01. Oktober bis 31. Oktober 2025
In und um Caraz wird viel Landwirtschaft betrieben. So sehen wir nebst Mais auch sehr viele Erbsenfelder. Nelken blühen und werden auf dem Blumenmarkt verkauft. Wir gönnen Rocky etwas Ruhe und lassen uns von unserem Gastgeber Jaime in die Berge fahren. Die Strasse führt in Serpentinen steil hinauf. Sie scheint direkt an der fast senkrechten Felsenwand zu enden die neben uns in den aufziehenden Nebel ragt. Wo geht es da wohl weiter? Aber nach der nächsten Spitzkehre gibt es tatsächlich wieder ein wenig Platz für die Strasse. Ein klarer Bergbach sammelt das Wasser, das in Schleiern vom Berg hinunterfällt.
Nach mehr als eineinhalb Stunden erreichen wir die Lagune Peron, die grösste der gesamten Cordillera Blanca. Türkisblau leuchtet das Wasser. Hartnäckiger Nebel lässt die hochaufragenden Bergspitzen der Fünf- und Sechstausender im Hintergrund nur erahnen. Die kurze Wanderung hoch zum Mirador bringt uns dann nahe an unsere Grenzen. Einerseits der steile Abhang neben dem Weg, 150 m hinunter zum See. Vor allem aber die dünne Luft auf über 4‘200 m, an die wir nicht mehr gewohnt sind. Aber nach einem grossen Luftholen macht die Aussicht alle Mühen wett.
Zurück im Talboden fahren wir entlang von Heidelbeer-Plantagen. Hier scheint die Heidelbeer-Metropole zu sein. Wer die wohl alle essen mag? Wohin werden die wohl alle verkauft? Natürlich gibt es die auf dem Markt in Caraz und wir kaufen eine grosse Schale von den süssen Früchten. Erika will daraus Marmelade kochen, aber uns fehlt die Gelatine. In Laden gibt es die aber nur mit Geschmack: Traube, Limone, Erdbeere, Mango. Also zurück auf den Markt. Beim x-ten Stand haben wir Glück. Mit der Leiter holt der Händler hoch oben aus dem Regal einen Beutel Gelatine: geschmacksneutral.
In Carhuaz verlassen wir vorerst das Tal und fahren hinein in den Huascarán-Nationalpark. Doch auch hier verstecken sich die höherliegenden Regionen in den Wolken. Nach der sehr holprigen Fahrt durch das Dorf Shilla dann ein Lichtblick, ein Schneefeld scheint unter der Nebeldecke hervor. Auf einer der spektakulärsten Strassen Perus schrauben wir uns hinauf in die schneebedeckten Berge der Cordillera Blanca, 26 Haarnadelkurven folgen eng hintereinander. Da liegen sie vor uns, die höchsten Gipfel von Perus: Huascarán, Chopicalqui, Yanarraju, Mateo, Chequiaraju, Chajiaco, Chugllaraju, Ulta. In der Zwischenzeit haben sich die Wolken fast vollständig ergeben. Die unzähligen Kehren lassen unsere Blicke mal in diese, mal in die andere Richtung schweifen. Gletscherstufen leuchten in der Sonne. Immer wieder halten wir an und lassen die atemberaubende Bergwelt auf uns wirken.
Dann durchqueren wir auf einer Höhe von 4’736 m über Meer den Tunnel Punta Olímpica. Als der 1’384 Meter lange Tunnel im August 2013 eröffnet wurde, galt er als der höchste Tunnel der Welt. Auf der anderen Bergseite angekommen, führen uns weitere 20 Haarnadelkurven wieder ins Tal hinunter. Auch hier wieder mit fantastischen Ausblicken auf Berge, Eis und Schnee.
Wir stellen Rocky an der Plaza Major Ugo de Censi in Chacas ab. Nach so vielen Kurven auf grosser Höhe hat er seine Ruhe verdient. Der Platz ist nach einem italienischen Priester benannt, der jahrelang hier lebte. Während seines Aufenthalts brachte der Salesianer Pater den Einheimischen verschiedene künstlerische Techniken bei, von denen die wichtigsten die Restaurierung und Schaffung von Hauptaltarbildern, Skulpturen und Gemälden waren.
