Baja California Sur
28. Dezember 2023 bis 31. Januar 2024
Zum Glück hat die Playa La Gringa einen Kieselstrand. So konnten wir dort keine Wurzeln schlagen.
Zurück auf der MEX 1, der Transpeninsular, die durch die ganze Halbinsel führt, füllen wir in Guerrero Negro Frischwasser und Lebensmittel und leeren unsere vollen Abwassertanks. Nach über einer Woche haben wir hier endlich wieder einmal Internet und können mit unseren Kindern telefonieren. Weihnachten ohne Kontakt zu ihnen war schon sehr speziell.
Der alte Leuchtturm steht weit draußen. Erreichbar ist er auf einem Damm, der mitten durch Marschland führt. Links und rechts der Naturstrasse stehen viele Wasservögel im oder am Wasser. Weisse, graue und blaue Reiher, Kormorane, verschiedene Enten, kleinere und grössere Wasserläufer mit kurzen oder langen Schnäbeln. Beim Leuchtturm befreit eine Gruppe Einheimischer gerade Austern aus Säcken und sortiert sie. Mit Freude erklären uns die Mexikaner ihre Arbeit. Die Kleineren kommen in die Säcke und anschließend in die Kulturen im Meer. Die Grossen werden zum Verkauf in die USA vorbereitet.
In der Ferne sehen wir die weissen Salzberge von der Saline. In der Umgebung von Guerrero Negro liegen die Salzfelder der Exportadora de Sal (ESSA) GUERRERO NEGRO, der grössten Salinen der Welt. Ausser den Salzbergen und ein paar riesigen Lastwagen wird aber alles von hohen Mauern abgeschirmt. Auf unserem Weg zur Ojo de Liebre kreuzen wir dann aber das Gebiet der Saline. Salzfelder und deren Abbau sehen wir immer noch nicht, dafür zeigt uns der Pförtner an der Eingangsschranke seine schönen Kunstwerke aus Salzkristallen.
Ojo de Liebre ist eine von drei Kinderstuben der Grauwale in der Baja Califonia. Wir sind noch etwas früh, die Wale sind noch nicht angekommen. Im Januar sollen die ersten erscheinen. Wir stellen uns ans Meer. Mal schauen, ob sich in den nächsten Tagen ein Wal zeigt.
Bereits am nächsten Tag erkennen wir eine Wasserfontäne am Horizont und dann auch einen dunklen Rücken. Ja, ein Wal, er zeigt sich noch ein zweites Mal, bevor er in der Tiefe verschwindet.
Zwei weitere Tage suchen wir gespannt mit den Ferngläsern die Bucht ab, ohne Erfolg. Viele verschiedene Wasservögel stelzen am Morgen auf der Suche nach Futter vor uns am Ufer umher, zwei Delfine schwimmen gemächlich bei uns vorbei. Aber kein weiterer Wal weit und breit. Dafür schwirrt ein Kolibri um uns herum. Schnell hängen wir ihm unsere Futterstation an den nächsten Kaktus. Aber dem kleinen Hummingbird gefällt unsere Blume nicht. Er ist wohl zu sehr an die schmalen, langen Blüten des Ocotillo Kaktus gewöhnt.
Wie Weihnachten feiern wir auch die Ankunft des neuen Jahres im Stillen. Ohne Silvesterstadel und Dinner for One, ohne Feuerwerk, dafür unter einen Himmel mit Tausenden von Sternen gleiten wir ins neue Jahr. Viel, sehr viel durften wir wieder entdecken, erleben und geniessen im vergangenen Jahr auf unserer Reise von Mexiko ans Eismeer und zurück. Und das neue Jahr? Was wird es uns bringen auf dem Weg weiter in den Süden? Wir werden sehen. Kurzfristig hoffen wir erst einmal auf die Grauwale.
Am Neujahrsmorgen kommen erst mal die beiden Delfine wieder vorbei. Und dann heisst es für Marcel: Ab ins kalte Wasser zum alljährlichen Neujahrsschwimmen. Na ja, so kalt wars dann auch wieder nicht. Am Nachmittags zeigen sich dann tatsächlich auch die Wale, wenn auch in grosser Entfernung. Drei, vier, vielleicht fünf der mächtigen Tiere ziehen für uns ihre Show ab. Fontänen, Buckel, Schwanzflossen. Und wir sind uns sicher, dass da mindestens einer sogar hoch aus dem Wasser gesprungen ist. Aber sie schwimmen nicht in die Lagune, sondern aus der Bucht heraus in den Pazifik.
