02. Januar bis 31. Januar 2025
Nach fünf Minuten sind unsere Pässe an der costa-ricanischen Grenze abgestempelt. Weitere 10 Minuten später ist auch der temporäre Import von Rocky annulliert und wir überqueren die Brücke über den Grenzfluss Rio Sixaola nach Panama.
Schnell haben wir auch die Migration hinter uns und dürfen 90 Tage im Land verweilen. Die Erlaubnis für Rocky braucht dann etwas Geduld. Wir geben Pass, Fahrzeugpapiere und die geforderten Dokumente ab und warten eine Stunde vor dem Schalter. Dann stellt uns ein Zollbeamter die überaus interessante Frage, aus welchem Land wir kommen. Nach weiteren 20 Minuten teilt er uns mit, dass sein Drucker defekt ist, er aber nun in einem anderen Büro das Permit für Rocky ausdrucken wird. Das dauert noch einmal 10 Minuten. Dann heisst es endgültig: Bienvenidos en Panama, willkommen in Panama, sie dürfen fahren.
Und wie Panama seine Besucher auf der Strasse willkommen heisst, erfahren wir umgehend. Wir sind uns schlechte Strassen von vier Monaten Costa Rica gewohnt, aber die ersten zehn Kilometer in Panama übertreffen diese Erfahrungen. Die Fahrbahn ist zwar asphaltiert, oder besser war es einmal , und mutiert gerade zurück zur Naturstrasse. Unsere Geschwindigkeit von etwa 10 km/h grenzt in Anbetracht des Straßenzustandes an Raserei, obwohl die Einheimischen mit kurzem Hupen locker an uns vorbeifahren. Bald aber biegen wir ein auf bessere Strassen, was in Panama eigentlich der Standard ist.
An der karibischen Küste von Panama leben die indigenen Stämme der Ngöbe-Buglé. Die Wellblech Häuschen aus Costa Rica weichen hier welchen aus massivem Holz. Meist stehen sie auf Stelzen und verfügen über eine Veranda mit schön verzierten Geländern. Geschnitzte Hölzer umgeben die Fensterrahmen. Blumen schmücken die Vorgärten. Der Weihnachtsschmuck hängt noch und glitzert. Auch wenn die Häuser recht einfach gebaut sind, so fallen uns die liebevollen Details auf. Was auch auffällt, sind die Frauen und Mädchen, die fast ausnahmslos in langen, einfarbigen, mit Bordüren verzierten Röcken unterwegs sind.
Dieser Teil der Karibik ist vor allem bekannt durch die vorgelagerten Bocas del Toro, einer Inselwelt mit weißen Sandstränden. Das Meer ist jedoch in dieser Jahreszeit recht stürmisch und wir ersparen uns eine schaukelnde Überfahrt. An die Karibikküste geht es trotzdem für eine Übernachtung. Im Schwemmland des Rio Róbalo fahren wir dabei an so manchem Wasserbüffel vorbei, der bis zum Bauch im Sumpf steht. Sie scheinen sich wohlzufühlen.
Wer nach Panama reist, um ein unberührtes Land zu entdecken, könnte von Boquete etwas enttäuscht sein. Das Dorf ist gut erschlossen. Es gibt viele Cafés, Restaurants, Supermärkte und … Touranbieter für den Abenteuer Tourismus im Regenwald rund um den Volcán Barú, den höchste Berg Panamas.
Seit die American Association for Retired Persons den Ort zu einem Rentnerparadies erklärt hat, wird Boquete zudem von nordamerikanischen Ausländern regelrecht überrannt. Die Kombination aus angenehmem Klima, erschwinglichem Leben und hervorragender Gesundheitsversorgung bilden ein äußerst attraktives Ziel für Rentner, die einen komfortablen und erfüllten Lebensstil genießen möchten. Entsprechend schiessen in der Umgebung eingezäunte Villenquartiere mit weitläufigen Anwesen aus dem Boden.
