01. Mai bis 31. Mai 2025
Wann immer wir im Restaurant essen, wird zum Menü Reis serviert. Immer wieder fragen wir uns, wo der viele Reis angepflanzt wird? Hier in der weiten Ebene des Río Magdalena sehen wir in wachsen. Von zartgrün spriessend, über leuchtendgrün im Winde wogend, bis zu frisch geerntet, an riesigen Feldern fahren wir vorbei.
Zu unserem heutigen Tagesziel gibt es eine Abkürzung. Es soll eine Schotterpiste sein, aber gut fahrbar. Also verlassen wir die schöne asphaltierte Strasse auf den wackligen Feldweg, um bald darauf vor der kleinen Fähre über den Río Magdalena zu stehen. Die beiden Fährmänner wissen genau was sie tun. Rückwärts dirigieren sie uns auf die schmale Plattform, vor uns findet sogar noch ein PKW Platz. Schon heisst es Leinen los. Angetrieben von zwei Aussenbordmotoren steuert uns der Kapitän gegen die kräftige Strömung auf den schokoladebraunen Fluss. Kurz darauf setzt er uns sicher am andern Ufer ab. Dann beginnt der wilde Teil unserer heutigen Route. Von Marcel gelenkt, ächzt, stöhnt und quietscht Rocky über den holprigen Weg durch den Wald. Sumpfige Löcher und tiefe Querrillen machen es beiden nicht leicht. Im Schritttempo geht es vorwärts. Nur die Räder fühlen sich nach dem Spa in den vielen Schlammlöchern wieder jung.
Bald wird es offen. Der Weg ist nun steinig und trocken. Wir durchqueren eine weite Ebene, im Hintergrund Berge mit auftürmenden Kumuluswolken. Marcels Herz macht Hüpfer, grüssen doch plötzlich unzählige Steinmandli vom Strassenrand.
Die Desierto de Tatacoa ist eine bizarre, vom seltenen fallenden Regen geformte Landschaft, mit erodierten roten Felsen und grauen Schluchten. Im Vergleich zum fruchtbaren Magdalena-Tal bietet die Tatacoa-Wüste einen extremen Kontrast und begeistert mit seltsam anmutenden Felskegeln, Erosionsfalten, zu Fabelwesen verformten Sandsteinkliffs, stark erodierten Canyons sowie teilweise labyrinthischen Mondlandschaften.
Ihren Namen hat die Tatacoa übrigens von der hier vorkommenden Tatacoa Schlange. Diese kann vorwärts und rückwärts kriechen. Kopf und Schwanz sehen ähnlich aus, um Raubtiere und Beute zu verwirren, weshalb sie als «zweiköpfige Schlange» bezeichnet wird. Gesehen hat sie allerdings noch kaum jemand.
Wir stellen uns für die Nacht gleich oben an das rot leuchtende Labyrinth von Cusco und sind am Morgen von den ersten, die sich hinab wagen. Unser Herz schlägt höher als wir dem bachähnlichen Weg durch die ausgewaschenen Steinfelsen folgen. Der Fotoapparat ist im Dauereinsatz. Hinter jeder Biegung hält die Natur ein noch schöneres Motiv für uns bereit. Immer wieder bleiben wir stehen und bewundern die Farben und Formen. So erstaunt es nicht, dass wir am Ende nur mit Glück den Ausweg aus dem Labyrinth finden.
In Wahrheit ist die Tatacoa-Wüste überhaupt keine Wüste, sondern ein trockener tropischer Wald. Und der ist alles andere als «wüst». Vor Millionen von Jahren stand hier ein üppiger Wald voller Pflanzen und Tiere. Die Tatacoa entstand aufgrund der Lage zwischen den beiden Gebirgszügen der Zentral- und der Ostkordillere. Auf allen Seiten von Bergen umgeben bleiben die Regenwolken an den Gipfeln hängen und diese bekommen den Großteil des Niederschlags ab. Somit bleibt es in der Tatacoa meist trocken, wobei wir Ausnahmen persönlich bestätigen können.
Eine der Hauptattraktion der Wüste ist der Sternenhimmel und die Sternbeobachtung. Doch das vielgepriesene Astrosur Observatorium enttäuscht. Eine Stunde lang liegen wir mit 50 anderen Besuchen auf dem Rasenteppich, starren in den teilweise bewölkten Sternenhimmel und lauschen dem spanischen Exkurs von Professor Javier Fernando Rúa. Wir verstehen knapp, dass nur die nördlichen Sternbilder griechische Namen tragen, da die Griechen die südlichen nie zu Gesicht bekamen. Er erzählt von Galaxien, von Lichtjahren und fackelt dazwischen immer wieder wild mit seinem starken Laser zwischen verschiedenen Sternen umher. Zumindest erkennen wir Casiopaja, den grossen Bär und das Kreuz des Südens. Als wir endlich durch die aufgestellten Teleskope nach den Sternen sehen dürfen, erkennen wir gerade mal: Nichts. Nur der Mond mit seinen Kratern ist nahe genug.