Also verlassen auch wir Ojo de Liebre und versuchen unser Glück weiter südlich bei Punta Abreojos an der Bahía Ballenas. Hier in der Walbucht (Ballena = Wal) ist der Eingang in die Lagune San Ignacio, der zweiten Grauwal-Geburtsstube. Wo Wale im Namen stehen, sind auch Wale im Wasser, hoffen wir vergebens. Wiederum fischen viele Pelikane direkt vor unserer Haustüre, zwei Seelöwen schwimmen immer mal wieder vorbei, sogar einen Osprey (Raubvogel) beobachten wir beim erfolgreichen Fischfang. Surfer zeigen ihr Können in den nicht gerade überwältigenden Wellen, eine Paddlerin will sogar eine Schildkröte im Wasser gesehen haben. Aber Wale zeigen sich keine.
Die Baja California Sur verfügt über vielfältige Naturschönheiten und beeindruckende Kontraste. Wir durchqueren einmal mehr die Wüste und kommen an einem Ort mit einer Oase voller Palmen an.
San Ignacio hat eine wunderschöne Kolonialmission aus der Zeit der Missionare. Sie wurde aus 120 Zentimeter dicken Vulkangesteinsblöcken erbaut, wodurch sie nahezu intakt erhalten blieb. Die Fassade ist mit Flachreliefs und Nischen mit Heiligenskulpturen verziert. Im einfachen Inneren sticht der große Altar aus geschnitztem und vergoldetem Holz hervor.
Vor der Kirche lädt der kleine zentrale Park des sehr ruhigen Städtchens zum Verweilen ein. Hier befindet sich auch eine Agentur, die Ausflüge zu den Grauwalen in der Laguna San Ignacio anbietet. Dort erfahren wir, dass wir noch viel zu früh sind. Bisher wurde erst eine Grauwaldame gesichtet, die zwar wohl schwanger ist, aber öfters noch die Lagune verlässt. Bootstouren, bei denen auch sicher Wale mit ihren Jungen zu sehen sind, werden erst in 10 Tagen angeboten.
Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz sind Tina und Andre aus Dresden mit ihren zwei Töchtern, die mit ihrer kleinen Westfalia Nugget Familienkutsche für ein Jahr durch Nordamerika touren. Wir haben lange und lustige Gespräche zusammen und verweilen noch etwas unter den Dattelpalmen in der schönen grünen Oase. Nur die Nächte sind hier mit Temperaturen von gerade mal 2°C unangenehm kalt.
Keine 200 km von hier gibt es an der Bahía Concepción die schönsten Strände, an denen sich die Wartezeit auf die Wale verkürzen lässt. Von dort können wir in 2.5 Stunden zurück sein, sobald die riesigen Meeressäugetiere angekommen sind. (Man merkt: nach der langen Zeit in Kanada und den USA haben Distanzen für uns eine andere Bedeutung.)
Der erste Strand, den wir sehen, ist eine lange, geschwungene Bucht zwischen zwei Hügeln, die vielbesuchte Playa Santispac. In der Bucht liegen einige Segelschiffe vor Anker. Haben die sich wie wir vor dem heftigen Wind hierhin verzogen? Wie die meisten Strände in Baja California ist es ein Campingplatz direkt am Strand und dieser ist voll mit grossen amerikanischen Wohnwagen. Zwischen zwei der Ungetüme bleibt genügend Platz für uns und Rocky. Ganz in der Nähe haben auch André, Tina und ihre Kids einen Platz gefunden.
Wir treffen Rainer und Susanne wieder, die in einem Bruder von Rocky unterwegs sind. Sie waren bereits an der Südspitze der Baja und sind wieder unterwegs nach Norden. Während wir zusammen Erfahrungen austauschen, schwirren Kolibri um unsere Köpfe. Zurück bei Rocky schwebt einer der Kleinen bereits vor dem Fahrzeug und betrachtet das Schweizerkreuz. (Kolibris stehen auf rot.) Nein mein Lieber, das ist keine Blume, da gibt’s keinen Nektar. Bevor er mit seinem spritzigen Schnäbelchen Schaden anrichtet, hängen wir schnell unseren Hummingbird-Feeder auf.