Bei einem ersten Spaziergang durch das Dorf fallen uns weniger die ausländischen Rentner als die spezielle Weihnachtsdekoration am Hauptplatz auf. Neben schönen Schneemänner stehen da auch einige grosse Nussknacker Könige und Soldaten, wie im deutschen Erzgebirge.
Wir wandern bergwärts aus dem Dorf. Nein, nicht auf den Vulkan, sondern zu den Los Ladrillos, der Ziegelwand, in Los Naranjos. Es gibt nicht wirklich Ziegelsteine zu sehen, sondern eine äußerst faszinierende geologische Formation aus liegenden Basaltsäulen, geformt vom Vulkan vor etwas 180’000 Jahren. Schade, dass diese Naturdenkmal nicht natürlich behalten wird. So sind Haken gesetzt, um in den Säulen zu klettern. Aber viel schlimmer sind all die Kritzeleien, mit denen törichte Menschen die Steine verunstaltet haben.
Blumen, Kaffee, Gemüse und Zitrusfrüchte gedeihen bestens in den fruchtbaren Böden im Umland von Boquete. Und dies wird einmal im Jahr an der Feria International de las Flores y el Café zur Schau gestellt. Und wir sind mit dabei. Klar, die Blumen und Kaffeemesse sind ja international. Schön bunt angelegte Blumen Rabatte umrahmen hier einen Pfau, bilden da einen Schmetterling und fliessen dort gar aus einem Füllhorn. Aber es sind nicht nur die Farbenfülle der Blumen, es sind auch die Menschen, die hier ihre Kultur sichtbar zeigen. Viele indigene Frauen in ihren bunten Röcken sind unterwegs. Abends wirbeln dann Volkstanzgruppen in ihren Trachten über die Bühnen, immer mit einem Lächeln im Gesicht. Es wird musiziert und gesungen.
Stände mit geflochtenen Masken und Körben, farbiger Perlenschmuck und vielem mehr zeigen das handwerkliche Geschick der indigenen Bevölkerung. Lange stehen wir staunend vor den ausgestellten Molas. Molas haben ihren Ursprung in der Körperbemalung der indigenen Kuna. Nach der spanischen Kolonisierung und Missionierung übertrugen sie die traditionellen Muster auf Textilien. Zunächst wurden sie direkt auf Stoff gemalt, später entwickelten die Kuna jedoch die Technik der umgekehrten Applikation. Stoffstücke in verschiedenen Farben werden übereinander genäht und anschließend durch Ausschneiden von Teilen aus jeder Lage das Design erstellt. Zum Schluss werden die Kanten der Lagen umgeschlagen und mit nahezu unsichtbaren Ministichen festgenäht. Vögel, Meerestiere und Blumen widerspiegeln sich in den fantastischen Kunstwerken. Wie gerne würden wir ein paar als Souvenirs mitnehmen.
Wir haben in Boquete eine Werkstatt gefunden, die gemäss Beschreibung in iOverlander fast alles reparieren kann. Also nichts wie hin, stehen doch neben dem defekten Radsensor noch so einige kleinere Dinge an. Ludwig zeigt sofort grosses Interesse und kann bereits morgen loslegen. Doch nach der Begeisterung für die lokale Kultur am Festival, stoßen wir auf eine andere Seite der Kultur in Lateinamerika. Mañana, heisst das Zauberwort. So werden wir von Samstag auf Montag, auf Dienstag, dann weiter auf Mittwoch vertröstet. Mittwochs stellen wir unser Auto dann erst mal mitten vor die Werkstatt. Es wird genickt, alles klar, er muss nur noch dieses und jenes abklären. Und morgen geht es bestimmt los. Zusammen mit seinem Bruder, dem Elektronik Spezialisten werden sie um 9 Uhr beginnen und das, zuvorkommenderweise, trotz landesweitem Feiertag. Natürlich ist um 9 Uhr niemand da. Um 9.30 erhalten wir eine Nachricht per WhatsApp: «es regnet». Um 10 Uhr beschliessen wir weiterzufahren.
Wir verbringen den Feiertag bei der Villa Paula in der Nähe der Stadt David. Hier scheint die Sonne und der Pool ladet zum Bade.
