Mexiko IX

México, Tlaxcala, Pueblo, Veracruz, Tabasco, Chiapas, Campeche, Yucatán

01. April bis 30. April 2024

Ein Uber Taxi bringt uns am Ostermontag zurück nach Tepotzotlán, wo uns Rocky – frisch gewaschen – bereits erwartet. Die Rückfahrt aus der riesigen Metropole war erstaunlich schnell, ohne jeglichen Stau. So sind wir früh dran und haben genügend Zeit für einen Spaziergang ins Zentrum des Pueblo Mágico. Die Plaza de la Cruz gibt den Rahmen für das Kennenlernen der ruhigen Stadt mit den einheitlich gelb/roten Häusern vor. Hier finden sich kleine Imbiss- und Marktstände mit allem, für was die Besucher gerne ein paar Peso locker machen.


Riesige Christusfiguren gibt es in Mexiko viele! Manchmal entstehen sie aus intensiver Hingabe, manchmal aus künstlerischer Inspiration. Gelegentlich werden sie errichtet, um den Tourismus anzulocken. In Tepotzotlán ist es der Cristo Gigante de los Nichos. Aufgrund einer Kontroverse mit einem Teil der Bevölkerung, blieb die Statue horizontal liegend auf dem zentralen Platz der Stadt und wurde nicht an seinem geplanten Standort auf dem Tres Cabezas-Hügel installiert. Obwohl unklar ist, ob der 15 m grosse Cristo je auf dem Hügel platziert wird, ist er bereits zu einer sehenswerten Attraktion im Zentrum dieser magischen Stadt geworden.

Wir setzen uns in eines der Restaurants über dem Platz für eine erfrischende Piña Colada. Die Musik spielt laut, kann aber diejenige des Restaurants nebenan nicht vollständig übertönen.

Alles ist bereit, wir schauen auf die Uhr. Da wir noch im Bundesland Mexiko sind, dürfen wir aufgrund von Umweltschutzbestimmungen erst um 11 Uhr losfahren. Die Polizei kennt da mit Ausländern kein Erbarmen.
Zuerst geht’s zum Einkaufen in einen Supermercado. Vielleicht haben wir wieder einmal die falsche Strasse erwischt. Die hier verdient auf jeden Fall die Bezeichnung nicht. Ausgefahrene Spuren, tiefe Schlaglöcher und natürlich unendlich viele Topes. Im Bereich eines Bahnübergang sucht sich jeder seinen eigenen Weg durch den Staub. Wir stehen mitten auf den Geleisen, als der Zug laut tutend angefahren kommt. Ist noch einmal gut gegangen.

Tlaxcala ist der Name des kleinsten Bundesstaates Mexikos. Die Hauptstadt des Staates trägt den gleichen Namen (eigentlich trägt der Staat den Namen der Hauptstadt). Das kompakte Stadtzentrum ist voller Gebäude aus der Kolonialzeit, die in Farben wie gebranntem Orange, Lachsrosa und Senfgelb gestrichen sind. Wir kreuzen in den engen Gassen, um einen Parkplatz zu finden. Aber nicht nur der Staat und die Stadt ist klein, auch die Höhen der Einfahrten zu den Parkplätzen. Doch wir werden fündig.
Vom leicht überhöhten Vorplatz des ehemaligen Convento ergibt sich ein ausgezeichneter Blick auf die älteste Plaza de Toros in ganz Mexiko. Die Stierkampfarena Jorge „El Ranchero“ Aguilar mit Platz für 2’500 Zuschauer ist eine architektonische Schönheit. Hier in der Gegend werden Stiere gezüchtet und so wird die Arena noch immer genutzt.

Die Plaza de la Constitución, auch Zócalo genannt, verfügt über mehrere beeindruckende Kolonialgebäude, darunter die frisch renovierte Kirche San José oder den majestätische Justizpalast, der ursprünglich als Kapelle erbaut wurde. Das wohl wichtigste Gebäude ist jedoch der Regierungspalast. In dessen Innenhof stellen farbenfrohe Wandgemälde die Ursprünge und Kämpfe des legendären Tlaxcalteca-Volkes dar. Geschichten von tapferen Kriegern, die ihre Unabhängigkeit von den gierigen Mexikanern bewahrten, obwohl sie im Alltag dringend Salz und Zucker brauchten.

Die Stadt Tlaxcala liegt am Fusse des 4’420 hohen Vulkans La Malinche. Doch die Nähe zu den Grossstädten Puebla und Mexiko-Stadt hüllt auch hier noch alles in einen schier undurchsichtigen Smog, sodass der riesige Vulkankegel nur schemenhaft zu erkennen ist. Für die Weiterfahrt wählen wir eine schmale Nebenstrasse, die uns näher an den Berg bringt. Aber da sind dichte Rauchwolken von Flächenbränden, die uns wiederum die Sicht versperren. Solche Brände werden meistens von Menschen entzündet. Entweder wird der Strassenrand abgebrannt oder ganze Felder werden im Rahmen «landwirtschaftlicher Tätigkeiten» bewusst angezündet. Die meist unkontrollierten Feuer breiten sich dann ungehindert aus.