Einige Kilometer weiter auf der staubigen Piste erreichen wir Los Hoyos, auch die Graue Wüste genannt. Dies ist ein magischer Ort aus grauem Sand mit natürlichen Skulpturen aus erodierter Erde. Auch hier begeben wir uns auf den Rundweg. Es sind weniger die Farben, als die verschiedenen Gesteinsschichten, die unser Interesse wecken: Eine dünne Spur von Kieselsteinen, eine glatte Fläche und dann wieder eine grössere gemusterte. Mal sind es vertikale Wellen, mal liegen sie horizontal. Wurzeln, Schlösser, Zwergenhüte, der Fantasie sind wieder einmal keine Grenzen gesetzt. Ein Pool am Ende des Rundgangs lädt zum abkühlen. Das Wasser stammt tatsächlich aus einer natürlichen Quelle.
Obwohl es in der Tatacoa nie regnet, ist am Morgen alles ziemlich nass und aufgeweicht. Rocky hinterlässt tiefe Spuren. Somit ist klar, dass wir für den Rückweg auf die Fähre verzichten und den Umweg über Neiva nehmen. Von dort geht es wieder nordwärts. Wir folgen mehr oder weniger dem Río Magdalena, mit seinen gewaltigen, braunen Wassermassen. Links und rechts verstecken sich die Gipfel der Andenketten in den Wolken. Dann geht es hinauf in die zentrale Cordillere.
Eine Llanteria, Reifenwerkstatt, reiht sich an die Andere. Das erinnert uns daran, dass wir wieder einmal die Reifen rotieren sollten. Wenn wir uns den kleinen Mann anschauen, der vor dem grossen Rocky steht, wissen wir nicht, ob unsere Wahl gut war. Dann sehen wir, wie er seinen Kompressor bedient, und alle Zweifel über seine Flexibilität sind beseitigt. Der Ein/Aus-Schalter funktioniert wohl schon lange nicht mehr. Ein offener Draht hängt an einem Nagel, ein zweiter mit einem Haken in der Nähe. Zum Einschalten des Kompressors wird einfach der erste an den Haken des zweiten gehängt. Es funkt kurz und der Drucklufterzeuger läuft. Feine Sache.
Puppenhaft bunte Häuser säumen die gepflasterten Straßen von Guatapé. Es mutet fast an wie ein Spielzeugstädchen. Am auffälligsten sind jedoch die traditionell gestalteten Zementsockeln (zócalos), die die Häuser des Dorfes schmücken. Es sind Kunstwerke, die Geschichten erzählen und auf die Bräuche, die Flora, die Fauna, die Nationalsymbole und die Berufe der Bewohner Bezug nehmen. Geometrische Figuren, Silhouetten, Momente und Formen sind gezeichnet, gemeißelt, geschnitzt und gemalt. Sie machen das Farbspektakel unvergleichlich.
Bereits bei der Fahrt nach Guatapé haben wir die Hauptsehenswürdigkeit passiert, den Piedra del Peñón oder El Peñón de Guatapé, der auffällig an den Zuckerhut in Rio de Janeiro erinnert. 220 Höhenmeter trennen den Fuß des Felsens vom Gipfel. In einer Falte des teils makellos glatten, teils von Epiphyten überzogenen Monolithen führen 740 schwindelerregende Treppenstufen auf die Bergspitze. Auch wenn es uns beim Hinaufklettern manche Verschnaufpause einfordert, alles spielt keine Rolle mehr, nachdem wir oben ankommen und auf die wie eine Modelleisenbahn wirkende Landschaft hinunterschauen. Der 1970 gebaute Stausee hat dazu geführt, dass Berge zu mehreren Inseln in Grüntönen wurden, die von ruhigem Wasser umgeben sind.
Grundeigentümer des Peñon ist übrigens schon immer die Familie Villegas. Als der Staat den Stein vor Jahren übernehmen wollte, meinten sie nur: „Dann tragt ihn doch weg!» Einer aus der Familie, Luis, erklomm mit zwei Freunden am 16. Juli 1954 erstmals den Peñón.
Von Guatapé aus ist es nicht mehr weit nach Medellín, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens. Da wir keinen geeigneten Platz für Rocky in der Stadt finden, lassen wir ihn vor den Toren auf einen Campingplatz stehen. Wir genehmigen uns ein Hotelzimmer im angesagten Quartier El Poblado.
Einst eine der gefährlichsten und gewalttätigsten Gemeinden Lateinamerikas, ist die Comuna 13 heute ein Symbol für den Wandel und den Fortschritt der Stadt Medellín. Mit unserem Guide Kevin steigen wir zuerst in die Schnellbahn und hören, wie wichtig die günstigen öffentlichen Transportmittel für die Stadt sind. Mit einer der Gondelbahnen schweben wir bequem über die wild zusammengewürfelten Ziegelhäuser der Armenquartiere bergauf. Vor uns öffnet sich die riesige Stadtlandschaft. Während sich wohlgeordnet Glas-, Büro- und Konsumtempel durch die Talsohle des Valle de Aburrá ziehen, dehnt sich an den steilen seitlichen Berghängen ein Gewirr aus übereinander gebauten Häusern aus.