Am nächsten Tag fahren wir zur grossen Werkstatt von Transporte AF, gleich hinter David. Hier werden LKW und Busse der europäischen Marken MAN, Mercedes, Scania, Iveco und Volvo gewartet und repariert. Der Werkstattchef Franco legt sich gleich unter unser Fahrzeug und schaut sich das Ganze an. Es geht also auch ohne mañana. Das Problem ist nicht der Sensor, sondern das in Nicaragua geschweißte Radlager. Wir müssen es tauschen. Weiterfahrt nicht empfohlen. Es scheint uns hier noch etwas länger zu behalten.
Schnell ist geklärt, dass in Zentralamerika kein Ersatzteil verfügbar ist. Also muss es in Deutschland bestellt werden. Aber nicht heute, denn es ist später Freitagnachmittag in Europa und da geht dort nichts mehr: mañana in Europa! Am Dienstag liegen die Teile bei unsere Anlaufstelle in Deutschland vor und müssen erst zum deutschen Zoll zwecks Exportfreigabe, maximale Dauer 3 Tage. Am Freitag sind sie dann endlich unterwegs per DHL nach Panama, voraussichtliche Ankunft: Mittwoch.
Wir sitzen fest auf dem staubigen, heissen Platz vor einer Truck Werkstatt. Tag und Nacht fahren Busse und Sattelschlepper ein und aus, es wird geschraubt, gehämmert, Motoren brummen. Und wenn gerade einmal Ruhe herrscht, kräht sicher einer der beiden Kampfhähne, die in der Werkstatt ihr zuhause haben. In Sichtweite brausen Fahrzeuge über die Panamericana und erinnern uns mit ihrem Lärm, dass wir gerne weiterfahren würden. Aber das Team der Werkstatt inklusive Büro- und Putzpersonal haben uns in ihre Familie mit aufgenommen. Es wird gewinkt, gegrüsst: Buena noche, hasta mañana. Klar dürfen wir WC und Dusche, Wasser und Werkzeuge benutzen; mi casa es su casa, fühlt euch wie zuhause. Und als wir Rocky am Waschplatz ein Schaumbad gönnen, hilft ein Mitarbeiter fleißig mit. Na klar meint darauf der Chef, ist ja seine Aufgabe. Wir und Rocky freuen uns darüber, so schön sauber waren seine Räder schon lange nicht mehr.
Auch sonst wissen wir uns zu beschäftigen. Wir tauschen schweisstreibend die Fliegengitter über dem Cockpit und der Küche, ersetzen die Stoffbezüge der Klappstühle, entrosten den Reservekanister und nähen neue Leintücher. Für letzteres erwerben wir uns in der Stadt eine Nähmaschine für weniger als 10 Dollar. Und wenn wir gerade in der Stadt sind, verlängern wir auch die Versicherung für Rocky um einen Monat. Ach ja, auch Haareschneiden ist wieder einmal nötig. Erika schneidet die von Marcel, danach Marcel die von Erika. Nun sind wir beide wieder gesellschaftsfähig.
Und dann sind die Ersatzteile endlich angekommen, sogar einen Tag früher als vorhergesagt. Nicht mañana, nein umgehend werden die Radlager getauscht. Nach 12 langen Tagen ist Rocky auf neuen Achsen wieder fahrbereit, alle Fehlermeldung im Display sind verschwunden. Noch schnell ein Ölwechsel, ein herzliches Dankeschön an das ganze Transporte AF Team und wir sind wieder unterwegs auf der Panamericana. Ein gutes Gefühl.
Weite bewaldete Hügel, dazwischen immer mal wieder Weideland, durchfahren wir auf dem Weg in Richtung Süden. Stände am Strassenrand bieten bunte Trachtenröcke der indigenen Frauen an. Das ländliches Panama präsentiert sich mit kleinen Dörfern voll schmucker Häuschen. Grosse Flächen scheinen abgeholzt und werden als Agrarfläche genutzt. Vom dichten Regenwald Costa Ricas ist ausser ein paar Bäumen und niedrigem Gebüsch nicht viel geblieben. Doch einige Weiden erobert sich die Natur bereits zurück.
