USA Ost III

New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, Pennsylvania, District of Columbia, Virginia, North Carolina, Georgia, South Carolina, Florida

28. August bis 28. September 2022

Nach einer sehr ruhigen Nacht vor der Library in Portsmouth entscheiden wir uns, der Küste nach weiter südlich zu fahren. Kurz nach der Grenze zu Massachusetts liegt die alte Hafenstadt Newburyport, wegen seiner einst florierenden Schiffswerften auch «Clipper City» genannt. Hier hoffen wir einige der alten Schnellsegler zu finden, leider vergeblich. Zwar ist viel Verkehr im Mündungsdelta des Merrimack River, von Schlauchboot bis zu Superyacht, aber Clipper sind keine auszumachen. Die kleine, ausschliesslich von roten Backsteinen gezeichnete Innenstadt ist zwar attraktiv und wenig überlaufen, sie gefällt uns aber bedeutend weniger als Portsmouth. Einige schöne Ecken finden wir doch.

Nun sind wir neugierig auf den singenden Strand von Manchester by the Sea. Doch schon bei der Hinfahrt wird klar, es ist Wochenende und alles ist komplett überfüllt. Also fahren weiter nach Gloucester. Auch hier ist kaum Platz zu finden, weder am Strand noch in der Stadt. Auf dem Parkplatz des Halibut Point State Parks gibt es noch freie Plätze. Die Parkgebühr beträgt für Einheimische aus Massachusetts 5 US$, für alle anderen 20 US$. So ist das hier in Massachusetts auch auf den staatlichen Campingplätzen, Auswärtige zahlen 3.5 bis 4 mal den Tarif der Einheimischen. Das ist uns doch definitiv zu viel. Wir umrunden die Halbinsel zu Ende und fahren anschliessend nach Georgtown zu unserem vorreservierten Boondocker Stop.

Leider ist die Skywalk Aussichtsplattform auf dem John Hancock Center geschlossen, die als Orientierungshilfe einen 360° Rundblick auf Boston freigeben würde. Damit verpassen wir auch den besten Einblick in das legendäre Fenway Park Stadion, das älteste Baseballstadion des Landes: Die legendäre Heimspielstätte der Boston Red Sox wurde 1912 eröffnet.
So beginnen wir unsere Stadtbesichtigung in Boston mit dem 4 km langen Freedom Trail. Dieser auf dem Boden rot markierte Weg schlängelt sich unspektakulär und fast schon bescheiden durch das bunte Treiben der geschäftigen Innenstadt. Vorbei an den historischen Stätten des Freiheitskampfes, darunter Kirchen, Friedhöfe, Monumente, Regierungsgebäude und die U.S.S. Constitution. Stationen der Tour sind das Massachusetts State House mit seiner goldigen Kuppel, die Statue von Benjamin Franklin, der in Boston das Licht der Welt erblickte und Faneuil Hall, wo 1764 die Proteste gegen die britischen Steuergesetze für die Kolonien ihren Anfang nahmen. Faneuil Hall ist heute ein National Historical Park, aber die Gegend darum herum hat sich in ein modernes Shoppingparadies verwandelt, mit dem Faneuil Hall Marketplace und dem angrenzenden Quincy Market. Der Weg führt uns weiter durch North End, Bostons ältestes Viertel, auch als Little Italy bekannt. Natürlich müssen wir zu einem feinen – wirklich fast italienischen – Antipasti einkehren. Am Ende des Trails bringt uns das Wassertaxi an der Skyline der Stadt vorbei zurück zur Long Warf an der Waterfront.

Der Stadtteil Beacon Hill ist als Viertel der High Society bekannt. Mit seinen roten alten Backsteinbauten und seinen Gassen mit Kopfsteinpflaster hat es seinen eigenen Reiz. Schön verzierte Türen, originelle Türklopfer und gepflegter Blumenschmuck runden das Bild ab. Marcel stellt fest, dass sogar die Strassenlaternen noch mit Gas betrieben werden. Diese brennen auch am Tag, Gas scheint hier keine Mangelware zu sein. Hügel auf und ab, kreuz und quer laufen wir den wirklich schmucken Häuserfronten entlang.