Mit diese Szenerie vor Augen erläutert uns Kevin einfühlsam die Geschichte der außergewöhnlichen Veränderung von Medellín. Eine neue Politik der Versöhnung sucht seit mehreren Jahren in Medellín Fuß zu fassen. Wie Inseln in einem Meer der Armut sind moderne Schulen, Bibliotheken, Parks, Terrassen in den unterprivilegierten Vierteln entstanden. Derartige Projekte verdeutlichen, wie viel darangesetzt wird, ein Stück Normalität dort aufzubauen, wo bis vor Kurzem noch die Frontlinie bewaffneter Auseinandersetzungen verlief.
Mit dem öffentlichen Bus fahren wir zur Comuna 13 und erleben einen Spaziergang voller Kunst, Musik, typischem Essen und lokaler Umgebung. Anstelle einer Seilbahn gibt es in dieser Gemeinde überdachte Rolltreppen im Freien, um die steilsten Abschnitte zu überwinden. Übrigens Made in Switzerland. Gebaut wurden sie nicht für die vielen Touristen, sondern als Teil des Nahverkehrssystems, dass es Bewohnern dieses armen, wild gewucherten Viertels ermöglicht, schneller ins Zentrum zur Arbeit zu gelangen. Eine Gruppe junger Breakdancer gibt eine zirkusreife Performance. Farbenfrohe Murails leuchten an jeder einzelnen Ecke. Wir erfahren, wie diese Kunst die Comuna 13 verändert hat.
Zurück in El Poblado erholen wir uns erst einmal bei einem kühlen Bier von all den Eindrücken. Dann gilt es noch eine alte Pendenz zu erledigen. Wir haben eine Schuhmacherei entdeckt und bringen ihm Erika’s Lieblingsschuhe zum Flicken. Bereits morgen können wir sie wieder abholen. Da wir morgen Samstag nicht zurück sein werden, bis der Laden schliesst, bieten sie uns an, es innerhalb der nächsten anderthalb Stunden zu erledigen. Und die ausgerissenen Träger unsere Tasche nähen sie gleich auch noch. Das nennt man Service!
Ein historisches Zentrum gibt es in Medellín nicht. Das klassische Zentrum liegt um den Parque Berrio. Umrahmt von der Basílica Nuestra Señora de la Candelaria und dem modernen Bahnhof der Stadtbahn herrscht hier den ganzen Tag Marktstimmung. Ein paar Fressstände, die Empanadas und Pinto, Kaffee, verkaufen. Ein Marktschreier, umringt von Männern, bietet irgendein wirkungsvolles Potenzmittel an. Mitten auf dem Platz spielt Livemusik. Ein paar ältere Pärchen tanzen flott zu den Rhythmen.
Die grosse Sache geht aber unter der Trasse der Hochbahn ab. Auf Tischen, oder auch direkt auf dem Boden, liegen Wühlberge von Kleidern, Schuhen oder sonst was. Weiter weg von Bahnhof ist es nicht mehr Secondhand Ware. Was hier am Strassenrand liegt, hatte schon viel mehr Vorbesitzer und würde in Europa höchstens als Schrott deklariert. Nicht alle der Typen, die hier herumschleichen, sehen sehr vertrauensvoll aus.
Wir retten uns auf die nahe Plaza Botero. Der grüne Park beim schwarzweissen Kulturpalast Rafael Uribe Uribe beherbergt eine Sammlung von 23 Skulpturen des einheimischen, international bekannten Künstlers Fernando Botero. Sein einzigartiger Stil, bekannt als „Boterismo“, zeichnet sich durch die Darstellung von Figuren mit übertriebenen Volumen und üppigen Formen aus. Wir genehmigen uns einen Drink auf der Terrasse eines Restaurants am Park und machen People Watching. Augenscheinliche Ähnlichkeiten zwischen den Bronzefiguren und den Figuren von einigen Passanten und Besuchern sind wohl nur zufällig.
Unsere eigene Walkingtour durch das Stadtzentrum führt uns vorbei an einigen Superlativen von Medellín. Vorbei an der Catedral Metropolitana de Medellín. Der Sitz des römisch-katholischen Erzbistum Medellín ist mit einer Grundfläche vom 5’000 m2 und einer Höhe von 53 m der grösste Lehmziegelbau der Welt. Mit seinen 175 m überragt der moderne Torre Coltejer die Stadt als das höchste Gebäude.
Etwas ausserhalb, ausgerechnet in einem Viertel voller Obdachlosen und Haschischdüfte, finden wir den Árbol de la Vida, den Lebensbaum. Die Skulptur soll das Recht auf Leben, das alle Lebewesen auf der Erde haben, bekräftigen und beleben. Erbaut wurde sie aus 27’398 Messern, die bei Entwaffnungsprozessen in den Stadtteilen von Medellín gesammelt wurden.