Dass die Leute hier Kunsthandwerk lieben, erkennen wir schnell an den liebevoll geschnitzten Balkonen rund um den Platz. Eine der wichtigsten Attraktionen des Platzes sind die vier Steinstatuen, die den Platz umgeben und nach den Lehren des Paters geschaffen wurden: Manca Carga, ein Symbol der Töpferei; Macuash Cajero, eine Hommage an die Musiker; Barretero Minero, ein Symbol für die Bodenschätze der Stadt; und der Bildhauer, der die Handwerker Don Boscos darstellt.
Hat uns Chacas mit warmem Sonnenschein empfangen, so verabschiedet es sich am nächsten Morgen mit Regen und tiefliegenden Wolken. Auch wenn uns das nasse Wetter nicht gefällt, es bringt den Vorteil, dass die vielen Schlaglöcher auf der Carretera gut erkennbar sind. Dafür ist deren Tiefe kaum mehr abschätzbar, was Rocky ins Wanken bringt, wenn der Fahrer das falsche Loch gewählt hat. Der Nebel begleitet uns bis auf den Pass und lässt die Huachacocha Lagune in mystischen Licht erscheinen.
Auf der Passhöhe ändert das Bild. Golden leuchtet das dürre Gras auf den Berghängen im Sonnenlicht. So macht die Wackelfahrt auf der schlechten Piste doch wesentlich mehr Spass. Ab dem Bergdorf Huamparan wird die Strasse allerdings so schlecht, dass sie den Name nicht mehr verdient. Nicht zu verdenken, dass hier überall Reklame für den Präsidentschafts-Kandidaten der Strassenpartei an den Hauswänden prangert.
Glücklich schätzt sich, wer Huari erreicht, wo die befestigte Strasse beginnt. Wir vertrauen allerdings dem falschen Navi und finden uns in einer schmalen Strasse wieder. Natürlich kommt uns ein Kleinlaster entgegen. Jetzt wird es richtig eng. Der Lasterfahrer stellt sich ganz an den Strassenrand und klappt den Spiegel ein. Den Rest überlässt er uns: Zentimeter Arbeit. Dass auf der restlichen Strecke nach Chavín die asphaltierte Strasse in weiten Teilen zur Naturstrasse zurückmutiert, passt zu den Verkehrswegen zur Conchucos Region.
Heute ist Chavín de Huantar ein verstecktes Dorf in einem kleinen Tal am Ostfuss der Cordillera Blanca auf 3’177 Metern Höhe. Vor über dreitausend Jahren hingegen, weit vor den Inkas, war hier das bedeutendste Zeremonienzentrum der Chavín-Kultur. Die Besonderheit an diesem einst heiligen Bauwerk ist ein komplexes Netzwerk aus unterirdischen Wegen und Galerien und das ausgeklügelte Entwässerungs- und Belüftungssystem. Trotz der Nutzung als Steinbruch und der massiven Überschwemmungen, die die Stätte nach ihrer Aufgabe um 200 v. Chr. wiederholt unter sich begruben, ist dank Ausgrabungen einiges wieder gut sichtbar.
So der monolithische Lanzón, eines der bekanntesten Stücke aus Chavín. Diese Steinskulptur, die Wesen mit menschlichen Zügen, mit katzenartigen Reisszähnen, krallenbewehrten Händen und Füssen und Haar in Schlangenform befindet sich in der tiefsten der 14 unterirdischen Galerien des Alten Tempels. Sie gilt als das wichtigste religiöse Symbol der Chavín-Kultur. Leider kann man Lanzón hinter der Glasplatte nur ungenügend erkennen. Gut zu sehen ist jedoch der einzige Nagelkopf, der sich noch am ursprünglichen Standort hoch an der Aussenfassade befindet. Diese Steinstücke, die menschliche Köpfe mit hervorquellenden Augen, Schlangenfiguren und Reisszähnen darstellen, dienten als Wächter des zeremoniellen Zentrums. Am Hauptplatz von Chavín und auf dem Weg von dort zu Ruine sind jedoch mehrere Replikationen zu bewundern.
Eine weitere Überquerung der Cordillera Blanca bringt uns zurück ins Callejón de Huaylas. Der Übergang hat einiges weniger an Serpentinen als der Punta Olímpica führt aber zuoberst auf „nur“ 4‘516 m auch durch einen Tunnel, den Tunnel de Kahuish. Die Landschaft ist einmal mehr überwältigend. Insbesondere die Laguna Querococha fügt sich wunderschön in die Bergwelt ein.