Boston, lange der Mittelpunkt der amerikanischen Welt, verlor im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr an Einfluss und wurde zu einer «gewöhnlichen» US-Metropole. Mittlerweile hat sie eine Verjüngungskur durchlaufen, zu der die drei renommierten Universitäten der Stadt, Harvard, M.I.T. (Massachusetts Institute of Technology) und Boston University erheblich beigetragen haben. Dem Tipp von Urs folgend, besuchen wir das schräge Gehry Building im Campus der M.I.T. Viele verschiedene zusammengewürfelte Gebäude stehen da. Nicht nur farblich, sondern auch in alle Richtungen verwinkelt, dann wieder runde Formen, einfach super schräg. Sofort kommt uns Düsseldorf in den Sinn. Dort haben wir vor zwei Jahren die Bauwerke des ikonischen Dreiklang von Frank O. Gehry im MedienHafen bewundert. Dieses hier scheint eine Kombination von den dreien zu sein.
Natürlich verlassen wir Boston erst nach einem kurzen Besuch in Harvard. Voller Stolz können auch wir heute sagen, dass wir in Harvard studiert haben, wenn auch nur, auf welcher Strasse wir aus Boston herausfinden.

Donner und heftiger Regen wecken uns am Morgen. Das passt wunderbar, haben wir doch für heute ein Whale Watching gebucht. Als unser Schiff in Barnstable ablegt, hat es die Wolken zum Glück bereits weit auf den Atlantik geblasen. Vorerst noch im Schutz der Halbinsel Cape Code, schippern wir in zügigem Tempo aufs Meer hinaus, wo der Skipper die Wale erwartet. Plötzlich dreht das Schiff bei, wir halten. Hier soll ein Wal sein. Alle starren aufs Meer. Nichts. Weiter geht es, hinaus auf das offene Meer. Doch das einzige was wir sehen, sind Bojen der Fischer und zwei weiter Whale Watching Boote. Nach fast zwei Stunden angespannter Suche noch immer nichts. Der Reiseführer sucht bereits nach Entschuldigungen. Doch dann, plötzlich fahren wir in einer grossen Gruppe von Delfinen. Klar sichtbar sind auch Junge mit dabei. Der Kapitän fährt in einer engen Runde um die Delfine herum. Wie angesagt, nutzen ein paar der gewandten Schwimmer die dabei entstandene Welle zum Surfen. Scheint Ihnen Spass zu machen und uns beim Zuschauen natürlich auch. Aber eigentlich wollten wir doch Wale sehen und nach diesen geht die Suche weiter. Noch einmal fast eine Stunde später endlich die Erlösung. Ein Minkwal zeigt kurz seine Rückenflosse. Und bald darauf eine grosse Wasserfontäne auf der gegenüberliegenden Schiffseite. Der riesige Rücken des dazugehörigen Finnwals taucht nur wenige Meter von uns. Unglaublich die Grösse. Mehrmals sehen wir seine Fontäne und den Rücken. Dann taucht er wieder ab. Die imposante Schwanzflosse, die wir alle sehen wollten, behält es uns vor. Für uns heisst es abdrehen, zurück in den Hafen, bevor die Ebbe uns stranden zulässt.

An der Spitze von Cape Code darf man mit einem entsprechender Permit mit dem Fahrzeug auf dem Strand fahren und sogar dort übernachten. Natürlich ist so eine Bewilligung an viele Bedingungen geknüpft, die Rocky auch zu erfüllen weiss. Fast. Wir scheitern am Schwarzwassertank. Dieser muss fest eingebaut sein, Kassetten sind nicht erlaubt. Schade. So fahren wir nur bis zur Marconi Beach und finden zu Fuss an den Stand. Marcel zieht es gleich Mal ins kühle Nass. Beim anschliessenden Apero im Sand lauern die Möven auf unsere Chips und die Fliegen picken uns. Zum Glück haben wir nicht am Strand übernachtet. Unser Nachtlager findet wir auf einem Park and Ride Parkplatz. Ohne Strandfeeling, dafür kostenlos.

In der Hafenstadt Mystic finden wir endlich unsere Clipper. Der Schiffsbau hat hier Tradition. Besonders nach den Goldfunden 1849 in Kalifornien erlebte dieser Industriezweig eine Blüte und jede Firma wollte den schnellsten Segler bauen. Der in Mystic zu Wasser gelassene Schnellsegler Andrew Jackson legte die Strecke um das Kap Horn nach San Francisco in der damaligen Rekordzeit von 89 Tagen und vier Stunden zurück.
An jene Blütezeit erinnert das Freilandmuseum Mystic Seaport Marine. In den Häusern der nachgebauten Hafenstadt befinden sich Läden für Schiffszubehör und Werkstätten in denen Handwerker vorführen, wie man damals Boote gebaut, Galionsfiguren geschnitzt, Segel genäht und Seile gedreht hat. Neben anderen alten Schiffen liegt als Highlight die Charles W. Morgan vor Anker, ein Original aus dem Jahr 1841 und damit das letzte erhaltene Schiff der amerikanischen Walfängerflotte.
In der wiederbelebten alten Schiffswerft baute man zuletzt die Amistad originalgetreu nach, jenes Handelsschiff, das Sklaven in die neue Welt brachte und durch den gleichnamigen Film von Steven Spielberg berühmt wurde. Bei unsere Führung durch die Werft wird ein alter Dreimaster der Schwedischen Handelsmarine generalüberholt. Sehr interessanter Spot.