Wie in vielen anderen zentralamerikanischen Ländern ist der Nationalpalast in Medellín ein architektonisches Juwel. Das Gebäude fällt durch seine imposante Struktur, seine Holzarbeiten, Beschläge aus Bronze und Schmiedeeisen, Fliesen, Buntglas und Leuchten im Art-déco-Stil auf. Doch dieser hier ist komplett was anderes. Anfang des 20. Jahrhunderts als Hauptsitz wichtiger Regierungsstellen gebaut, gab es dort 88 Post-, Telegrafen- und Finanzämter sowie Gerichte, Justizämter, die Armeebrigade, die Lazarette und das Rechnungsprüfungsamt. Heute beherbergt es das exklusive Einkaufszentrum Palacio Nacional mit Kunstgalerien in den obersten drei Stockwerken. Im Restaurant im Dachgeschoss gibt es für uns ein kühles Bier und großartige Panoramablicke über die Stadt. Im Hintergrund leuchten die roten Ziegelsteinhäuschen an den steilen Hängen.
Unsere Tour findet ein trauriges Ende. Auf der Plaza San Antonio steht eine riesige, zerfetzte Friedenstaube aus Bronze. Sie lässt uns den Schrecken der Gewalt, die noch vor wenigen Jahren die Stadt regiert hat, noch einmal bewusstwerden. Die Skulptur des Künstlers Botero wurde während einem friedlichen Musikfestivals durch eine Bombe zerrissen, während die Menschen ausgelassen feierten und tanzten. Nicht nur die 5 mm starken Metallwände der Skulptur wurden dabei in Fetzen gerissen. Dreissig junge Menschen verloren bei dem Attentat auf grausame Weise ihr Leben. Die Täter wurden nie gefunden. Fernando Botero schenkte der Stadt eine neue Taube, unter der Auflage, dass die Zerstörte als Mahnmal weiter an ihrem Platz bleibt.
Medellín war für uns auf alle Fälle eine Reise wert und: Wir haben uns jederzeit sicher gefühlt.
Wir holen Rocky in seinem Höhenkurort 1’000 Höhenmeter über der Stadt ab und fahren mit ihm zurück in die Stadt. 10 km mit einer durchschnittlichen Neigung von 10 %, das geht ganz schön in die Bremsen. Aber nur in Medellín können wir unseren Propantank auffüllen.
60 km weiter und noch einmal 1’100 Höhenmeter tiefer, zehn Minuten vom Stadtzentrum von Santa Fe de Antioquia entfernt, befindet sich die Puente de Occidente. Die Brücke mit ihrer besonderen Schönheit ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Nach ihrem Bau 1887 war sie die siebtlängste Hängebrücke der Welt. Sie bescherte der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung, indem sie die Bevölkerung mit dem Rest des Landes verband und den Waren- und Personenverkehr vom und zum Meer ermöglichte. Heute ist die Brücke nur noch für Fussgänger, Motorrad und Tuk Tuks offen. Es rattert schön, wenn ein Tuk Tuk über die Bretterdielen Fahrbahn düst.
Santa Fe de Antioquia war über mehr als zwei Jahrhunderte hinweg eines der wichtigsten Zentren der wirtschaftlichen und städtischen Entwicklung der Region. Sie ist die erste gegründete Siedlung und war vor Medellín Hauptstadt des Departements Antioquia. Jede Strasse, jedes Haus, jeder Ort ist reich an Geschichte. Davon zeugt die gut erhaltene Architektur: geräumige Häuser im Kolonialstil mit überwiegend weißen Fassaden, doppelhohe Gebäude mit Balkonen und geschnitzten Holztüren. Bäume, ein von Blumen gesäumten Fussweg, Stühle, Laternen und ein Brunnen verzieren die kürzlich renovierte Plaza Mayor Simón Bolívar im historischen Zentrum. Die Stühle der Restaurants reichen bis weit auf den Platz hinaus. Der wichtigste Treffpunkt der Einheimischen.
Am Morgen werden wir von schweren Regentropfen geweckt. Beim Frühstück prasselt es sintflutartig auf Rocky nieder. Der Rasenplatz auf dem wir stehen wird zunehmend zu einem See. Schnell weg, bevor wir schwimmen müssen. Der Zufahrtsweg ist bereits ein reissender Bach. Durch das Städtchen Santa Fe fliessen Bäche links und rechts und über der Strasse. Motoradfahrer haben sich ein schützendes Dach gesucht und warten ab. Ein Tuk Tuk fährt zögernd durch die Wassermassen und weicht ganz nach rechts in tiefere Pfützen aus, um den Wasserfontänen eines entgegenkommenden Lastwagens zu entgehen. Kein Entkommen möglich.