Im Jahr 1970 verwüstete ein Erdbeben die Stadt Huaraz. Das verheerende Erdbeben mit der Stärke 7.9 zerstörte 95 % der Stadt und forderte Tausende von Todesopfern. Die internationale humanitäre Hilfe nach dem Erdbeben brachte der Stadt den Beinamen „Hauptstadt der internationalen Freundschaft” ein. Uns empfängt Huaraz nicht ganz so freundlich. Vor der Stadt warten wir 1 Stunde an einer Baustelle, die Zufahrt von Süden in die Stadt gleicht eher einem Kartoffelacker als einer Strasse und zu guter Letzt ist dann auch noch eine Hauptstrasse plötzlich ohne Vorwarnung gesperrt. So dürfen wir dann zwischen eng parkierten Fahrzeugen, drängenden Tuk Tuks und unaufmerksamen Fussgängern 300 Meter rückwärtsfahren. Spass ist anders.
Wir haben bereits genug von der staubigen Stadt, die sowieso keinen sehenswerten historischen Kern mehr hat. Im Marian Whai, ausserhalb des Trubels mit Sicht auf die Schneeberge, richten wir uns ein und Marcel kann sich von einer Magenverstimmung erholen.
Es heisst Abschied nehmen von der Cordillera Blanca. Gewohnt kurvig dreht die Strasse hoch auf den Abra Punta Callan, den Übergang über die Cordillera Negra. Trotz ein paar Wolken ist die Aussicht auf die schneebedeckten Sechstausender auf der anderen Talseite noch einmal grandios. Dann geht es nur noch bergab. 4‘200 Höhenmeter hinunter auf Meereshöhe. Bald schon wird das Tal grün, Apfelbaum Plantagen bestimmen das Bild. Später, schon fast auf Meereshöhe, nimmt die Wüste überhand. In der Randzone wird versucht, die Wüste zu begrünen. Hier werden auf grossen Flächen Mangos und Drachenfrüchte angebaut. Natürlich alles mit künstlicher Bewässerung Doch dann gewinnt die Einöde der Vorgebirgswüste. Graue Felsen, grauer Sand, graue Mondlandschaft.
10 km vor der Pazifikküste treffen wir auf die archäologische Zone von Sechín. Archäologen ordnen die Sechín Kultur einer Zeitspanne von 3‘400 v. Chr. bis 1‘000 v. Chr. Somit ist sie eine der ältesten in Peru und bis heute in ganz Amerika. Besonders hervor sticht der Tempel Cerro Sechín. Das rechteckige Hauptgebäude aus Lehmziegel ist mit einer umlaufenden Mauer aus Steinplatten umgeben. Auf den fast vier Meter hohen Monolithen sind Krieger und zerstückelte Opfer oder deren Überreste eingraviert und erzeugen so eine düstere Szene. Deren Bedeutung bis heute nicht vollständig geklärt ist. Die menschenähnlichen Darstellungen deutet jedoch auf eine Verbindung zur Chavín Kultur hin, die allerdings einiges jünger ist.
Auf der Mango Farm Fundo Pampas del Rosario, mitten in der Sandwüste, werden wir freundlich empfangen. Wir dürfen hier übernachten und von den feinen, frisch gepflückten Mangos essen, so viel wir wollen. Am Tag darauf fährt das Bohmbobil mit Franziska und Sebastian und ihren beiden Kindern auf den Platz. Wir haben schon seit einiger Zeit Kontakt miteinander, ist ihr Bohmbobil doch ein Bruder von unserem Rocky. Später stossen auch noch Danny und Gunther dazu und wir bilden eine grosse Sprinter Wagenburg.
Auf der Satellitenkarte haben wir mitten in der Wüste ein speziell anmutendes Oval entdeckt. Schnell wird klar, dass es sich auch um eine Ruine handelt. Wir engagieren den 81-jährigen Guide Victor, der uns auf einer abenteuerlichen Fahrt durch den Sand zur archäologischen Stätte Chankillo bringt. Es handelt sich um ein Sonnen-Observatorium und Zeremoniales Zentrum, das 250 v. Chr. erbaut wurde. Es gilt als der älteste astronomische Komplex Amerikas. Das Oval, das wir entdeckt haben, ist das Zeremonienzentrum, das von drei hohen, konzentrischen Steinmauern geschützt war.