Vor uns liegen die grossen Städte New York, Philadelphia und Baltimore und wir beschliessen, diese nach Möglichkeit grossräumig zu umfahren. Auf Autobahnen mit teilweise 2×4 Spuren in jede Richtung rasen wir in zwei Tagen an den Megametropolen vorbei nach Washington D.C.. Während in den Wäldern des Nordens oft über viele Kilometer kein Haus zu sehen war, scheint es hier keinen Unterbruch zwischen den Ballungszentren zu geben. Auf ein Wohngebiet folgt ein Industriegebiet, dann das nächste Wohngebiet. Mal sind die Häuser alt, mal neu, mal klein, mal riesig, mal arm, mal pompös und ganz selten grenzt die Autobahn auch an ein Stückchen Grün.

Die National Mall in Washington D.C. wird oft auch als das „politische Herz“ der Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnet. Diese riesige Grünfläche im Zentrum der Hauptstadt D.C. ist von imposanten Denkmälern, ikonischen Regierungsgebäuden und beeindruckenden Museen gesäumt. Die National Mall ist sowohl ein zeitgenössischer als auch stark geschichtsträchtiger Ort. Hier versammeln sich die Amerikaner, die für die Zeremonie anlässlich der Amtseinführung des US-Präsidenten keine Eintrittskarte haben. Hier fand im Jahr 1963 der grosse Aufmarsch der Afroamerikaner statt, als Martin Luther King seine legendäre Rede hielt und mehrfach wiederholte „I have a dream”. Während seines Besuches im Jahr 1979 hielt Papst Johannes Paul II hier die Heilige Messe ab. Doch der Park ist auch ein Ort für Unterhaltung und Vergnügen, in dem die Washingtoner joggen, spazieren gehen oder Picknick machen und das ganze Jahr über Festivals, Konzerte und Veranstaltungen verschiedenster Art stattfinden.
Heute Sonntag ist das Parken in der Stadt frei, Parkuhren müssen nicht gefüttert werden. Und nach etwas herumkurven finden wir tatsächlich einen freien Platz in einer Nebenstrasse. Somit kann es losgehen auf eine Tour im fast 4 km langen Park. Im Zentrum der Mall steht das Washington Monument. Der 169 m hohe Obelisk ist der höchste Punkt in Washington D.C. Es gibt vier wichtige Punkte, die mit diesem Denkmal in einer Linie stehen: das Lincoln Memorial im Westen, das Weisse Haus im Norden, das Kapitol im Osten und das Jefferson Memorial im Süden. Rund um den Obelisken stehen 56 amerikanische Flaggen, die die 50 Bundesstaaten plus Washington, D.C. und die fünf U.S.-amerikanischen Gebiete, einschliesslich Puerto Rico und der Virgin-Inseln. Nach einer ausgiebigen Runde sitzen wir zusammen mit vielen anderen am 2nd World War Memorial und kühlen unsere Füsse im erfrischenden Brunnen (was ausdrücklich erlaubt ist).
Unseren Rocky holen wir aus der Seitengasse und stellen in für die Nacht direkt an den Jefferson Drive, am Grün der National Mall, direkt vor dem Smithsonian Building, in Sichtweite zum Capitol. Ja, in der amerikanischen Hauptstadt ist Overnight Parking kein Problem. Nach dem Eindunkeln geht es noch einmal hinaus für einen Nachtspaziergang zum Washington Monument. Die beleuchteten Bauwerke sind wunderschön anzuschauen und laden unbedingt zu Nachtfotos ein.

Es ist Labor Day und somit ist auch heute keine Parkplatzgebühr zu entrichten. Rocky kann also an seinem prominenten Standort stehenbleiben. Diesmal in der Morgensonne laufen wir nochmal am Washington Monument vorbei zum Lincoln Memorial, dass sich jetzt eindrucksvoll in der davorliegenden Wasserfläche spiegelt. Am Potomac River entlang, vorbei am John F. Kennedy Center und am Watergate Complex erreichen wir Georgetown. Die Schönheit der kopfsteingepflasterten Gehwege, der prächtigen Häuser und des friedlichen Chesapeake and Ohio Canal mit den alten Schleusen sind nur ein Teil der Attraktion dieses von Bäumen gesäumten historischen Viertels.