Die vierspurige Panamericana, die auch hier Interamericana genannt wird, ist meist in vorzüglichem Zustand. Trotzdem wird sehr moderat gefahren, was wohl auch an den vielen Polizeikontrollen liegt. Zu unserem Erstaunen macht Panama einen weit zivilisierten Eindruck als die anderen Länder von Zentralamerika.
Ein Abstecher nach Mesa bringt uns auf einen kurzen Schwatz zu Werner Bruderer und seiner panamaischen Frau Jovana. Der Thurgauer lebt schon weit über 30 Jahre hier. Wir sitzen zusammen im Schatten bei einem Glas Limonade von Früchten aus Werners Garten und erzählen uns gegenseitig vom Leben in Panama und auf Reisen. Die Zeit läuft und auch die feine Frey Tourist Schokolade, die die beiden aus der Schweiz erhalten haben und jetzt mit uns teilen. Spontan entscheiden wir uns, unsere Fahrräder auszuladen und hier zu lassen. Das letzte Mal haben wir sie vor fast eineinhalb Jahren in Alaska benutzt. Werner und Jovana freuen sich sehr darüber und wissen sie sicher besser und häufiger zu nutzen als wir.
Die beiden laden uns zum Bleiben ein, doch wir haben heute noch eine Mission. Nicht sehr viel weiter gibt es an der Panamericana eine grosse Tankstelle mit Servicestation inklusive Waschsalon. Während unseren Wartezeiten in Boquete und David haben sich unsere Kleiderschränke geleert und der Wäschesack platzt entsprechend fast aus den Nähten. Da kommt uns die günstige Waschgelegenheit sehr recht. Nur gerade mal 1.50 Dollar zahlen wir für eine Wäsche mit Trocknen. Das ist etwa 15x weniger als in Puerto Viejo, Costa Rica. Da nehmen wir auch in Kauf, dass die freie Übernachtung auf dem Parkplatz zwischen den Lastwagen etwas lauter ist.
Und wieder zweigen wir von der Panamericana ab und fahren nach Ocú. Gemäss Reiseführer sollen hier, in einen blauen oder grünen Haus, neben einem Panamahut Macher und auch Näherinnen der berühmten Folklorekleidung ihre Fertigkeiten zeigen. Zwar finden wir einige blaue oder grüne Häuser, doch da werden weder Hütte noch Röcke hergestellt.
So fahren wir über eine schmale Schlaglochpiste weiter nach Pesé, um mehr über die Herstellung von Rum zu erfahren. In der Hacienda San Isidro widmet sich nämlich das panamaisches Unternehmen Varela Hermanos seit mehr als 110 Jahren der Herstellung von Rum und Brennspirituosen. 90 % der im Land konsumierten Spirituosen werden hier produziert, darunter auch Panamas Nationalgetränk Seco Herrerano und der weltberühmte Ron Abuelo. Wir fahren durch die angrenzender Zuckerrohrfelder und durch das imposante Tor der Hacienda, doch dann ist Schluss. Im Moment werden keine Besichtigung erlaubt und es gibt auch keine Führungen. Das erklärt uns der Wachmann und schickt uns unverrichteter Dinge wieder weg. Na ja, wenden mit einem grossen Wohnmobil ist nicht einfach. Wir stellen uns dabei so ungeschickt an, dass wir wenigstens einen Teil der Lagerhallen von aussen zu Gesicht bekommen.
Alles hat seine gute Seite. Da wir keinen Rum degustieren mussten, können wir gut noch ein Stück weiterfahren. An der Playa El Puerto de Guararé stellen wir Rocky am Strand ab. Ruhe herrscht noch nicht. Die Einheimischen sind mit ihren Pickup bis weit in den Sand gefahren. Auf dessen Ladefläche steht ein riesiger Lautsprecher, der sie und die gesamte Umgebung überlaut beschallt. Wir laufen noch etwas am Meer, weg vom Lärm der Menschen. Es ist Ebbe, das Wasser hat sich weit zurückgezogen. Krabben verzieren den Strand mit kunstvollen Mustern, die sie hinterlassen, wenn sie den Sand nach Essbarem durchwühlen.