Es ist schon später Nachmittag, als uns bei der archäologischen Stätte Cantona das Übernachten auf den Parkplatz verwehrt wir. Im kleinen Nachbardorf Xaltipanapa, nur 2 km weiter finden wir zum Glück einen schönen Platz. Ein Bewohner versichert uns, dass es hier sicher sei und wir gerne für die Nacht bleiben dürfen. Er sorgt sich sehr um uns und will wissen, ob wir noch etwas brauchen: Essen, Wasser, vielleicht einen Kaffee?

Das grosse, aber eher unbekannte Cantona weisst einige faszinierende Merkmale auf, die wir bisher in keiner der Ruinenstätten gesehen haben. So ist die Stadt im Gegensatz zu den übrigen vorspanischen Städten völlig asymmetrisch gestaltet, vermutlich weil sie auf dem Lavafeld eines erloschenen Vulkans erbaut wurde. Ein weites Netz von schmalen Kopfsteinpflasterstrassen mit vielen Treppen führen durch den Ort. Es gibt mehr als 3’000 einzelne Innenhöfe, die vermutlich Wohnhäuser waren, sowie eine kunstvolle Akropolis mit vielen Zeremoniengebäuden und Tempeln. Die Mirador-Pyramide ist am entferntesten in der Stätte. Sie ist ideal, um einen Panoramablick über die weiten Ebenen zu geniessen.
Ganze 3 Stunden benötigen wir für unseren Rundgang durch diese prächtige befestigte prähispanische Stadt, die einst die Handelsroute zwischen dem Altiplano und dem Golf von Mexiko kontrollierte. Faszinierende 3 Stunden, in denen sich uns immer wieder neue Blickwinkel eröffnen auf die alten, grauen Mauern aus Vulkangestein und die grünen Yukapalmen, die sich auf ihnen angesiedelt haben.

War er’s oder war er’s nicht. Von der Spitze der Pyramide aus haben wir im Dunst-Rauch-Smog vage die Kontur eines grossen Berges wahrgenommen. Und eigentlich muss er in der weiteren Umgebung sein, der Pico de Orizaba, auch als Citlaltépetl oder „Hügel des Sterns“ bekannt. Mit 5’636 Metern ist er der höchste Berg Mexikos und der dritthöchste in ganz Nordamerika. Wir finden eine Strecke, die uns etwa 20 km an den schneebedeckten Gipfel heranbringt. Hier ist nicht nur der Pico de Orizaba schön zu sehen, sondern auch der Nachbargipfel Sierra Negra mit seinem grossen Ohr, dem Large Millimeter Telescope. Auf den Gipfel wollen wir nicht mehr, als wir die Bedingungen für eine Besteigung lesen: «Für diese Expedition müssen sie in optimaler körperlicher Verfassung und ausreichend akklimatisiert sein. Der Aufstieg dauert zwischen sechs und acht Stunden, der Abstieg dauert etwa vier. Es ist ratsam, Erfahrung im Umgang mit Steigeisen und Eispickeln zu haben.»

So geht es für uns nicht steil aufwärts, sondern rapide abwärts. Die kurvenreiche Autobahn fällt auf nur 21 km ganze 900 m ab. Manch schwerer LKW hängt kräftig in den Bremsen. Haben wir gestern noch auf 2’500 m.ü.M übernachtet, so sind es heute nur noch 1300 m.

Und dieser Übernachtungsplatz ist etwas ganz besonderes. Wir stehen im Bioparque Technochtitlan in Río Blanco, Veracruz, wo Mario auf dem Grundstück seines Grossvaters seinen Traum am Verwirklichen ist, eine bessere Welt für alle zu schaffen. Seine vielen innovativen Ideen, die er zusammen mit Freiwilligen angeht, sind unglaublich: Ein einzigartiges Glamping-Erlebnis, das unvergessliche Momente, Komfort, Harmonie, Abenteuer und vor allem eine tiefe Verbindung mit der Natur verspricht. Dazu gehört ein Bambus- oder Eichenwaldpfad, Grünflächen für Picknicks, Camping oder Rastplätze auf Bambusplattformen und ein essbarer Wald. Mario steigt mit uns durch den Bambuswald und stellt uns einen Teil seines Traumes vor.
Ein weiteres Standbein sind seine Biokonstruktionen, wie er es nennt. Hierzu zeigt er uns mit berechtigtem Stolz sein Bambusfahrrad und seine tollen Bambusmöbel. Wären wir nicht unterwegs, wir würden uns bestimmt für das eine oder andere schöne Stück interessieren. Wer weiss, vielleicht später einmal, zumal Mario bereits über eine Art IKEA System nachdenkt, um die Transportkosten zu senken.
Im Biopark Technochtitlan glaubt Mario an die Kraft der Gemeinschaft und des kollektiven Handelns, um etwas zu bewirken. ​Hoffen wir, dass es gelingt! https://www.biotechno.life/

Auf der schnurgeraden Maut Strasse geht es weiter hinunter auf Meeresniveau. Mit sinkender Höhe nimmt die Temperatur erheblich zu. Bereits zeigt das Thermometer Temperaturen um die 40° C. Links und rechts des Weges liegen riesige Ananas Plantagen. So verwundert es nicht, dass alle paar Meter an einem Stand die süssen Früchte und Jugo de piña, Ananas Saft, angeboten werden. Das wir uns auf der Autobahn befinden, kümmert hier keinen. Anhalten erlaubt.