Noch viel beeindruckender ist das Observatorium. Eine Reihe von 13 Türmen aus Stein und Lehm, zwischen 3 und 7 Metern hoch, die perfekt von Norden nach Süden auf einem Hügel ausgerichtet sind, bilden zusammen die beeindruckende Figur des Rückens eines riesigen Leguans, der in der Wüste ruht. Beobachtet wurde von Westen der Sonnenaufgang und von Osten der Sonnenuntergang. Die strategische Lage ermöglichte es, alle zyklischen Bewegungen der Sonne im Laufe des Jahres sehr genau zu bestimmen, die Sonnenwenden, die Tagesgleichen und den Wechsel der Jahreszeiten. Jedes Datum des Jahres hatte eine Fehlermarge von nur einem oder zwei Tagen; ein Zeichen für die fortgeschrittenen Kenntnisse der Astronomie der alten Peruaner. Victor führt uns perfekt zur richtigen Zeit zum Beobachtungspunkt im Osten, um den Sonnenuntergang zwischen den Türmen live zu erleben. Das aktuelle Datum konnten wir anhand des Sonnenstandes allerdings nicht ablesen.
Im Konvoi sprintern wir auf der Panamericana nach Süden. Der gut ausgebaute, vierspurige Highway führt uns fast ausschliesslich durch eine pastellfarbige Wüste. Mal gelb, mal rot, mal grün, grau, blau oder schwarz schimmern die Dünen entlang der Strasse.
Und weil es beim letzten Mal so schön war, besichtigen wir zur Abwechslung wieder einmal eine archäologische Stätte. Im heutigen Supe-Tal in Barranca entwickelte sich zwischen 3’000 und 1’800 v. Chr. eine der ältesten Zivilisationen der Welt. Die Rede ist von Caral , einer Stadt, die trotz ihrer völligen Isolation ihrer Zeit voraus war. Sie pflegen das Ökosystem und errichteten Bewässerungskanäle, obwohl sie keine Kenntnisse von Keramik oder Metallen hatten. Ihre Wirtschaft basierte auf dem Handel.
Wir werden vom obligatorischen Guide durch einen Teil der riesigen Anlage mit 32 monumentalen Gebäuden geführt. Wir besuchen die Überreste von Zeremonialebauten, Wohngebieten für Menschen unterschiedlichen sozialen Standes, kleinere Tempel und Werkstätten. Ein interessantes Detail erfahren wir beim Altar des Heiligen Feuers, einem kleinen Zeremonialgebäude im ummauerten Inneren des Amphitheater Tempels. Die Feuerstelle nutzt ein unterirdisches Belüftungssystem, das Kenntnissen der Strömungsmechanik entspricht. Sie richteten die Kanäle so aus, dass sie die Windenergie einfingen und einen Venturi-Effekt erzeugten (in Europa erstmals im 17. Jahrhundert n. Chr. definiert). Dieser erhitzte das Feuer auf sehr hohe Temperaturen.
Es ist bereits Mittag, als wir Caral verlassen. Wenn wir jetzt durchfahren, erreichen wir Lima im Abendverkehr, was sehr ungünstig ist. So legen wir im Nationalreservat de Lachay einen Zwischenhalt ein. In Perus Küstenhügel gelegen, erblüht hier im Winter eine unerwartete Oase. Der Meeresnebel erweckt die Wüste zum Leben und taucht sie in ein Blütenmeer. Wir sind etwas zu früh für die Blumen, aber der Nebel ist schon da. So wird unsere kleine Wanderung im Park zur mystischen Begegnung mit schwarzen, abgestorbenen Bäumen, die unsere Fantasie anregen. Na ja, ein paar schöne Blümchen blühen auch bereits.
Die restlichen Kilometer nach Lima, die Hauptstadt Perus, sind nicht sehr spannend. Wir fahren mal hoch über der Küste, mal direkt am Meer aber sehen davon fast nichts. Es herrscht so dichter Nebel, dass sogar die Peruaner langsamer fahren. Dann beginnen schon die Vororte mit teilweise ärmlichen aussehenden Hütten. Durch Industriegebiete und entlang dem Flughafen gelangen wir zur Küstenstrasse und weiter ohne grosse Staus ins Quartier Miraflores. Als Schweizer dürfen wir dort beim Club Suizo, dem Schweizerklub, auf dem Parkplatz übernachten.