Und wieder ist es ein grünes Haus, diesmal in Parita. Aber dieses Mal treffen wir den Künstler an. Señior Dario López beschäftigt sich seit über einem halben Jahrhundert mit der Herstellung von exquisiten Masken, die er uns auch sehr gerne zeigt. Er weiss auch viel zu erzählen über deren Herkunft und Tradition. Heute werden die bunten, furchterregenden Masken mit Stacheln und Federn bei lokalen Paraden von den „diablo sucio“, den „schmutzigen Teufeln“, getragen. Für uns zieht sich sein Enkel eine der Masken an und führt uns den Teufelstanz vor. Dieser sollte den Einheimischen, die kein Spanisch sprechen, den Katholizismus durch Drama und Tanz näherbringen.
In der Gegend gibt es ein riesiges Sumpfgebiet mit Mangrovenwäldern. Als Teil davon ist Cienaga de las Macanas über einen Holzsteg zugänglich, um die vielen Wasservögel aus der Nähe zu beobachten. Bis wir auf dem Feldweg den Sumpf erreichen, sind wieder einmal fast alle Vögel ausgeflogen. Den Holzsteg gibt es wohl seit vielen Jahren nur noch auf Bildern. Dafür haben wir auf der Anfahrt Reisfelder gesehen. Schon lange fragen wir uns, wo denn der Reis angepflanzt wird, den es in Zentralamerika zu jedem Essen gibt.
In Calobre beginnt heute die Feria de la Sandia, das Wassermelonenfest. Obwohl Besucher aus ganz Panama im abgelegenen Dorf erwartet werden, hat die Veranstaltung einen eher familiären Charakter. Es gibt ein paar Stände mit Handwerk und Agrarprodukten, ein paar Fressstände und einen Rummelplatz. Wassermelonen werden nur an einem Stand verkauft, die hat vermutlich jeder zuhause in Hülle und Fülle.
Der offizielle Teil beginnt mit folkloristischen Tänzen in bunten Trachten. Es folgen langweilige Reden von Politikern und vom Pfarrer. Letzterer scheint kaum mehr enden zu wollen. Darauf folgt der Höhepunkt, die Krönung der diesjährigen Wassermelonen Königin S.R.M. Anais Diaz. Gemeinsam wird darauf eine grosse Melone aufgeschnitten und mundfertige Stücke an die Königin und die Offiziellen verteilt.
Wenn wir schon fast da sind, fahren wir in die Berge zur Laguna La Yeguada. Es sind nur 20 km und 450 Höhenmeter, aber die Qualität der eigentlich asphaltierten Strasse macht die Fahrt in die Natur zum Erlebnis. Wir brauchen dafür nur 40 Minuten, was darauf schliessen lässt, dass es zwischendurch keine Schlaglöcher hatte.
Die Lagune La Yeguada ist ein alter Vulkankrater, in dem das Wasser des Flusses San Juan umgeleitet wird, um mehr Wasser für die Stromerzeugung bereitzustellen. Eine kleine Staumauer versichert, dass das zusätzliche Wasser auch immer Platz im See hat. Die Pinienwälder, die sie umgeben, sorgen für ein kühles und äußerst angenehmes Klima. La Yeguada ist der perfekte Ort, um abzuschalten und die Natur zu genießen. Die Nacht mit einem Himmel voller Sterne wird nicht so romantisch wie erhofft. Es ist Samstag und da spielt in Panama immer irgendwo laute Musik bis in den frühen Morgen.
Zurück ans Meer queren wir das heiße und flache Aguadulce. Umgeben von Zuckerrohrfeldern, soweit das Auge reicht, ist es Panamas Zuckerhauptstadt. Kurioserweise ist es ebenso für Salz bekannt, das hier in offenen Salinenfeldern aus Meerwasser gewonnen wird. Jetzt, zu Beginn der Trockenzeit liegen die Salzfelder noch brach. Entsprechend sind auch kaum Sumpf- und Küstenvögel zu sehen, die sonst hier zu beobachten sind.