Nicht nur Schweizer können Schokolade, auch Mexikaner. Warum auch nicht, schliesslich wächst hier die Kakaofrucht. Die Hacienda Jesús María in Comalcalco ist ein Ort, an dem man mit allen fünf Sinnen in die Kultur von Kakao und Schokolade eintauchen kann.
Morgens um 8 Uhr führt uns Jesus über die Hazienda. Wir erfahren von ihm einiges was wir bei unseren Besuchen bei den Schweizer Schokoladenfabriken nicht mitbekommen haben. So erhalten wir zum ersten Mal ein positives Bild von Mücken. Wenn der Kakaobaum nach 5 Jahren Früchte ansetzt, werden die 5 mm kleinen, orchideenähnlichen Blüten nicht von Bienen, nicht von Schmetterlingen und auch nicht durch Vögel bestäubt, sondern von Moskitos. Wär hätte gedacht, dass diese stechenden Biester für etwas gut sind?
Die Kakaofrucht wächst direkt am Stamm oder den Ästen. Zweimal pro Jahr kann geerntet werden, sie fallen nicht selber herunter. Was nicht von Menschenhand gepflückt wird, bleibt hängen und vertrocknet am Baum. Öffnet man die reife Frucht erscheinen die Kakaobohnen in einer etwas labbrigen Masse. Diese schmeckt zu unserer Überraschung süss mit einer ganz leichten sauren Note. Die Bohnen werden an der Luft getrocknet, danach geröstet, geschält und schlussendlich gemahlen.
Wir dürfen unsere eigene Schokolade herstellen: Geschälte Bohnen mit ein klein wenig Zucker und etwas Zimt in die Mühle, einmal kräftig durchdrehen, fertig ist die 99% Schokolade … hmm!? Im Shop gibt es dann auch Tafeln mit weniger Kakaoanteil, «estilo suizo», nach Schweizer Art, mit Milch. Ein paar Tafeln davon kommen mit in unserem Kühlschrank, damit sie uns nicht davonlaufen bei 40° C.

Die archäologischen Stätten der alten Hochkulturen in Mexiko stellen ein imposantes kulturelles Erbe dar. Waren es bisher Ruinen der Azteken, Zapoteken, Olmeken, Tolteken oder Huicholen, um nur einige zu nennen, so sind es hier auf der Yucatán Halbinsel die Maya Tempel, und das nicht wenige. Die ersten, die wir uns näher anschauen, sind die in Palenque.

Es ist heiss, als wir am späten Nachmittag in Palenque ankommen. Die hohe Luftfeuchtigkeit des Dschungels macht die Hitze nicht erträglicher. Im Pool auf dem Stellplatz ist das Wasser so warm, dass er kaum Erfrischung bringt. Aber im Wasser kann man zumindest nicht schwitzen.
Früh machen wir uns am nächsten Morgen auf in den Nationalpark, in dem sich die archäologische Stätte befindet. Es ist ein immergrüner Dschungel mit üppiger Vegetation, unter der sich noch immer der Hauptteil der prähispanischen Stadt befindet. Nur etwa 5% der geschätzten 1’500 Bauwerke wurden bisher ausgegraben. In der „Innenstadt“ von Palenque ragen auf einer Lichtung mehrere imposante Tempel und ein riesiger Palastkomplex auf. In unmittelbarer Nähe hören wir die Brüllaffen in den hohen alten Bäumen.
Wir besteigen den Templo de la Cruz, geniessen von oben die Aussicht auf Ruinen und Dschungel und versuchen uns die Stadt auf ihrem Höhepunkt vor 14 Jahrhunderten vorzustellen, als viele dieser Bauwerke leuchtend rot gestrichen waren, die Farbe des Lebens der Maya.
Bei einem Blick in den Tempel der Roten Königin Ixik Tz’aka’ab Ajaw erfahren wir, dass die Maya sogar die Körper ihrer toten Adligen rot bemalten. Als Archäologen 1994 diesen Tempel ausgruben, entdeckten sie ein Grab mit den Überresten einer Frau, deren rote Knochen eine Prise giftigen Zinnobers aufgenommen hatten. Es wird vermutet, dass sie die Gemahlin von Pakal «dem Grossen» war, dem wichtigsten Herrscher der Stadt.