Der Regen lässt nach. Viele Rutsche, Steine aber auch Erdhaufen liegen auf der Straße. Und dann geht’s nicht mehr weiter. Ein Baum liegt quer über der Fahrbahn. Mit Macheten gehen mehrere Männer ans Werk. Wir packen schon mal unsere Bügelsäge aus. Mit einem Seil versucht ein LKW den Baum wegzuziehen. Da das Seil jedoch eher einer groben Packschnur gleicht, ist da nichts auszurichten. Mit unserem Abschleppgurt und der Power des Lastwagens liegt der Übertäter bald am Strassenrand. Noch während die Autofahrer kleinere Äste von der Fahrbahn wegräumen, setzen die vielen wartenden Motoradfahrer ihre Fahrt fort.
Und es kommt noch besser. Die heftigen Regenfälle der letzten Wochen in Medellín und Umgebung haben viele Erdrutsche verursacht. So stehen wir bald wieder vor einer geschlossenen Straße. Um 2 Uhr soll sie wieder geöffnet werden. Wir entscheiden uns, die drei Stunden zu warten und würfeln einige Runden. Dann um 2 Uhr kommt tatsächlich Bewegung in die Autokolonne. Der direkte Weg bleibt zwar bis auf weiteres geschlossen, aber die Abzweigung Richtung Salgar ist offen. Wohin? «Kein Problem», sagen Sie uns, «folgt einfach den anderen Fahrzeugen nach Salgar und dann weiter nach Ciudad Bolivar». Die Strasse ist schmal und kurvig. Holztransporter, Lieferwagen, Personenwagen und viele Motoradfahrer kommen entgegen. Erde, Felsen, Steine, Bäume mussten weggebracht werden. Teile der Straße fehlt. Da die Grossen kaum kreuzen können, geht es gegen den entgegenkommenden Stau kaum vorwärts.
Kurz vor Salgar zweigt die Karavane ab auf einen einspurigen holprigen Feldweg. Ab hier gibt es glücklicherweise keinen Gegenverkehr mehr. Warum auch immer, uns soll es recht sein. Kurvenreich überwinden wir viele Höhenmeter. Ab und zu fahren wir durch kleine Ansiedlungen mit schönen Häusern, bunt bemalt, mit Blumen geschmückt. Steil geht es neben dem Weg nach unten, tief gehen unsere Blicke ins Tal. Wir sind mitten im Kaffee Land und der wächst hier oben an den steilen Hängen. Wie kann der Kaffee nur in diesem Gelände kultiviert und gepflückt werden? Alles, was wir erkennen, sind Rohre, in denen die Kaffeebeeren nach unten befördert werden.
Der Regen hat ein Einsehen und wartet bis wir wieder festen Boden unter den Rädern haben. Ciudad Bolivar sieht heimelig aus. Trotzdem zieht es uns ein kleines Stück weiter, zurück auf die Strasse, von der wir abzweigen mussten. 7 km wäre der direkte Weg gewesen. Ein Restaurant mit Parkplatz, ein Hamburger und ein Bier später ist Lichter löschen angesagt. Kein Wunder haben wir doch für die rund 60 Kilometer Umweg mehr als 4 Stunden benötigt.
Bis zuoberst an den Hängen wächst Kaffee. Dazwischen immer wieder Bananenstauden; Schattenspender für die Kaffeesträucher. Soweit man sehen kann Kaffee, Kaffee, Kaffee. Am Strassenrand ziehen viele Gärtnereien neue Kaffee Pflanzen. Man kann den Kaffee förmlich riechen. Es ist heute nicht weit bis ins kleine Dorf Jardin.
Am Rande des Dorfs, nur 400 m vom Hauptplatz, liegt das Reserva Natural Jardin de Rocas. Dort soll man den Andenfelsenhahn bewundern können. Im Moment regnet es nicht, also nichts wie los, suchen wir den roten Vogel. Die Wahrscheinlichkeit, den Felsenhahn zu sehen, liegen bei fast 100 %. Das Reservat ist nämlich ein Balzplatz, an dem sich männliche Felsenhähne während der Paarungszeit versammeln, um Balztänze aufzuführen und um die Aufmerksamkeit der Weibchen zu konkurrieren. Und wirklich es sind viele der schönen, roten Männchen da. Sie klicken, stellen ihre Kopfhaube auf und lassen dann ihren Schrei los. Es ist lustig, ihnen zuzusehen. Jetzt, am späteren Nachmittag sind nur die Männchen da. Die Weibchen, eher braun, sollen am Morgen anwesend sein.
Ein kurzer, steiler Spaziergang bringt uns zurück ins Dorf. Vierundzwanzig Häuserblocks, drei tief, ein großer quadratischer Platz; in der Mitte ein Park mit Akazien, Ceiba-Bäumen und Gartenpflanzen, rundherum Restaurants und natürlich eine grosse Kirche, das ist Jardín. Und es ist bezaubernd. Ein buntes, gepflegtes und geruhsames Dörfchen. Fensterrahmen und Balkongeländer der historischen Kolonialgebäude sind mit aufwendigen Holzarbeiten verziert. Sogar auf dem Gehsteig wurden mit Farbe Muster aufgemalt.