Neben zwei Restaurants verfügt der Strand auch über einen Markt und der kommt täglich direkt bei uns vorbei; der Vermieter der Paddelboote, die Verkäuferin mit Früchten und Gemüse, der Fischer, der Teppichhändler aus Oaxaca und der junge Mann mit den Schokolade- und Orangenkeksen, die seine Mutter jeden Tag frisch bäckt.
Der Sand ist weiß, das Wasser ist hellblau, wir wollen sofort das Fahrzeug verlassen und ins Meer gehen, als wir die Playa El Requesón erreichen. Es gibt nichts zu befürchten, sehr sanfte und ruhige Wellen, keine Algen, alles ist ruhig, alles ist perfekt zum Schwimmen und zum Genießen der Sonne.
Am Ende der Sandbank sonnt sich eine Gruppe von Pelikanen. Es scheint reichlich Fisch zu geben in der Bucht. Grössere Schwärme von Pelikanen sind auf Beutefang und fliegen Sturzflug. Zwei Delfine durchkämmen das Wasser, wohl ebenfalls auf der Suche nach Futter. Die Sandbank wird immer mehr zum festen Durchgang auf die kleine Insel. Bei Ebbe ist sie leicht zu Fuß erreichbar ist.
Auch hier werden wir wieder direkt am Wohnmobil bedient mit allerhand Waren inklusive der feinen Orangenkekse. Diesmal mieten wir zusammen mit den Dresdnern ein Kanu und wagen uns zu den Pelikanen aufs Wasser. Es ist eindrücklich, die grossen Vögel aus nächster Nähe ins Wasser stürzen zu sehen.
Mit einer Einheimischen sprechen wir über die Wale, die wir unbedingt erleben möchten. Glaubwürdig erklärt sie uns, dass die Grauwale zwar etwa Mitte Januar in den drei Lagunen ihre Kälber zur Welt bringen, diese aber in den ersten Wochen verborgen halten. Erst Ende des Monats besteht die reelle Chance die Mütter mit den Jungen zu sehen. Trotz der schönen Strände ändern wir unseren Plan und fahren erst mal weiter in den Süden.
Loreto gilt als die älteste menschliche Siedlung auf der Baja-Halbinsel und beherbergt die erste erfolgreiche Jesuitenmission aus dem Jahr 1697. Diese reiche Geschichte ist gut erhalten geblieben und zeigt sich im bezaubernden Loreto von heute. Loreto, seit 2012 ein Pueblo Mágico, ist eine charmante kleine Stadt, mit farbenfrohen Gebäuden, Kopfsteinpflasterstraßen, lebendigen Plätzen bis hin zu der von Bäumen gesäumten Fußgängerzone. Enttäuschend ist einzig der Malécon (Strandpromenade), wo sich nicht einmal ein Lokal für eine Margarita im Sonnenuntergang finden lässt.
El Puentito de Agua Verde ist eines der nicht ganz so gut gehüteten Geheimnisse der Baja: ein unberührter, schwer zugänglicher Strand mit leuchtend grünem Wasser auf beiden Seiten.
Über zweieinhalb Stunden fahren wir von der Carretera Transpeninsular auf einer einsamen, intensiven, holprigen, kurvigen und steilen Schotterstrasse. An einigen Stellen ist die Fahrbahn bis auf Fahrzeugbreite weggespült und daneben fällt der Hang fast senkrecht ab. Nichts für schwache Nerven! Und noch ein Schmankerl zum Schluss: auf den letzten die 100 m fällt der Weg geschätzte 30% steil ab.
Aber dann sind wir da und finden ein schönes Plätzchen auf der gut besetzten Landbrücke. In der Bucht ankert eine grosse Motorjacht, die Pelikane stürzen sich in die Fluten, Truthuhngeier und Fregarvögel segeln über uns. Eigentlich wie gehabt. Hier sehen wir zum ersten Mal auch Tölpel, die nach Fischen jagen. Wir besteigen den Hügel auf der Gegenseite. Er ist nicht hoch, nur gerade mal 70 m, aber er gibt die Sicht frei auf unzählige Buchten und auf das schroffe Küstengebirge, durch das wir hierher gefahren sind. Und dann sieht Erika sie plötzlich. Ein grosse Gruppe von Delfinen, sicher mehr als zwei Duzend tummeln sich vor uns. Und damit nicht genug. Nicht weit von ihnen entfernt springen Rochen hoch auf. Bis zu uns hinauf hören wir das Platschen, wenn sie wieder dem Wasser aufschlagen. Leider sind Delfine und Rochen in einer Distanz, die mit dem Fotoapparat kaum zu erfassen ist.