Noch haben wir uns an die Hitze nicht gewöhnt, sofern das überhaupt möglich ist. Zu ertragen sind hohen Temperaturen nur während der Fahrt, wenn Rocky’s Klimaanlage auf 24°C herunterkühlt. Und am Meer. Dort weht fast immer ein Lüftchen und das Wasser des Golf von Mexiko heizt sich auch nicht zu stark auf. Mit etwas Glück bläst der Wind auch die abendlichen Moskitos weg, die hier nicht nur Kakaoblüten bestäuben. So geniessen wir ein verlängertes Wochenende an der Playa Montes. Schliesslich waren wir schon ganze zwei Monate nicht mehr am Meer.

Die Tempelanlage von Edzná gilt als eine der schönsten Städte der Maya-Welt. Auf alle Fälle sind viele der Bauwerke stark renoviert. Auch wenn das teilweise fast etwas künstlich wirkt, man kann sich so die ursprüngliche Pracht gut vorstellen. Das Wort Edzná kommt von „Haus der Itzás“, was Archäologen zu der Annahme veranlasste, dass diese Maya-Stadt lange vor der Gründung von Chichen Itzá von der Familie Itzá beeinflusst wurde. Fachleute weisen darauf hin, dass die während der klassischen Periode im Norden und Süden des Maya-Gebiets verwendeten Kalender hier angepasst wurden.
Ein hochaufragender Dachkamm ziert die grösste Pyramide namens Cinco Pisos (5 Ebenen). Jede Treppe war mit komplizierten Glyphenschnitzereien und Resten der Stuckdetails versehen, die noch heute zu sehen sind. Dieses wichtige Gebäude liegt östlich des Hauptplatzes, was darauf zurückzuführen ist, dass die alten Maya dieser Himmelsrichtung grosse Bedeutung beimassen: Dort wird die Sonne, die gütige Sonne, der mesoamerikanische Panther, täglich neu geboren.
Uns gefällt der Tempel der Masken. Dieses unscheinbare Gebäude hat zwei kleine, aber unterschiedliche Masken am Sockel des Tempels, Sie stellen den Sonnengott in zwei Momenten dar: den Sonnenaufgang im Osten und den Sonnenuntergang im Westen. Die Masken bestehen aus Stuck und nicht aus Gips, einem empfindlichen Material, das die Erhaltung dieser Masken zu einem wahren Wunder macht. Reste der roten und blauen Farbe, die zur Verzierung der Masken verwendet wurden, sind intakt.

Eigentlich wollten wir vor den Toren von Edzná übernachten. Da es hier aber weder einen warmen Pool, noch eine Dusche gibt, entscheiden wir uns für die Klimaanlage von Rocky und fahren weiter. Der Weg führt uns durch Hopelchén. Rocky hoppelt über die vielen Topes im Städtchen, aber trotz aufmerksamen Schauens sehen wir keinen einzigen Hasen.

Die Sonne geht schon bald unter, als wir auf den Parkplatz der archäologischen Stätte von Kabah fahren. Golden leuchtet der Palast der Masken durch die Bäume. Obwohl der Park bereits geschlossen ist, lässt uns der Nachtwächter durch das Tor schlüpfen und das ganze aus der Nähe bewundern. Perfekt!
Rasch steigen wir die Stufen des Tempel von Codz Pop, dem Palacio de los Mascarones, hinauf. Im Abendsonnenlicht bietet die Palastfassade mit seinen zahlreichen Chaac Masken einen faszinierenden Anblick. Fast 300 Masken der langnäsigen Gottheit blicken uns entgegen. Leider sind die meisten der riesigen Nasen abgebrochen. Der Fries an der Ostfassade war reich verziert mit sieben menschenähnlichen Skulpturen, die alle dieselbe Figur darstellten, nämlich den Monarch von Kabah. Zwei davon sind heute noch zu bestaunen. Die eine hat keinen Kopf und die andere trägt eine Jaguarmaske auf dem Kopf.
Auch von Kabah wurde bisher nur ein Drittel erforscht. Viele seiner Gebäude liegen noch immer unter dem Dschungel. Wir erkennen mehrere Hügel in der Umgebung, die wohl eigentlich Pyramiden oder Maya-Konstruktionen sind.

Azurblaues Wasser & geheimnisvolles Flair – ein weiteres Highlights der Yucatán-Halbinsel sind die Cenoten. Für die Maya waren die Cenotes heilig und stellten den Eingang zur Unterwelt dar. Die Höhlen galten als Sitz der Götter. Diese Karsthöhlen sind mit Süsswasser gefüllt und wurden durch das Einstürzen der Höhlendecken freigelegt. In vielen dieser Cenoten kann man schwimmen, in manchen sogar tauchen oder aber sie einfach nur von aussen bestaunen.