Wir haben Glück im Unglück. Normalerweise soll Jardín an Wochenenden vor Touristen überquellen. Da jedoch die einzige asphaltierte Zugangsstrasse gesperrt ist, bleiben dies aus und es herrscht eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Kinder spielen Fussball direkt vor der Kirche, irgendwo werden per Lautsprecher Lottozahlen ausgerufen. Die Einheimischen treffen sich in den kleinen Bars und Restaurants am Dorfplatz, kippen den Stuhl nach hinten und geniessen ihren Kaffee. Zappel-Philipp aus Struwwelpeter hätte seine grösste Freude.
Dann ist es für uns Zeit, das bezaubernde Dorf zu verlassen. Doch die Stasse ist immer noch gesperrt. Da gibt es aber noch einen Ausweg nach Süden, nach Riosucio. 50 km steinige Naturstrasse durch den Nebelwald auf fast 3‘000 Meter. Der tägliche Regen und die vielen Erdrutsche in der Gegend lassen uns aber zögern. Verschiedene Einheimische bestätigen jedoch, dass es eine gute Strasse ist, mit einem wunderbarem Panorama, bedenkenlos zu befahren.
Die Aussicht hinunter nach Jardín und auf die umliegenden Berge ist wirklich fantastisch. Die aufquellenden Wolken weniger. Die Strasse ist nicht schlecht, aber recht holprig. Entsprechend wackelt Rocky durch die grüne Szene. Wir benötigen 5 Stunden 20 Minuten nach Riosucio, fast alles im Trockenen. Gegenverkehr, der an zwei Stellen im Schlamm stecken geblieben ist und erst rausgezogen werden muss, hat unsere Reisezeit verlängert. Zum Glück fährt ein Chivas, rustikaler öffentlicher Bus, voraus und löst die Probleme bei den grössten Schlammlöchern.
Mitten durch Kaffeeplantagen schlängeln wir uns hoch durch die vielen Kurven nach Manizales, dass in einer von Schluchten umgebenen Hügellandschaft liegt. Bei der Suche nach einem geeigneten Parkplatz, lernen wir die steilen, hügeligen Straßen der Stadt kennen. Die Südseite der Plaza de Bolívar wird von der seltsamen, aber beeindruckenden Catedral Basílica Metropolitana de Nuestra Señora del Rosario beherrscht. Der bald hundertjährige, graue Stahlbetonbau ist jedoch nicht gerade eine Schönheit. Schön leuchten jedoch die aus 141 Werkstätten in Italien, Frankreich und Holland importierten Buntglasfenster.
Der Hauptturm der Kathedrale ist 106 m hoch und damit der höchste Kirchturm des Landes. Von seiner Spitze soll die Aussicht auf die Stadt und den aktiven Vulkan Nevado del Ruíz grossartig sein. Aber der Aufstieg auf der scheinbar endlosen Wendeltreppe ist heute geschlossen. Nicht so schlimm, der Vulkan versteckt sich sowieso hinter Wolken.
Nicht weit von der Kathedrale liegt die Plaza de Mercado und hier geht es sehr bunt und interessant zu. Den Strassen entlang haben die Frucht- und Gemüsehändler ihre Waren kunstvoll aufgetürmt. Als wir die Runde Markthalle betreten, stockt uns im Moment etwas der Atem. Anstatt uns zwischen weiteren Frucht- und Gemüseständen wiederzufinden, stehen wir mitten in einer Schlachterei. Schweinehälften und Teile davon hängen an den Haken. Einem ganzen Tier wird auf der Schlachtbank aus rostfreiem Stahl gerade der Kopf abgetrennt. Jeder kann sich nach seinem Wunsch ein Stück aussuchen. Obwohl weit weg von europäischen Hygiene Standards, erscheint alles sehr sauber. Nur die Schweinehaxen in der Schubkarre sehen nicht gerade appetitlich aus. Genug gesehen, wir fahren weiter.
Auf dem Weg durch die Kaffeeplantagen zeigt sich dann am Horizont auch noch das, was wir noch nicht gesehen haben: der schneebedeckte Vulkan Nevado del Ruíz.
Wir sind früh auf, aber die Wachspalmen im Cocora Tal verstecken sich im Nebel. Als wir beim Frühstück sitzen, fallen auch noch Regentropfen. Sollen wir trotzdem den Weg in die Höhe antreten? Der Ranger am Eingang meint: «In 20 Minuten ist der Nebel weg». Na, dann los, der muss es ja wissen. Der Wanderweg führt uns vorbei an Kühen, Ziegen und Pferden hoch in den Palmen Wald. Bis zu 60 Meter hoch ragen die Stämme der Quindío Palmen in den Himmel, sind aber trotzdem nur 20-40 Zentimeter dünn. Wir haben sie nicht nachgemessen, doch beim Hinaufschauen kann es einem schwindelig werden.