Etwas kleines, liebevoll Garniertes im Peacock Cafe erfreut nicht nur unsere Gaumen. Dann fährt uns der Bus zurück ins Zentrum, direkt zum Lafayette Square vor dem Weissen Haus. Von dieser Seite sieht man etwas mehr davon als nur den sehr hohen Zaun. Durch die Stadt laufen wir zurück zur National Mall. Es ist heiss heute und so begeben wir uns ins kühle Nationalmuseum für Naturgeschichte. Hier interessiert uns vor allem der Hope Diamanten inmitten der sehr umfangreichen Gemstone Sammlung.

Lange bevor wir nach Washington gefahren sind hat Marcel immer wieder erwähnt, dass wir dort unbedingt das National Air and Space Museum besuchen müssen. Das hat ihm bei seinem letzten Besuch vor 45 Jahren grossen Eindruck hinterlassen. Und ausgerechnet dieses ist zur Zeit wegen Renovierung geschlossen. Zum Glück gibt es jetzt einen zweiten Teil davon, das Udvar-Hazy Center auf dem Flughafen Washington Dulles International. Im riesigen Boeing Aviation Hangar sind fast 200 Flugzeuge ausgestellt, darunter eine Air France Concorde und sogar eine Junkers JU 52 der Lufthansa, die auch hier liebevoll mit «Tante Ju» angeschrieben ist. Riesig ist auch die Sammlung von Weltraumartefakten: Raketen, Satelliten, Raumanzüge und allem voran das Space Shuttle Discovery.

Da an der Ostküste die ersten Siedlungen entstanden, wird hier gerne der Geschichte gefrönt. Mal ist es ein Fischerdorf, eine Hafenstadt, mal ein Schlachtfeld aus dem Krieg gegen die Engländer oder dem Bürgerkrieg, ein Fort oder eine Stadt mit historischem Hintergrund. Williamsburg war während 80 Jahren die Hauptstadt der Kolonie Virginia und spielte eine bedeutende Rolle in der Amerikanischen Revolution. Colonial Williamsburg, ein historisches Viertel ist heute ein Living History-Museum, in dem Schauspieler in Kostümen das tägliche Leben in der Kolonialzeit in den Strassen, den Geschäften und in Werkstätten darstellen. Das Publikum wird aktiv mit einbezogen und spielt auch gerne mit, in jeder Altersgruppe. Geschichte ist hier sehr wichtig. Als wir in Williamsburg ankommen, sind die Spiele schon gespielt, die Freilichtstadt ist leer und jetzt frei begehbar. Ohne viel Tummel schauen wir uns in der Stadt um und sparen uns die stolzen 47 US$ Eintritt pro Person.

Auf dem Weg in die Outer Banks schauen wir bei Mercedes in Virginia Beach vorbei und erhalten wider Erwarten kurzfristig einen Termin für einen Service von Rocky. Bis es soweit ist stellen wir uns auf den Oregon Inlet Campground, direkt in den Dünen der Cape Hatteras National Seashore auf den Outer Banks. Ein paar Tage ausspannen, Drachen fliegen, nichts tun. Es windet stark. Trotzdem spazieren wir durch die Dünen zum Strand. Der Wind malt mit den Gräsern Muster in den Sand. Vom blau des Himmels zu den verschiedenen Grüntönen des aufgewühlte Meeres, der golden beleuchtete Strand, wir tanken Farbe. Die Pelikane gleiten durch die Wellentäler und kommen dem Wasser scheinbar gefährlich nah. Wellen schwappen über den Strand und lassen die Strandläufer mit ihren kurzen Beinchen ganz schnell zurückweichen. Wir spüren die Sonne auf der Haut und schmecken das Salz auf den Lippen. Mit dem Tosen des Meeres in den Ohren und einem Lächeln auf dem Gesicht kehren wir zurück. Tage wie diese lassen glückliche Erinnerungsspuren in der Seele zurück.