Wir wollen uns in der wenig bekannten Cenote Kankirixché abkühlen. Doch der Weg dorthin will verdient sein. Ziemlich ruppig geht es ab der Strasse auf einen Naturpfad. Bald führt diese schnurgerade und etwas erhöht durch das wilde Dickicht. Wir sind uns sicher, wir fahren auf einem Sacbé, einer dieser geraden weisse Strasse, die von den Mayas gebaut wurde, um ihre wichtigsten Städte zu verbinden.
Die halboffene Cenote ist für uns ein Volltreffer. Vom Parkplatz aus ist nur ein Zaun zu sehen und ein paar Iguanas, Echsen, die an der Sonne legen und das Weite suchen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Das kristallklare Wasser liegt 15 m tiefer. Lange Wurzeln reichen von der Decke bis zum Wasser, daneben gibt es eine Fülle von Stalaktiten. Jetzt, kurz vor Mittag erreichen die Sonnenstrahlen das Wasser und sorgen für grossartige Lichteffekte. Schnell sind wir in den Badehosen und ab geht’s ins erfrischende Nass. Erst jetzt bemerken wir das emsige Treiben der Schwalben, die an der Decke nisten und ihre Runden fliegen, um die Jungen zu füttern.

Mérida ist die Hauptstadt des Bundesstaats Yucatán. Nicht verwunderlich also, dass es im Zentrum sehr pulsierend und lebendig zugeht. Mérida ist wohl die meistbesuchte Kolonialstadt auf der Halbinsel Yucatán. Soll heissen: Mérida ist touristischer als wir es erwartet hatten. Dennoch gefällt es uns sehr gut: Die vielen bunten Strassenzüge und das koloniale Flair sind einfach zu schön.
Bevor wir die Schönheiten der Stadt geniessen, soll sich ein Hautarzt Marcels Bein begutachten. Zu unserem Erstaunen kommen wir ohne lange Wartezeit nicht nur zur Begutachtung, sondern auch gleich zu einer Behandlung. Alles okay. Anschliessend suchen wir ein Optiker. Die Beschichtung der Brillengläser hat sich gelöst. Damit wir auch weiterhin viel Schönes sehen können, müssen wir die Gläser ersetzen. Nach dem unsere bescheidenen Spanischkenntnisse auch dafür ausgereicht haben, setzen wir uns zufrieden in einen schattigen Innenhof, um den aufgekommenen Durst zu stillen. Umgeben von Kunstwerken lassen wir uns vom Ventilator durchblasen.
Kreuz und quer laufen wir durch das historische Zentrum von Mérida. Einfach schön, diese farbigen Häuser mit ihren Stuckaturen, den massiven Holztüren und den schmiedeeisernen Gittern vor den Fenstern. Das Kabelwirrwar entlang und über den Gassen passt nicht ganz dazu.

Von einem Einheimischen erfahren wir von den täglichen Kulturveranstaltungen von Merida Tourismus. Am Montag ist Vaquería Yucateca Abend. Zu bewundern gibt es die Jarena, einen typischen Tanz der Region. Die Reigen haben Geschichte, wie zum Beispiel der Bandtanz, bei dem alle Teilnehmer während des Tanzes mehrere farbige Bänder ineinander verweben. Dieser Tanz stammt aus Europa und wurde wie andere Elemente zur Yucatecan-Tradition hinzugefügt. Interessant wird es, als die Tänzer beginnen, mit ihren Glück zu spielen. Sie stellen ein Tablett mit einer Flasche und vier vollen Gläsern auf ihren Kopf und fordern in wirbelndem Tanz die Schwerkraft heraus. Zwischen jedem Tanz werden lustige Geschichten erzählt, besser bekannt als „Bombas“. Hier reicht allerdings unser Spanisch nicht aus, um mitzulachen.
Im Parque de Santiago findet jeden Dienstag ab 20:30 Uhr eine Aktivität namens „Musical Remembrances“ statt, bei der jedermann im Rhythmus der 40er-Jahre tanzen kann. Alt und jung scheint da zu sein, Einheimische und Touristen. Und so ist die Tanzfläche beim ersten Ton der Livemusik auch schon voll. Es wird getanzt. Lebensfreude pur…

Zu den Traditionen der alten Mayas gehört das Juego de Pelota, das Ballspiel. Am Samstag wird ganz in der Nähe unseres Stellplatzes eine Darstellung des „Pok Ta Pok“ gegeben. Es war ein Ballspiel, das mehr als eine Sportart darstellte, ein wahres Ritual, mit dem sie sich für die gute Ernte bedankten und auch die Götter um ihren Schutz baten.
Der bei diesem Ritual verwendete Ball besteht aus Gummi. Die Krieger werden in zwei Teams aufgeteilt, die den Ball in einen der Steinringe schiessen müssen, die an verschiedenen Stellen des Spielfelds in einem bestimmten Abstand vom Boden platziert sind. Die Komplexität ist, dass der Wurf nur mit der Hüfte erfolgen soll und der Ball nie den Boden berühren darf. Diese Krieger mussten stark sein, weil sie die Götter selbst repräsentierten. Manche Wissenschaftler glauben, dass die Sieger geopfert wurden, andere, dass die Verlierer dieses Schicksal traf. Sicher ist nur, dass nicht selten Blut im Spiel war, menschliches Blut. Auch wenn es der Tod selbst war, war es für den Teilnehmer eine Ehre, sein Leben vor seinen Göttern zu opfern.
An der heutigen Vorführung wird hart um den Sieg gekämpft, aber es fliesst zum Glück kein Blut. Und doch gibt es einen Höhepunkt nach dem eigentlichen Spiel. Der Kautschuk Ball wird angezündet und mit ungeschützten Händen einander zugespielt.