Beim Mirador 2 auf einer Höhe von mittlerweile 2’860 m genießen wir erst mal die Aussicht auf das inzwischen nebelfreie Tal und in die grünen Kronen der Palmen. Hier nehmen wir uns Zeit, geniessen einen Kaffee Tinto, machen noch mehr Fotos und treten dann den Weg nach unten an. Beim unteren Mirador kommen uns die Tagestouristen in weissen Turnschuhen und knappen Outfits in Scharen entgegen. Es werden Selfies in allen möglichen und unmöglichen Posen geschossen.
Am Eingang zum Cocora Tal liegt Salento, welches wir uns jetzt auf der Rückfahrt genauer anschauen. Trotzdem das Dorf sehr touristisch ist, lohnt es sich auf jeden Fall, durch die malerischen Straßen zu schlendern und die typische Paisa-Architektur zu bewundern. Die Häuser fallen durch ihre fröhlichen Farbkombinationen und Balkone voller Töpfe mit Blumen auf. Was uns einmal mehr beeindruckt ist der Herzlichkeit und Freundlichkeit der Einwohnen Kolumbiens. Hier in der Kaffeeregion soll dies die geheime Zutat eines der besten Kaffees der Welt sein.
Ein weiteres malerisches Juwel, in der kolumbianischen Kaffeezone, ist Filandia. Nicht so touristisch wie Salento hat der Ort seinen eigenen Charme. Das Herz des Dorfes ist der lebhafte Hauptplatz, umgeben von Cafés, Handwerksläden, kleinen Restaurants und natürlich einer grossen Kirche. Auch in Filandia spazieren wir durch die farbenfrohen Gässchen, allen voran die fein herausgeputzte Calle del Tiempo Detenido, der Straße der stehengebliebenen Zeit, wo jedes Jahr die große Parade zur Feier des 20. Juli, dem Unabhängigkeitstag, stattfindet.
Am Hauptplatz stehen auch einige der coolen Willys Jeeps in unterschiedlichster Ausführung. Dieser Oldtimer ist ein typisches Fahrzeug für die Landwirtschaft in der Kaffeezone Kolumbiens, aber auch für den öffentlichen Verkehr. So steigen wir denn in einen der „Mulas Mecánicas“, der mechanischen Maulesel, und lassen uns zur Finca Playa la Verde fahren. Dort betreiben Vincent und Sandrine, ein französisches Paar, eine Kaffeeplantage. Aber nicht nur Kaffee wird hier produziert, als gelernter Käser stellt Vincent auch leckeren, französischen Käse her. Gut, dass wir davon erfahren haben. Bei der Verkostung läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Ein paar kleine St. Marcelin und ein Stück Raclette Käse dürfen kurz mit auf unsere Reise. Die Käse schmecken uns so gut, dass wir in ein paar Tagen noch eine Ehrenrunde drehen werden, um unsere Vorräte aufzufüllen.
Auf Mi Casita, in Nähe der Stadt Armenia, geniessen wir ein paar Tage Reisepause. Unverhofft sind wir in einem kleinen Vogelparadies gelandet. Der Linienspecht klopft den ganzen Tag an seiner Höhle im toten Baum herum, während oben auf den Ästen abwechslungsweise die Schwarzkopfgeier und die Weisshalsibise sitzen. Das Piepen verschiedenster Tyranne begleitet uns bereits am Morgen beim Aufwachen, während die Gilbdrossel an frühen Abend ihre Gesänge zum Besten gibt. Während dem Tag besuchen uns die Rotkappenspechte, blaue, gelbe und olivfarbene Tangare und Schwarzohrpapageien. Zwischendurch spielen wir mit der kleinen Hündin Fussball. Sie war im früheren Leben bestimmt ein berühmter Torwart.
Auf der Autopista del Cafe fahren wir Richtung Süden. Es wird immer flacher, eine weite Ebene öffnet sich. Die steilen Berge links und rechts ziehen sich weit zurück in den dunstigen Hintergrund. Die Kaffeesträucher weichen erst Zitrusbäumen, später einer Monokultur von Zuckerrohr. Was wohl daraus entsteht? Zucker oder Rum?
Wir sind in Cali angekommen, das offiziell Santiago de Cali heisst. Nur eine weitere Millionenstadt mit kolonialen Gebäuden, Kirchen und historischen Plätzen? Nein, diesmal wollen wir etwas Besonderes. Cali ist nicht nur die Hauptstadt des Valle del Cauca, Cali ist eine Stadt mit einem pulsierenden kulturellen Leben und musikalischen Rhythmen, die sie auf der ganzen Welt berühmt gemacht haben. Cali, die Hauptstadt des Salsas. Bei einem kurzen Rundgang durch den historischen Stadtkern, stechen das frisch renovierte Stadttheater, der Nationalpalast an der palmenbewachsenen Plaza de Cayzedo und die gotische Iglesia La Ermita hervor. Doch damit ist es genug, wir wollen heute den Salsa erleben.