Unser Besuch auf der Plaza de Armas im historischen Teil von Lima verläuft ausserordentlich. Vor nur 2 Tagen wurde die Präsidentin des Amtes enthoben und durch den Vorsitzenden der Legislative ersetzt. Die Situation in der Hauptstadt ist zwar komplett ruhig und friedlich, doch erwartet die Polizei Demonstrationen. Die Plaza de Armas und der Regierungspalast sind deswegen von einem grossen Polizeiaufgebot abgesperrt. Das heisst, nicht ganz. Wir finden einen Weg durch eine Abschrankung und können zumindest auf zwei Seiten des Platzes unter den Arkaden ein paar Blicke auf Regierungspalast und Basilika werfen.
Wir ziehen durch ein paar Strassen der Altstadt und setzen uns dann in ein Café zum Peoplewatching. Zu unserer Freude paradiert eine Folkloregruppe tanzend durch die Gasse. So ganz will der Funke der Hauptstadt aber nicht überspringen und so steigen wir kurzerhand in ein Taxi und fahren zum Circuito Mágico de Agua. Die 13 interaktiven Springbrunnen im magischen Wasserpark bieten ein abwechslungsreiches Wasserspektakel und ziehen eine grosse Zahl Besucher an, die sich hier vergnügen. Wir setzen uns auf eine Parkbank vor einer der Fontänen und amüsieren uns erneut an den Menschen. Besonderen Spass bereiten uns die vielen Selfie Fotografen, die mit erstaunlichen Verrenkungen versuchen, ein besonders Bild von sich und dem Wasser aufzunehmen.
Jede grosse Stadt hat ihr besonderes, exzentrisches Viertel. Ein Ort voller Charme, Kunst und Tradition, wo Künstler und Intellektuelle die Hauptrollen spielen. In Lima ist das das Viertel Barranco mit seiner malerischen Architektur, seinem alten Häusern, die zu Bars und Museen umgebaut wurden, und seinen bunten Wandgemälden. In der Nähe des Stadtparks lockt die alte Seufzerbrücken mit ihrer romantischen und einladenden Atmosphäre viele Paare an. Der Legende nach geht ein Wunsch in Erfüllung, wenn man es schafft, die Brücke mit angehaltenem Atem zu überqueren. Unterhalb der Brücke liegt die Bajada de los Baños, eine natürliche Schlucht, die zu den Stränden der Costa Verde hinunterführt.
Zurück auf der Steilküste spazieren wir entlang dem von Gärten und Bäumen gesäumten Malecon von Barranco bis zur Grenze des Stadtteils Miraflores. Umgeben von modernen Gebäuden und renovierten Villen zählt diese Gegend zu den exklusivsten Vierteln Limas. Kein Wunder, bei diesem Blick auf den Pazifik. Der Spaziergang endet an der neuen Fussgängerbrücke Puente de la Paz mit ihrem schwindelerregenden Glasboden auf die darunterliegende Autobahn.
Das Paracas-Nationalreservat liegt an der Küste beim kleinen Fischerort Paracas. Im geschützten Naturpark treffen sich die trockene und unwirtliche Ica Wüste und das nährstoffreiche Meer des Humboldtstroms. Wir freuen uns auf die vielfältige Fauna, für die er bekannt ist. Wir tauchen ein in die Wüste, die sich mit ihren Farben und Formen wie ein riesengrosses Aquarellgemälde zeigt. Bald öffnet sich die Sicht auf das tiefblaue Meer mit seinen Buchten, Halbinseln, Inselchen und Inseln. Wir besuchen die La Mina Beach und den El Raspon Strand, den Fischerhafen Lagunillas und den Aussichtspunkt, an dem man die Plaja Roja eindrücklich überblicken kann. Der Kontrast zwischen dem tiefroten Sand, dessen Farbe von eisenreichen vulkanischen Mineralien stammt, dem blauen Meer und den goldenen Klippen schafft eine fotogene Landschaften. Ein weiteres Wahrzeichen des Paracas-Nationalreservats ist, oder besser war, die Felsformation La Catedral, ein massiver natürlicher Felsbogen, der über Jahrtausende von Wind und Meereswellen geformt wurde. Leider stürzte er 2007 bei einem schweren Erdbeben ein. Auch wenn der Bogen nicht mehr existiert, bietet der Aussichtspunkt immer noch einige der schönsten Ausblicke im gesamten Naturschutzgebiet. Nachdem wir bis jetzt kaum mehr als Möven, Kormorane und Pelikane beobachtet haben, sehen wir hier auch Tölpel um die wilden Klippen kreisen. Für die erwarteten Migrationsvögel sind wir noch zu früh.