Um die Ecke auf dem Inselchen können wir im seichten Wasser sogar ein wenig Schnorcheln. Weit wagen wir uns nicht hinaus, da wir keine Flossen dabei haben. Aber es reicht aus um ein paar schöne, farbige Fische zu sehen.
Nach 3 Nächten nehmen wir wieder Abschied von der Naturschönheit in der Abgeschiedenheit. Jetzt heisst es zuerst mal die extrem steilen ersten 100 m wieder hinaufzufahren. Mit 4×4 und Low Gear schafft Rocky das ohne Mühe. Nun noch die ganze extreme Holperstrasse zurück.
Wenn immer wir Informationen über La Paz im Internet suchen, erscheinen auf unseren Schweizer Mobilgeräten Suchergebnisse für «Frieden». Allerdings war La Paz nicht immer so friedlich. Nachdem er Geschichten über Perlen und Reichtum auf dieser „Insel“ im Westen namens Calafia gehört hatte, machte sich der Eroberer Mexikos, Hernán Cortés, auf den Weg, das neue Land zu kolonisieren. Am 3. Mai 1535 landete die Gruppe in der nordöstlichen Ecke der Bucht von La Paz, das Cortés Santa Cruz nannte. Die Cortés-Gruppe fand zwar reichlich Austernbänke, die Kolonie hatte aber von Anfang an Probleme mit den Ureinwohnern und dem Wüstenklima und so kehrte der letzte Kolonist 1536 auf das Festland zurück. Sechzig Jahre später gründete der Entdecker Sebastián Vizcaino eine Kolonie an Cortés‘ altem Standort. Er benannte es um in La Paz, weil er die Eingeborenen so friedlich fand. Als dann seine Soldaten anfingen, die indigenen Frauen zu belästigen, erwiesen sich die Einheimischen alles andere als friedlich. Es kam zu Kämpfen, bei denen Menschen auf beiden Seiten getötet wurden. Aus dieser zweifelhaften Geschichte erwuchs die Stadt La Paz, Sie wurde 1829 zur Hauptstadt der Baja California Sur, nachdem ein Hurrikan Loreto verwüstet hatte.
Hurrikane fegen öfters über die Halbinsel und richten mal mehr, mal weniger Zerstörung an. Im Oktober 2023 war es Hurrikan Norma, dessen Folgen im Hafen von La Paz noch deutlich zu sehen sind. An vielen Stellen liegen noch gekenterte Motor- und Segeljachten im seichten Wasser.
Wir nutzen La Paz, um im Walmart und Home Depot all die Sachen einzukaufen, die wir in den kleinen Läden der oberen Baja nicht gefunden haben. Im Home Depot lösen wir unser Kommunikationsproblem. Trotz einiger Bedenken erstehen eine Starlink Antenne und können jetzt online gehen, wann immer wir wollen.
Die Marine Tracker App zeigt uns, dass die Segelyacht Camdeboo in der Marina von La Paz vor Anker liegt. Wir haben Kapitän Shorty und einen Teil seiner Crew Ende September in Victoria, British Columbia getroffen, kurz vor ihrem Auslaufen. Da wir Shorty telefonisch nicht erreichen können, laufen wir einfach einmal zum Hafen und bekommen sogar Zutritt zum Steg. Aber leider ist auch auf dem Boot niemand anzutreffen. So schlendern wir dem breiten Malecón entlang, den verschiedene Kunstskulpturen zieren. Am Abend treffen wir dann die Camdeboo Mannschaft doch noch an. Beim Abendessen in einem lokalen Restaurant tauschen wir die unterschiedlichen Erlebnisse unserer Reisen nach Mexiko auf dem Seeweg und dem Landweg aus.