Das Wetter in Mérida variiert das ganze Jahr über von warm bis sehr warm. Der April ist wohl der wärmste Monat im Jahr uns so fühlt es sich für uns eher nach sehr warm bis heiss an. Da gibt der kleine Pool im Hostal Ermita nur eine nasse Erfrischung. Da wir mehr als eine Woche auf unsere Brillen warten müssen, nehmen wir uns ein paar Tage Auszeit an den Stränden bei Progreso/San Crisanto und Celestún. Am Meer ist es wenigsten ein paar Grad kühler. Etwas abkühlen bei nur noch 30 Grad. Sehr angenehm. Und ein angenehmes Lüftchen trocknet die Schweissperlen.

In den Lagunen von Celestún sollen sich die Flamingos auf die Füsse treten. Von der Strasse sehen wir jedoch keine. Auch die Touristenboote für die Ausflüge in die Lagune liegen fest vertäut am Ufer, die Bootsführer spielen Fussball. Scheint kein guter Touristentag zu sein. Vermutlich ist es auch den Flamingos zu warm und sie sind bereits weitergezogen. Auch eine Holperfahrt weiter der Lagune entlang bringt nicht die gewünschte Sichtung.

Da ist der Ausflug nach Progreso erfolgreicher. Nahe der Küste wechselt die öde, steinige Karstlandschaft in Sumpfgebiet, Wettland. Beidseitig der Strasse ist Wasser, meist in rosa, mit Büschen wie kleine Inseln, Mangroven. Halt, was war das? Kleine Kolonien von Flamingos stehen im seichten Wasser und suchen nach den kleinen Krebsen, die ihnen ihre Farbe verleihen. Nicht nur rosa sondern eher rot leuchtend waten sie im Wasser.

Auf dem Rückweg nach Mérida suchen wir wieder die Lagune nach Flamingos ab. Blaues Wasser auf der Meerseite und rotes auf der Lagunenseite, Fischer und kleinere Dörfer entdecken wir, aber keine Flamingos.

Hurra, wir haben wieder neue Brillengläser, durch welche sich die Welt in aller Pracht erkennen lässt. Und wir sehen damit wieder einmal riesige Agavenfelder. Diesmal wird daraus kein Tequila oder Mezcal gebrannt und auch kein Pulque gewonnen, die Blätter dieser Agaven liefern die Sisalfasern. In Yucatán werden traditionelle Hemden aus einem Gemisch von Sisal und Baumwolle (von Baumwollbaum) gewoben. Sie sollen in der Wärme angenehm zu tragen sein und durch eine besondere Ausdünstung Mücken abwehren.

Wie man Garn spinnt und webt, wissen wir. Aber wie wird aus einem Agavenblatt ein Sisalfaden, eine Sisalschnur oder gar ein dickes Sisalseil, welches ein grosses Schiff halten kann? Die Antwort finden wir in der Hacienda San Lorenzo in Aké. Die halb verlassene Henequen-Hazienda aus dem Jahr 1912 stellt noch heute Seile mit Maschinen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert her. 2002 hat der Hurrikan Isidor das Dach der herrschaftlichen Produktionshalle und Teile der Maschinen zerstört, trotzdem geht die Fabrikation weiter.
Der Schredder, mit dem die Fasern aus den Agavenblättern gequetscht werden, steht jetzt unter freien Himmel und wird bei Regen mit einer Plane abgedeckt. Die Karden und die Verdrillmaschinen befinden sich in einem benachbarten Gebäude. Alles scheint in einem schrecklichen Zustand, aber es funktioniert und es lohnt sich, einen Blick in diese antike Fabrik zu werfen. Hier gibt es keine Elektronik und das einzige elektrische sind der Motor, der Ein-/Ausschalter und die Lampen an der Decke. Wir geniessen eine Führung in der uns der gesamte Prozess von der Pflanze zu den Seilen spannend erklärt wird.

Von Aké, das auch eine prähispanische Stätte hat, führt ein Sacbé schnurgerade nach Izamal. Dieser ist aber nicht öffentlich befahrbar und so nehmen wir den Umweg über die geteerte Landstrasse. Izamal ist eine wunderschöne Kolonialstadt, die Mitte des 16. Jahrhunderts auf den Überresten einer alten Maya-Stadt gegründet wurde. Die meisten seiner historischen Gebäude und Häuser sind auf Wunsch der Behörden und Nachbarn gelb und weiss gestrichen, was der Stadt ein Bild von Eleganz und Charme vergangener Epochen bewahrt und ihr eine herrschaftliche Note verleiht.
Auf dem Plateau des grössten Hügels der Stadt thront das Kloster San Antonio de Padua mit seinem grossen Vorhof. Es soll eines der wichtigsten und majestätischsten Gebäude in Mesoamerika sein.