Eine Reise in die peruanische Ica-Region ist nicht komplett ohne die Verkostung von Pisco, dem berühmten Nationalgetränk des Landes. Als wir in Richtung Ica fahren, weicht der staubige Sand saftig grünen Weinplantagen, in denen Trauben angebaut und zu Perus berühmtem Brandy destilliert werden.
Im Weingut El Catador, einem kleinen Familienbetrieb, wurde noch bis 2009 der traditionelle Pisco und Rotwein nach den gleichen Methoden herstellt, wie die Nachfahren der spanischen Konquistadoren. Wir sehen die Tongefässe, die sogenannten „Botijas“, in denen der Saft der zerdrückten Trauben im März (Erntezeit) gärte. In grossen, mit Holz befeuerten Brennöfen wurde der fermentierte Saft gebrannt. Schön zu sehen sind die metallenen Spiralen im Wasserbecken, in denen das Destillat abgekühlt wurde. Natürlich darf die anschliessende Degustation von mehreren Piscos und Weinen nicht fehlen.
Nur eine kurze Fahrt von Paracas entfernt liegt Huacachina, eine atemberaubende Wüstenoase, umgeben von riesigen goldenen Dünen, die einzige natürliche Wüstenoase Südamerikas. Huacachina bedeutet auf Quechua „weinende Frau“. Der Legende nach entstand diese Lagune aus den Tränen einer wunderschönen Frau mit grünen Augen, die um den Tod ihres Geliebten weinte.
Ganz so traurig geht es um die Lagune nicht mehr zu. Der kleine, lebhafte Städtchen bietet eine Fülle an Abenteueraktivitäten, Bars und Restaurants. Das Highlight für die meisten Besucher ist die Dünenbuggy- und Sandboarding-Tour, eine aufregende Fahrt durch die Dünen, die mit der Möglichkeit endet, die höchsten Dünen der Region hinunter zu Sandboarden.
Wir steigen die Flanke der einen Düne hoch und beobachten die Szene aus sicherer Entfernung. Wie Einsiedlerkrebse am Strand bewegen sich die Fahrzeuge scheinbar unkoordiniert durch die Sandberge. Für uns wirken die laut knatternden, stinkenden Buggys in der eigentlich stillen, friedlichen Dünenlandschaft eher deplatziert. Dann geht die Sonne unter und taucht alles in ein goldenes Licht.
Wir haben die Bilder bei einer Reiseagentur in Huacachina gesehen und uns sofort verliebt. Im Herzen der Ica-Wüste, zwischen goldenen Dünen und geheimnisvollen Felsformationen, liegt ein einzigartiges geologisches Wunder: der Cañon de los Perdidos. Also fahren wir wieder in die Wüste. Nach 50 km rauer Naturstrasse durch schönste Wüste erreichen wir die beeindruckende geologische Formation, ein Labyrinth aus Lehmwänden. Charakteristisch für die Schlucht der Verlorenen sind die majestätischen, erodierten Wände in Ockertönen. Sie strahlen eine geheimnisvolle Aura aus, wirken wie von einem anderen Planeten. Dort wo der Canyon auf den Ica-Fluss trifft, verändert sich die Landschaft dramatisch. Hier lässt das Wasser die Vegetation gedeihen und bildet eine kleine Oase, ein markanter Kontrast zu den trockenen Canyonwänden.
Der Canyon der Verlorenen verdankt seinen Namen einer kuriosen Anekdote: Im Juli 2011 wagte sich eine Gruppe von Forschern in die Wüste, um diesen Ort zu finden, aber sie nahmen den falschen Weg und kamen nie an. Nach der Nacht in der Einsamkeit sind wir uns einig, wir haben die Stimmen der Verlorenen heulen gehört.
In der Ebene von Nazca wurden vor Urzeiten riesige geometrische Formen in den kargen Boden Wüstenboden gescharrt, indem der dunkle, eisenhaltige Oberboden abgetragen wurde, um den helleren Untergrund freizulegen. Dank des trockenen, windarmen Klimas haben sich die Linien bis heute erhalten. Diese als Nazca-Linien bekannten Muster wurden vom Volk der Nazca angelegt, das hier zwischen 200 v. Chr. und 700 n. Chr. lebte. Die genaue Bedeutung ist unklar, aber sie werden als rituelle Zwecke, astronomische Kalender oder Kommunikation mit den Göttern gedeutet.