La Ventana war einmal ein kleines Fischerdorf am Ufer der La Ventana Bay südlich von La Paz. Heute ist es die Hauptstadt des Kitesurfens. Von November bis März weht hier am Rand des Meeres von Cortez fast immer ein kräftiger Wind, der die Wassersportler das Adrealin spüren lässt. Nur heute nicht. Wir erwarten bei der Ankunft im Ort ein Meer von farbigen Kites und Segel auf und über dem Wasser, aber da ist kaum etwas zu sehen.
Unser Ziel ist aber sowieso nicht das Kitesurfen, sondern die heissen Quellen direkt am Strand etwas nördlich vom Dorf. Die Naturstrasse dahin hat durch den Oktober-Hurrikan stark gelitten. In der ersten sehr holprigen Abfahrt scheppert das Geschirr in den Schränken erheblich, die Früchtebox fliegt durch die Luft. Alles bleibt glücklicherweise heil, aber das wollen wir uns und Rocky nicht weiter zumuten.
Wir kehren um und fahren zu Elke und Michael, die wir in San Ignacio kennengelernt haben. Sie empfangen uns sehr herzlich in ihrer Villa in Strandnähe. Rocky darf in ihrer Einfahrt parken und wir werden erst mal mit einem Bier und einer Margarita verwöhnt. Am nächsten Morgen wird es dann sportlich. Noch bläst fast kein Wind, das Wasser ist flach und wir dürfen mit ihnen auf die Stand-up Paddelboards. Für uns ist es das erste Mal und aller Anfang ist ja bekanntlich schwer. So reicht es gerade für die sitzende und kniende Stellung. Marcel paddelt in Begleitung von Profi Michael eine grössere Strecke dem Strand entlang. Dabei taucht sogar eine Meeresschildkröte unter ihnen durch. Wieder zurück am Ausgangspunkt muss er natürlich versuchen, auf dem Brett zu stehen. Aber das geht trotz des guten Lehrers deutlich schief und er landet zweimal im Wasser. Vielleicht das nächste Mal.
Michael kommt schon seit 38 Jahren nach La Ventana und kennt jede Ecke. Aufmerksam hören wir ihm zu und notieren uns viele interessante Spots in der Umgebung. Einem ruhigen, gemütlichen Nachmittag folgt ein gemütlicher Abend mit den beiden bei feinen Tacos im Baja Joes inklusive Draft Bier Testing. Danke Elke und Michael für die tolle Zeit bei euch, wir haben es sehr genossen.
Sie heißt „Bucht der Toten“ und wir machen uns auf den Weg dorthin. Als ob sie uns an den Ursprung des Namens erinnern wollten, warteten einige Geier mitten auf der Straße. Es ist eine Bucht mit blauem, ruhigem Wasser und eine Bucht mit viel Geschichte.
Bereits Cortés erreichte die kleine Bucht, beschloss aber aus einem bis heute unbekannten Grund, weiter nach Norden zu ziehen. Fast zwei Jahrhunderte lang herrschte in der Bucht kaum Aktivität, bis der Bergbau ihr Leben einhauchte. Das Holz, das sie in den Minas de San Antonio und El Triunfo verwendeten, wurde in der für die Segelschiffe gut erreichbaren Bucht abgeladen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde einem Schiff mit einer von einer Epidemie infizierten Besatzung die Ausschiffung in La Paz verweigert. In ihrer Verzweiflung kamen sie an diesem Ort an, um die Toten, die Sterbenden und einige arme, gesunde Seeleute zu bergen. Sie alle starben schließlich. Das ist der Ursprung von „Ensenada de los Muertos“.
Und uns ist auch schon ganz übel. Drei Tage kurieren wir hier eine Magenverstimmung aus, wo immer wir auch was aufgelesen haben. Zum Glück ist hier die Wasserrampe für die Sportfischerboote. So gibt es ohne weite Ausflüge immer etwas zu sehen.
Gleich nebenan heisst dieselbe Bucht: Bahia de Los Sueños, die Bucht der Träume. Das lässt sich touristisch viel besser verkaufen, den hier liegt ein Traumparadies. Eine Oase mit Dattelpalmen und Kokospalmen, pompöse Villen direkt am privaten, weissen Sandstrand. Die Traumhäuser können gemietet werden, eine Preisliste konnten wir aber nirgendwo finden.