Nach soviel Stadt ist eine Abkühlung gefragt. Für ein kühles Bier ist es noch zu früh, aber wozu gibt es hier überall erfrischende Cenoten. Mit ihren senkrechten Wänden und den 40 Metern Durchmesser ist die 45 m tiefe Yokdzonot-Cenote wiederum ganz nach unserem Geschmack. Die Touristen aus dem Tourbus, der auf dem Parkplatz steht, sind gerade dabei den Ort zu verlassen. So wird es ruhig im blauen Wasser. Mit den hier obligatorischen Schwimmwesten – die meisten Mexikaner können nicht schwimmen – können wir während der Abkühlung entspannt die Natur betrachten und erspähen einige Türkis-braue Motmot, mit ihren lustigen, wimpelartigen Schwanzfedern.

Die Stadt Chichén Itzá war die mächtigste Stadt des Maya-Reiches. In berühmter Gesellschaft mit architektonischen Wundern wie der Grossen Mauer in China, Machu Picchu und dem Taj Mahal auf der Liste der Sieben neuen Weltwunder. Es ist einer der symbolträchtigsten Orte des Mexikos, ein Ort, den wir uns auf unsere Reise durch das Land nicht entgehen lassen wollen. Andererseits machen seine günstige geografische Lage Chichén Itzá zu einem der meistbesuchten archäologischen Orte auf der Halbinsel Yucatan.
Wir stehen vor 8 Uhr am Tor sind von den ersten, die auf das Gelände eingelassen werden. So bleiben uns rund 2 Stunden, bis die Heerscharen mit den Ausflugsbussen ankommen. Tatsächlich haben wir die Tempelanlage noch fast für uns allein.
Das Hauptgebäude ist El Castillo. Diese Pyramide ist 30 Meter hoch. Sie verfügt über 4 Treppen mit jeweils 91 Stufen, also 364 Stufen, die zusammen mit der oberen Plattform die Tage des Jahres darstellen. Am Fuss der Treppe befinden sich zwei Schlangenköpfe, die auf den Gott Kukulkán verweisen. Zur Sonnenwende im Frühjahr und Herbst schlängelt sich ein Schlangen gleicher Schatten die Treppen der Pyramide herunter. Dies symbolisiert den Abstieg des Kukulkán, der für die Maya den Beginn der Regenzeit bedeutete.


Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Ruinenstadt zählen El Grupo de las Mil Columnas, das Observatorium, das Convento de las Monjas, das Juego de Pelota, die Plattform der Schädel und der Tempel des Jaguars. Das wichtigste Element jedoch ist die heilige Cenote, wo das gesamte Maya-Gebiet Chaac, den Gott des Regens, verehrte. Die Mayas betrachteten es als Eingang zur Unterwelt.
In der Zwischenzeit sind am Haupteingang die Touristen Busse angekommen. Massen gruppieren sich bereits auf dem offenen Platz vor dem El Castillo. Ausgestattet mit einheitlichen Sonnenschirmen versperren die geführten Touren sich und allen andern die Sicht. Für uns kein Problem, wir haben die grosse, sehr schöne Stätte bereits im Detail entdeckt, erlebt und genossen.

Doch so ganz alleine waren wir morgens um 8 Uhr nicht. Durch einen Nebeneingang wurden hunderte von Souvenirverkäufer eingelassen. Auf kleinen Karren ziehen sie ihre Waren kistenweise hinter sich her. Der eigentliche Stand, bestehend aus Ständern und ein paar alten Bretten steht zerlegt irgendwo im Gebüsch. Während wir durch die Ruinen gehen, bauen die Händler fleissig auf, dekorieren und legen ihre Kostbarkeiten aus. Holzmasken, Holztiere, Pyramiden und Schmuck, Gewobenes. Allerhand Kitsch, aber auch schöne, handwerkliche Arbeiten. Und dann versuchen sie ihre Waren an den Tourist zu bringen. Alle Sprachen sprechen sie; englisch, französisch, deutsch, selten spanisch. Und alles ist billig, nur 1 Dollar, 20 Peso. Es wirkt beschämend, nur 1 Dollar für eine handgeschnitzte 15 cm grosse Holzmaske wollen sie von den reichen Touristen aus dem Norden.

Uns bringt der Tag nicht mehr weit. Aufgrund der Temperaturen ist Abkühlung in einer Cenote angesagt und die finden wir mitten in der Stadt Valladolid. In dieser Region sagt man, dass ein Besuch in Valladolid, ohne die Cenote Zací zu sehen, so ist, als würde man nach Paris reisen und den Eiffelturm nicht sehen. Dem wollen wir nicht nachstehen und stürzen uns nur zu gerne ins erfrischende Nass der grossen, halboffenen Höhle.
Ein Spaziergang durch die Strassen mit ihren bunt bemalten Herrenhäusern bringt uns zum gemütliche Hauptpark, dem Parque Principal Francisco Cantón Rosado. Wir setzen uns in den Schatten seiner Lorbeerbäume und beobachten Einheimische und Fremde. So manchen Tourbus macht auf seinem Rückweg von Chichén Itzá in die Touristenhochburgen an der Rivera Maya hier einen Zwischenhalt. Schnell die Beine vertreten, ein Helado an einem der Stände und weiter geht’s. Ab und zu springt ein Tourbegleiter suchend nach vermissten Fahrgästen umher. Dann sind alle Busse weg. Es wird kurz ruhig im Park, bevor am frühen Abend die Vögel mit ihrem lautstarken Gezwitscher die Atmosphäre erfüllen und das Ende des Tages ankündigen.