Wir buchen eine Salsa Tour und treffen unserem Guide Juan Camilo auf der Plazoleta Jairo Varela bei der grossen Trompete. Wer gut hinschaut kann tatsächlich die Buchstaben NICHE im Kunstwerk entdecken. In den vier Trichtern kann man die ersten Salsa Rhythmen hören und dazu auf Spanisch viel über den Cali Salsa lesen. Wir lassen uns das im Jairo Varela Museum von Juan erklären. Das Museum ist der Band Niche gewidmet, der wohl bekanntesten Salsa Gruppe von Kolumbien. Wir haben gerade ihre vielen Trophäen und Preise angeschaut, als im Museum ein öffentlicher Salsa Kurs für Anfänger beginnt. Da sind wir dabei und können unsere Grundkenntnisse aus Guatemala auffrischen. 123, 567 geht es im Takt.
Unser nächstes Ziel ist das Museo De La Salsa im Barrio Obrero, dem Quartier, in dem der Cali Salsa entstanden ist. Eine grössere Gruppe, vorwiegend Kolumbianer, wartet auf Einlass. Vor der bunten Tür des Museums wird erst einmal tüchtig Stimmung gemacht. Dann öffnet der Raum. Über 300 Fotos bekannter Salsa Künstler aus Kolumbien, Puerto Rico, Kuba, Venezuela und den USA schauen uns von den Wänden an. Total besitzt das älteste Salsa-Museum der Welt über 40’000 Fotografien von Musiker, die in den letzten 54 Jahren in Cali ihre Musik zum Besten gegeben haben. Natürlich kennen wir keinen einzigen. Leider ist fotografieren im Raum verboten.
Wir erfahren die Geschichte des Salsa in Cali und im Ausland mit verschiedenen, spassig präsentierten Anekdoten. So waren in New York Salsa Bars an Hauptstrassen lange Zeit verboten und wurden zur Tarnung als «Grill» angeschrieben. Nicht wissend, was das Wort bedeutet, haben die Kolumbianer den Begriff übernommen, weshalb «Grill» noch immer als Synonym für Salsa Bar gebraucht wird. Die Erzählungen werden immer wieder mit Musikeinlagen unterbrochen. Sofort sind dann alle Gäste auf den Beinen, singen laut mit und tanzen ausgelassen dazu. Die spürbare Lebensfreude reisst uns mit.
Juan fährt uns anschließend in die Innenstadt. Es ist Freitagabend. Auf den Strassen wird gegessen, getrunken, gelacht, musiziert und natürlich Salsa getanzt. Ein fröhliches Gemisch von Jung und Alt ist im Salsa Fieber, den Rhythmus im Blut. Ein fulminanter Schlusspunkt dieser gelungenen Stadtführung.
Im Atlas Obscura haben wir einen Ort in der Nähe von Cali entdeckt, an dem sich Kobolde, Elfen, Feen und andere Fabelwesen im wahrsten Sinne des Wortes in den Hügeln verstecken. Genau unser Ding. Also fahren wir quer durch Cali und schrauben uns hoch in die Berge. In Leonera haben Tomás und seine Frau ihre Kaffeeplantage in einen verwunschenen Wald verwandelt und gestaltet. Tomás führt uns auf gewundenen Pfaden durch sein Reich voller Biodiversität. Handgefertigte Kreationen sind geschickt in die Natur integriert. Immer wieder schauen uns Gesichter verstohlen aus dem Grün entgegen. Wir sind sicher, bei Vollmond tanzen hier in Bichacue Yath Arte y Naturaleza die Waldgeister mit den Tieren. Wen wundert’s, dass auch verschiede Vögel dieses Paradies ihre Heimat nennen. Wir könnten noch lange weiter schauen, aber wir haben heute noch einen langen Weg vor uns.
Schon vor Cali stockt der Verkehr. Von einem LKW werden Ziegelsteine entladen, von Hand, mitten auf der Strasse. Noch einmal quer durch die Großstadt, einkaufen im Supermarkt und dann schnellstmöglich auf die breite Panamericana, um endlich zügig vorwärtszukommen. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. Baustelle reiht sich an Baustelle, dazu kommt übermässig Verkehr wegen des anstehenden langen Wochenendes. Die stehende Kolonne vor dem Stoppsignal wird links und rechts überholt, so dass die Fahrzeuge am Ende dreispurig anstehen. Dazu kommen noch unzählige Motorräder, die sich kreuz und quer durch die Kolonnen zwängen. Kommt dann der Gegenverkehr, wird reingedrängt was das Zeug hält. Chaos pur, wer nicht mithält, bleibt stehen. Bereits wird es dunkel und gemäß Navi dauert es noch über eine Stunde bis zu unserem Ziel. Auch das ist ungewiss, denn gemäss anderen Stassen Apps sind noch mehrere Baustellen zu erwarten. Das reicht. Wir suchen uns ein einigermaßen ruhiges, sicheres Plätzchen etwas abseits der Straße. Morgen ist auch noch ein Tag.

01.04.2025 – 30.04.2025

01.04.2025 – 30.04.2025