An der Playa Salado dürfen wir wieder einmal einheimische Familien beim Sonntagsausflug erleben. Jung und Alt vergnügen sich im seichten Wasser. Erstaunlicherweise steht niemand bis zu den Schultern im erfrischenden Nass, wie wir es von anderen Stränden gewohnt sind. Der Grund wird schnell klar. Das Ufer ist hier sehr flach. Bei Ebbe müsste man bis zum Wasser fast 2 km laufen. Aber Vorsicht, der Boden wird schnell zum tiefen, trügerischen Schlick.
Dann ist das Wasser weg und die Besucher weg und die Mangroven am Rand des Strandes stehen im Trockenen. Jetzt getrauen sich auch die kleineren Küstenvögel hervor, um im Watt nach ihrem Abendessen zu suchen.
Und wieder treffen wir auf ein Festival. Diesmal ist es die Feria de Naranja, das Orangenfest in Churuquita Grande. Aber eigentlich sind wir einen Tag zu früh. Der Anlass hat zwar offiziell heute früh um 9 Uhr begonnen, doch jetzt am Mittag haben nur wenige Stände bereits ihre Waren ausgelegt. Und trotzdem haben wir grosses Glück. Kaum treten wir durch das Tor, kommen zwei hübsche Frauen in Trachten auf uns zu. Wir werden begrüsst von niemand geringerem als der abtretenden Orangenkönigin S.R.M. Lisette Rodriguez Und ihrer Nachfolgerin S.R.M. Dayana Mitchell Sánchez Aguirre, die wohl heute Abend gekrönt wird.
Nach dieser majestätischen Begrüssung müssen wir einfach durch das Gelände streifen. Das lohnt sich, den auch ohne Waren ist jedes Rancho eine Sehenswürdigkeit. Rancho werden die Verkaufsstelle hier genannt und sie sind wirklich wie kleine Häuser. Eine stabile Struktur mit Bambus oder Stecken filigran verziert, das Dach mit Schilf und Palmblättern eingedeckt. Jedes ist anders, nicht wenige sind sogar zweistöckig, mit Ruhepodesten für müde Messebesucher. Natürlich darf der festliche Schmuck nicht fehlen, liebevoll mit Orangen verziert. Da und dort werden bereits Handarbeiten oder lokale landwirtschaftlicher Produkte angeboten. Allem voran Orangen, aber auch andere Zitrusfrüchte, Kochbananen, Yuca und Melonen.
Auf dem Weg nach El Valle de Antón gibt es einige sehr steile Abschnitte mit engen Kurven zu bewältigen. Da sind wir froh, dass Rocky wieder im vollen Besitz seiner Kräfte ist. Kurz vor dem Ziel bringt uns ein kurzer Spaziergang zum Mirador Cerro La Cruz. Oben angekommen geniessen wir den wunderschönen Panoramablick über die gesamte Caldera von El Valle. Die Berge sind größtenteils Überbleibsel der intensiven vulkanischen Aktivität in der Region, die vor etwa 1,3 Millionen Jahren begann. Nach zahlreichen Vulkanausbrüchen entstand ein großer Vulkankegel, der später einstürzte und die Caldera bildete, in der sich der Ort El Valle befindet.
Teil der Calderawand ist der Cerro de la India Dormida, der Berg der schlafenden Indianerin. Er hat die Form einer liegenden jungen Frau, deren Kopf und Körper auf einem mit Grasland und Sträuchern bedeckten Felsen liegen. Ein dichter Wald bildet das Haar. Wie es sich gehört, gibt es über den Hügel eine Legende einer rebellischen Häuptlingstochter, die ihr Leben der Liebe opferte.
Im Talboden unterhalb der La India Dormida liegt ein grosser Vulkanfelsen, eine der rätselhaften Attraktionen von El Valle de Antón. Seine präkolumbianischen Petroglyphen belegen, dass Menschen möglicherweise schon seit Tausenden von Jahren in El Valle präsent sind. Über die Bedeutung der in den Felsen eingravierten Symbole ist man sich nicht sicher; Einige sagen, es handele sich um eine Karte der Gegend, andere meinen, es handele sich um religiöse Symbole, und noch andere halten es für einen Erntekalender. Marcel meint sogar eine präkolumbianische Harley mit Fahrer zu erkennen.