Zuerst sehen wir uns einige der Palpa-Linien an, die nördlich der Nazca-Linien liegen und noch älter sind. Sie wurden von der Paracas-Kultur geschaffen sind vom Boden aus sichtbar, da sie in die Hänge der Hügel eingraviert sind. Am eindrücklichsten ist die Figur eines Wals.
Dann wagen wir uns aber doch in eines der kleinen Flugzeuge, da die meisten der Bilder nur aus der Luft gut zu erkennen sind. Der 130 m lange Kondor, der 90 m grosse Affe mit eingerolltem Schwanz, der Kolibri, Spinnen und Hunde, viele geometrische Formen und der Astronauten. Der Pilot bringt die Maschine immer wieder in Schräglage, damit alle Passagiere die Bilder gut sehen können. Mal links und sofort wieder rechts. Wenn man die magischen Linien aus dem Fenster eines kleinen Fliegers entdeckt, spürt man einen kurzen Moment lang die Kraft einer längst vergessenen Kultur. Vielleicht ist es aber auch nur der Magen, der sich ob der akrobatischen Flugmanöver verdreht.
In den Wüsten und Tälern von Nazca können Dürren jahrelang andauern, doch die Nazca-Zivilisation konnte in dieser Region überleben und gedeihen. Dies war vor allem ihrem beeindruckenden Einsatz von Wasserbautechniken zu verdanken, eine Leistung, die wohl grösser ist als die Errichtung der Nazca-Linien. Die Aquaducto de Canalloc, auch als Puquios bekannt, sind ein altes und ausgedehntes System aus unterirdischen Aquädukten, oberirdischen Kanälen und Reservoirs, die es der Nazca-Zivilisation ermöglichten, Wasser an einem der trockensten Orte der Welt zu verteilen. Sie dienten dazu, landwirtschaftliche Flächen und besiedelte Gebiete mit Trinkwasser zu versorgen. Die Quelle lag oft viele Kilometer von der Stelle entfernt, an der es benötigt wurde.
Entlang vieler unterirdischer Kanäle befinden sich seltsame, spiralförmige, brunnenartige Konstruktionen, die als Ojos bekannt sind. An der Oberfläche sind diese Augen manchmal 15 Meter breit und verjüngen sich zum Boden spiralförmig auf etwa 90 Zentimeter. Nach jüngsten Erkenntnissen dienten diese Spiralen nicht nur als Brunnen und Zugang zu den unterirdischen Kanälen für Wartung und Reinigung, sondern trugen dazu bei, den Wind in die unterirdischen Kanäle zu leiten. Der Wind drückte das Wasser durch das System, wobei die Ojos wie antike Pumpen funktionierten. Genial.
Vorbei am Cerro Blanco, eine der höchsten Dünen der Welt, steigen wir auf 4‘000 Meter und lassen uns von der Flora und Fauna der Pampa Galeras verzaubern. Hier ist die Heimat und der Zufluchtsort von mehr als 6’000 Vikunjas, einem Wildtier, welches an die extreme Kälte angepasst ist und die feinste Wolle der Welt produziert. Fällt es uns erst schwer, die gut getarnten, scheuen Tiere zu entdecken, freuen wir uns bald an ganzen Gruppen, auch in Strassennähe.
Abwechslungsreich ist sie, die schmale, kurvenreiche, flache, steile, schöne und schreckliche Strasse von Puquio nach Millpu. In unzähligen Serpentinen erklimmen wir goldige Hochebenen, wir durchqueren ein Tal voller schmaler Kartoffel-Terrassen, sehen Felswände mit roten und weissen Hoodies, holpern durch kleine Dörfer und zittern über den Weg, der hoch oben in den steilen Abhang gehauen ist. Obwohl die Strasse meistens wirklich schmal ist, treffen wir den wenigen Gegenverkehr meist bei Ausweichstellen. Nur 2-3 mal müssen wir zurücksetzen, um einen LKW passieren zu lassen. Ach ja, und dann war da noch die Dorfbevölkerung, die vor den Friedhofsmauern tief in Bier- und Schnapsgläser geschaut hat. Was das wohl für eine Tradition ist? Auf jeden Fall war die Stimmung gut und nach einigen Degustationen lassen sie uns weiterfahren.