Mit zum Komplex gehört das Centro de Trenes, ein Restaurant, das über eine unbefestigte Zufahrtsstraße erreichbar ist. Der Wärter beim Eingang zur Strasse öffnet uns ohne weiteres die Schranke und lässt uns mit Rocky durchfahren. Wir sehen wohl seriös genug aus. Das Spezielle ist aber das Restaurant selber. Nicht wegen seiner Lage mit Blick auf die Bucht, nicht wegen seinen Speisen zu vernünftigen Preise oder seiner grossen Bar. Das Besondere liegt im zweiten Stock. Auf einer Galerie sind hier verschiedene Modelleisenbahnen aufgebaut. Wir finden sogar einen Güterwagen von Calanda Bräu, einem Schweizer Bier. Die Sammlung von Zügen ist cool, doch leider in schlechtem Zustand. Begraben unter jahrelangem Staub ist da wohl seit langem kein Zug mehr gefahren.
Ein kleiner, lohnender Umweg bringt uns nach El Triunfo. Wie schon kurz erwähnt, erlangte es im 19. Jahrhundert besondere Bedeutung, als die Gold- und Silberminen es zeitweise zur bevölkerungsreichsten Gemeinde in Baja California Sur machten. Heute bewahrt es in seinen Ecken Überreste der Architektur und Pracht dieser Stadt. La Ramona, ein monumentaler Schornstein, der angeblich von Gustave Eiffel entworfen wurde, sowie einige Museen, die die Geschichte der Region erzählen. Für uns gibt es im Caffé El Triunfo, der angeblich besten Bäckerei der Baja, eine Zimtstange, ein riesiges Mandel Croissants und ein französisches Landbrot mit Wildhefe aus dem Holzofen.
Los Barriles, auch bekannt als Ostkap, streitet sich mit La Ventana über den Ort mit dem bestem Wind am Meer von Cortez. Für uns gewinnt ganz klar Los Barriles. Hier sind Unmengen von bunten Kites und Segel auf dem Wasser. Windsurfing, wie wir es von den Schweizer Seen kennen sind kaum zu sehen, dafür Kitesurfing und Wing-Foiling. Wing Foil ist eine sehr neue Art, bei der ein Flügel (Wing) gehandhabt wird, ohne dass er am Board befestigt ist und ohne dass Leinen erforderlich sind.
Doch was ist das? Die Boards der Surfer scheinen auf dem Wasser zu schweben. Das Anbringen eines Windsurf-Foils an der Unterseite ihres Boards lässt sie über die Wasseroberfläche gleiten, ähnlich einem Tragflächenboot. Der Widerstand wird erheblich kleiner und die Boards flexibler und schneller. Wohl nichts für uns, die wir uns kaum auf einem Stand-up Paddelboards halten können. Aber schön, zuzusehen.
Eines der Juwelen des Ostkap ist der Meeresnationalpark Cabo Pulmo. Er beherbergt eines der grössten und vielfältigsten Korallenriffe Nordamerikas und bietet einen sicheren Zufluchtsort für über 800 Arten von Meereslebewesen im Meer von Cortez. Fünf der sieben weltweit gefährdeten Meeresschildkrötenarten finden in Cabo Pulmo Zuflucht. Da die Gegend nur über eine wellige Naturstrasse zu erreichen ist, gibt es keine Menschenmassen… Nur die Wüste, das Meer und die Natur in all ihrer Pracht.
Cabo Pulmo ist für einige der besten Schnorchel Ausflüge in Nordamerika bekannt und genau das wollen wir auch tun. Allerdings schränken starke Winde im Moment die Wasseraktivitäten ein. Vom Wind gepeitscht, blicken wir auf schaumige Wellenkronen und stellen fest, dass an diesem Tag niemand ins Wasser geht. Die zwei Tage, bis der Wind nachlassen soll, verbringen wir an der idyllischen Playa El Arbolitos. Trotz Wind ist es sonnig warm und so beobachten wir einmal mehr die Pelikane beim Fischfang. Die grossen Vögel sind wahre Flugkünstler.
Und dann sehen wir sie springen. Hoch in die Luft und mit einem riesigen Platsch wieder zurück ins Wasser. Die Wale sind da. Zwar sind sie auch dieses Mal weit draussen, zu weit für ein Foto, aber wir nehmen fantastische Bilder mit in unserer Erinnerung.