert und als Touristenattraktion umfunktioniert wurde. Dies ist ein Beispiel dafür, wie der Tourismus die Gesellschaft verändert hat. Vom Mirador el Paraiso eröffnet sich dann ein Panoramablick über die Millionenstadt, der die Aussicht vom Monserrate um ein Vielfaches toppt.
Als wir zurück im Stadtzentrum sind, haben sich die Strassen von Candelaria in einen einzigen Trödelmarkt verwandelt. Alles Brauchbares und Unbrauchbares, nützliches und unnützes wird versucht an den Mann, die Frau, das Kind zu bringen. Angesichts der Masse von Leuten, die sich durch die Stadt bewegen, kein unmögliches Vorhaben. Dann setzt plötzlich heftiger Regen ein. Im Nu sind die Auslagen weggeräumt. Wir verziehen uns in ein Restaurant und warten auf trockenere Zeiten.
Hatten wir schon erwähnt, dass wir seit Zipaquirá dauernd auf einer Höhe von über 2’500 m sind. Die kurzen Hosen sind eingemottet. Wenn die Sonne nicht scheint, ziehen wir uns einen Pullover an. Für die kalten Nächte – unter 15° C – haben wir unsere warmen Decken hervorgeholt. Der Papiertaschentuch Verbrauch steigt seit Tagen erheblich. Wir beide sind erkältet. Wie gut, dass unsere nächste Etappe uns wieder in eine tiefere und wärmere Gegend bringt. Auf einer gut ausgebauten, vierspurigen Autopista fahren wir 2’200 Höhenmeter hinunter und kreuzen wieder einmal den Río Magdalena, den wichtigsten Fluss in Kolumbien. Auf der Finca Isla Margaritha, im abgelegenen Dorf La Chamba, geniessen wir die Wärme und erholen uns von der geschäftigen Großstadt Bogotá.

01.05.2025 – 31.05.2025

02.03.2025 – 31.03.2025
Liebe Erika, lieber Marcel
Voll Begeisterung habe ich euren eindrücklichen Reisebericht Kolumbien II gelesen, unterlegt mit den vielen fantastischen Fotos! DANKEschön!
Erlebt weiterhin wunderbare Überraschungen und lasst es euch und Rocky gutgehen!
Herzlich
Edith (met in Costa Rica last nov.)
Danke Edith.