Nach zwei spannenden Tagen sind wir da. Nachdem sich der Morgennebel gelichtet hat, steigen wir auf zu den Aguas Turquesas de Millpu. Diese unglaublichen türkisfarbenen Pools wurden erst vor wenigen Jahren entdeckt und sind aufgrund ihrer abgelegenen Lage hoch in den Anden noch relativ unberührt. In 20 Stufen läuft das kristallklare Wasser durch die enge Schlucht. Die Zusammensetzung des Wassers, dass durch die Wirkung der Mineralien frei von Algen ist, ermöglicht es dem Licht, reflektiert und gestreut zu werden, wodurch die türkise Farbe entsteht. Noch steht die Sonne nicht im Zenit. So steigen wir gemütlich etwas weiter hoch, wo der Fluss in kleinen Wasserfällen über eine grüne Bergwiese fliesst. Wir geniessen die idyllische und paradiesische Naturkulisse. Dann gehen wir zurück zu den natürlichen Becken von Millpu, deren Farbe jetzt in der Mittagssonne unglaublich intensiv leuchtet.
Der rote Triumphbogen in Ayacucho erinnert uns an den Arco de Santa Catalina in Antigua, Guatemala, nur das man durch seinen Bogen keinen Vulkan sehen kann. Errichtet wurde das touristische Wahrzeichen 1910 zum Gedenken an den peruanischen Seesieg über die Spanier bei Callao von 1866. Etwas weit weg vom Meer und von der Geschichte, denken wir, aber in den peruanischen Nationalfarben Rot und Weiss fügt er sich schön ins Stadtbild ein.
Das pulsierende Herz der Stadt ist aber die Plaza Mayor. Umgeben von Kolonialbauten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, besticht sie durch ihre steinernen Arkaden und traditionellen Balkone. In der Mitte des Platzes steht eine Statue von Grossmarschall Antonio José de Sucre, die an die Schlacht von Ayacucho erinnert, welche Perus Unabhängigkeit sicherte.
Wir sitzen gemütlich bei einem Kaffee auf einem der Balkone, als eine Parade in die Strasse um die Plaza einbiegt, angeführt von chinesisch anmutenden Drachen. Studenten der Universität feiern mit dem farbigen Umzug lautstark ihren Abschluss. Und wir haben einen Logenplatz.
Es geht einmal mehr auf und ab. Mehrere Male steigt die Strasse hoch hinauf in die Berge, um gleich danach in unzähligen Haarnadelkurven wieder auf Flussniveau hinunterzuführen. Zum Glück haben wir in der Cordillera Blanca das Kurvenfahren noch einmal gründlich geübt. Und Kurven bauen können sie, die Peruaner. Auf einer Strecke bei Papaconcho fahren wir 36 km, Luftlinie wären es nur gerade 9.6 km. Zwei lange Fahrtage mit Sonne, Regen, Nebel und Hagel bringen uns nach Cusco.
Hoch über der Stadt, gleich neben der Inka Stätte Sacsayhuaman, stellen wir Rocky auf den Campingplatz und treffen hier auch wieder auf die Bohmbobils, sowie Danny und Gunther. Zu Fuss gehen wir die steilen Gassen hinunter in die Inka Hauptstadt Cusco. Wir laufen über die Plaza de Armas, zum 12 Ecken Stein, auf den Markt San Pedro. Wir trinken einen Café auf dem Balkon des Café Plaza und beobachten die Leute auf dem Platz. Wir haben uns auf Cusco gefreut, das uns vor neun Jahren so beeindruckt hat.
Aber das Cusco von heute ist nicht mehr dasselbe. Der Massentourismus ist leider auch hier angekommen. Die Plaza ist überfüllt von ausländischen Touristen, durch die engen Gassen drängeln sich die Leute, für ein Foto vom berühmten Inkastein. Da muss man anstehen und warten, bis alle für ihre Selfies gepost haben. Auf dem Markt gibt es mehr Souvenir- als Lebensmittelstände. Etwas zu kaufen ist schwierig, denn fast alle Verkäufer schauen nur in ihr Handy. Cusco hat seinen ursprünglichen Charme dem Tourismus geopfert.
Eigentlich hatten wir vor, auch im Urubamba Tal, dem Sacred Valley, einige Inka Stätten noch einmal zu besuchen, zu bewundern. Als wir aber von den Erfahrungen anderer Reisenden hören, beschliessen wir, darauf zu Verzichten und Pisac, Ollantaytambo, die Salinen von Maras und natürlich Machu Pichu in guter Erinnerung zu halten, wie wir es vor 9 Jahren erleben durften.


Hallo Freunde, vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht aus Peru. Wunderschöne Fotos und eine wirklich einzigartige Erfahrung. Herzlichen Glückwunsch, Hildegard und Carlos!