Seit wir Fotos von Las Coloradas gesehen haben, wissen wir, dass wir nachsehen müssen, ob diese Farben echt sind. Las Coloradas sind die natürlich ausgebeuteten Salinen des zweitgrössten Salzbergwerk Mexikos und besteht aus nicht weniger als 24 Becken. Das Meerwasser durchströmt sie etwa zehn Monate lang, während es verdunstet und sein Salzgehalt steigt. Die Farbe des Wassers ändert, wenn der Salzgehalt variiert: grün, braun, hellgelb, orange … Zusätzlich zur Farbe steigt auch die Temperatur und erreicht 45 Grad in den letzten Becken.
Für das hübsche Rosa verantwortlich sind Mikroorganismen namens Haloarchaea, die sich in der salzgesättigten Umgebungen entwickeln und Pigmente produzieren, die dem Wasser einen rosa Farbton verleihen. Andere Faktoren dieses Spektakels sind die Kristallisation des Meersalzes, die die Sonne stärker reflektiert und der feine weisse Sand am Grund. Ein vom Menschen unterstütztes Naturschauspiel.
Las Coloradas befindet sich in einem privaten Bereich, Eigentum der Salinera de Yucatán. Der Zugang ist erlaubt, aber nur mit Führer und gegen recht stolze Gebühren. Die erste lässt sich noch vermeiden. Statt den happigen Eintritt auf den kleinen Turm mit Aussicht auf die farbigen Becken zu bezahlen, klettert Marcel kurzerhand auf das Dach von Rocky und sieht von dort fast das gleiche.

Aber dann wollen wir ins Biosphärenreservat Ría Lagartos. Hier leben neben den erwähnten Mikroorganismen auch der Artemia oder „Salzgarnele“, ein Krebstier, das für die rosa Pigmentierung der Flamingos verantwortlich ist, die sich von ihm ernähren. Entsprechend wird das Schutzgebiet von den Flamingos frequentiert und die wollen wir sehen. Doch an der Schranke ist Schluss. Weiter geht es nur mit Führer und 1’000 Peso Gebühr pro Person (das ist teurer als in Chichén Itzá). Wir erklären den Wärter unschuldig, dass wir eigentlich nur nach El Cuyo fahren wollen und dass das wohl die Strasse dorthin sei. Schlussendlich erlaubt er uns die Durchfahrt für nur 200 Peso mit dem Versprechen nie anzuhalten und keine Fotos zu machen. Die Frage nach dem Zustand der 35 km langen Naturstrasse beantwortet er positiv: «Mit eurem Fahrzeug seid ihr in 40 Minuten durch».
Abgemacht ist abgemacht. Wir halten nie an, zumindest nicht im Gebiet der Saline. Aber wir fahren ganz ganz langsam, zumindest dort wo wir Flamingos sichten. Na ja, das mit den Fotos ist so eine Sache, vielleicht haben wir das ja auch nicht richtig verstanden. Die ganz grosse Gruppe der stolzen rosa Vögel ist dann sowieso so weit weg, dass wir sie von Auge kaum sehen können.

Erst im eigentlichen Biosphärenreservat halten wir wieder an. Öfters, denn da wird der an sich gute Weg plötzlich so von Gebüsch eingeengt, dass Rocky kaum mehr durchpasst. Es kratzt schmerzhaft an Rocky’s Aussenhaut und wenn links und rechts gleichzeitig dickere Äste in die Durchfahrt stehen, kommt unsere kürzlich erstande Baumschere zum Einsatz. Auf den restlichen 17 km bis El Cuyo tritt kaum eine Veränderung auf. Uff. Als dann ein Einheimischer mit seinem Quad passieren will, hilft nur noch der grobe Einsatz seiner Machete. Nach fast genau 3 Stunden erreichen wir El Cuyo.

Das Fischerdorf El Cuyo ist eine Anomalie an einem der begehrtesten Meere der Welt. Es liegt genau dort, wo die Karibik den Golf von Mexiko dominiert und ihm ihre türkisfarbene Farbe verleiht. Und es ist wahrscheinlich die letzte Festung auf der Halbinsel Yucatan, die noch nicht in die Fänge der touristischen Entwicklung geraten ist. Stromausfälle sind häufig, der einzige Geldautomat wurde 2022 installiert, manchmal funktioniert er. Ausserhalb der Hauptstrasse fällt der Asphalt auf, da er nicht vorhanden ist, die Strassen sind sandige Strandwege. Das ist El Cuyo, das letzte und farbenfrohe Stück Paradies im Golf von Mexiko.

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