An den Hängen des Cerro Gaital soll es Bäume mit viereckigen Stämmen geben. Während es uns bei den ersten markierten Bäumen noch ein «na ja» entlockt, entdecken wir bald tatsächlich Exemplare mit eckigen und geraden Kanten, die ihnen ein quadratisches oder rechteckiges Aussehen verleiht. Diese Form haben sie vom Boden bis zu einer Höhe von einigen Metern, danach wächst der Stamm zylindrisch wie bei jedem anderen Baum. Quararibea asterolepis, so der wissenschaftliche Name, wachsen auch an anderen Orten in Mittel- und Südamerika, aber nur im Valle de Antón nehmen sie diese quadratische Form an. Einige Wissenschaftler sagen, dass es auf Mineralien im vulkanischen Untergrund zurückzuführen ist. Experten der University of Florida kamen jedoch zum Schluss, dass die quadratische Form etwas mit menschlichem Eingreifen zu tun haben müsse. Der genaue Zeitpunkt dieses Eingreifens lässt sich nicht benennen (es scheint viele Jahre her zu sein), da keiner der Einheimischen Einzelheiten preisgibt.😉
Unabhängig davon, ob dieser Ort „etwas Magisches“ an sich hat , wie seine Bewohner behaupten, oder ob es sich um eine intelligente Tourismusmarketingstrategie handelt, um mehr Besucher nach Panama zu locken, ist der Wald einer der erstaunlichsten Orte auf dem Planeten.
Einer präkolumbischen Legende aus dem Zentrum Panamas zufolge sollte jeder, der einen goldenen Frosch sah oder besaß, Glück haben. So ist der panamaische Goldfrosch auch auf den panamaischen Lotteriescheinen abgebildet. Von manchen Leuten wird er als Nationalsymbol Panamas angesehen.
Eigentlich ist der Panama-Goldfrosch eine froschähnliche Kröte, die in den Regenwäldern und Nebelwäldern Panamas heimisch ist. Seine leuchtende gelbe Färbung mit den schwarzen Punkten warnt Feinde vor seiner enormen Giftigkeit. Die Haut eines einzigen Panama-Stutzfrosches enthält genug Gift, um 1.200 Mäuse zu töten. Anstatt zu Quaken, locken männliche Goldfrösche die Weibchen mit visuellen Manövern an. Sie zucken mit Kopf und Beinen, Stampfen auf dem Boden und Hüpfen auf der Stelle. Oft winken sie mit den Armen, um mit Weibchen zu kommunizieren, die bei Interesse zurückwinken.
Lebensraumverlust und Umweltverschmutzung, sowie die Infektion mit einem Pilz haben ihrer derart Art zugesetzt, dass sie seit 2007 in freier Wildbahn nicht mehr gesehen wurden. Die wenigen verbliebenen Exemplare werden im El Valle Amphibian Conservation Center in Gefangenschaft gehalten und gezüchtet, um ihre Art zu erhalten und vor Wilderern zu schützen. Auch wenn wir nicht gerne Tiere in Gefangenschaft sehen, so gibt es uns die Möglichkeit, die seltenen Frösche im Terrarium zu beobachten.

01.12.2024 – 02.01.2025
I love seeing your adventures. Being that we travel a month at a time at most, id love to know what its like to not be restricted by time. Or are you? Unexpected delays along the way can make for delays, and cost over runs . What do you think the final cost of your adventure would be ?
Well, after 32 month of travelling, after 56.000 miles of driving, after having North and Central Amerika almost past, we have spent an average of 120 Dollars a day. This includes everything except health insurance and government taxes.
Hallo Erica,hallo Marcel,
wir hoffen es geht euch gut! Ich verfolge mit großem Interesse euren Blog und bin froh das Rocky wieder ok ist.
Liebe Grüße
Renate und Hartmut
Danke euch.