Die dünne Landzunge der Outer Banks erstreckt sich über 160 km vor der Küste North Carolinas. Sanft geschwungenen Sanddünen und wunderschöne Strände auf der Meerseite, Marschland teilweise mit kleinen Tümpeln auf der Lagunenseite, dazwischen schnurgerade die Strasse. Wir fahren südwärts bis zum Cape Hatteras Leuchtturm. Dieser hat eine bewegte Vergangenheit. Erst war er zu klein, dann leuchtete er zu wenig, dann haben die Streitkräfte der Konföderierten die Linse gestohlen und schliesslich drohte er durch Erosion vom Meer verschlungen zu werden und wurde durch eine Stahlskelettkonstruktion ersetzt. Nach jahrelangen Studien und Diskussionen wurde die Cape Hatteras Light Station 1999 schliesslich an ihren heutigen Standort verlegt. Der Leuchtturm wurde in 23 Tagen um 2’900 Fuss versetzt und liegt jetzt wieder 1’500 Fuss von der Küste entfernt, seiner ursprünglichen Entfernung vom Meer.

Dort wo die Banks etwas breiter sind, haben sich kleinere Ortschaften mit bunten Häusern meist auf Stelzen gebildet. Kitty Hawk ist vor allem wegen seiner Verbindung zu den Pionieren der Luftfahrt, den Gebrüdern Wright, in Erinnerung geblieben. Kill Devil Hills befindet sich am ursprünglichen Standort des Erstfluges der Wright Brüder. Eine der beliebtesten Attraktionen in Nags Head ist der Jockey’s Ridge State Park mit aktiven Sanddünen, den grössten an der Ostküste. Und hier steigt gerade ein Kite Festival. Was für ein Glück, dass lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Von weitem sieht man ein Zebra am Himmel galoppieren, Krebskites tummeln sich am Boden. Ein schwarzes Pferd, ein riesiger Fisch, eine Klapperschlange und viele kleinere Drachen wiegen sich im Wind, dazu die grandiose Aussicht über die Dünenlandschaft zum Meer. Und dann wird es patriotisch. Ein Adler, der amerikanische Nationalvogel schwebt am Himmel und drei Revolution, vierleinige Lenkdrachen, tanzen zur amerikanischen Nationalhymne. Es ist der 11. September, 9/11.

Wir übernachten direkt bei der Mercedes Niederlassung in Virginia Beach und so kann Rocky schon früh zu seinem Termin. Bereits vor dem Mittag heisst es: «all ok, your vehicle is in good shape». So machen wir uns auf, der Grenze North Carolinas entlang, an meilenlangen Erdnussfeldern vorbei, zwei Tage quer durch Virginia zum Blue Ridge Parkway.

Die gewundene Panoramastrasse Blue Ridge Parkway gilt als eine der landschaftlich reizvollsten Strassen der Ostküste. Der Parkway folgt dem Kamm der Blue Ridge Mountains mit spektakulären Aussichten und einer Atempause vom Kommerz. Die durchgehende Freizeitautobahn erstreckt sich über 466 Meilen/ 755 km durch Virginia und North Carolina. Wir steigen bei Milepost 165.3 ein.
Der Parkway ist gut unterhalten, jedoch für amerikanische Verhältnisse relativ schmal. Eine Spur führt nach Norden, eine Spur nach Süden, die gelbe Mittellinie meist doppelt ausgezogen, fertig. Zum Glück sind kommerzielle Fahrzeuge hier verboten. Es fährt sich durch viel Wald, links und rechts gesäumt von Rhododendron Büschen. Wir sind definitiv in der falschen Jahreszeit unterwegs. Im Frühling muss hier eine wahre Blütenpracht herrschen und schon in ein paar Wochen, vielleicht nur Tagen, werden die Laubbäume ihr leuchtend gelbrotes Herbstgewand anziehen. Die ersten Anzeichen dafür sind schon zu sehen.
Ein erster kultureller Halt gibt es schon bei Milepost 176. Die Marbry Mill ist wohl die malerischste Kulturstätte am Parkway. Mittelpunkt ist eine Mühle, in der gemahlen, gesägt und gedrechselt werden kann, alles zentral von einem Wasserrad angetrieben. Der Alleskönnner Ed Mabry hat sein Unternehmen später um eine Radmacherei und eine Schmiede erweitert. Die vielseitige Ansammlung von Gebäuden und Ausstellungsstücken, darunter ein Schnapsbrenner, ein Sorghumkocher und ein Schuppen mit verschiedene landwirtschaftliche Geräten, bieten Einblicke in einige der farbenfroheren Elemente des ländlichen Lebens in den Appalachen. Heute wird live vorgeführt, wie früher Besen gebunden wurden.
Gerade rechtzeitig erreichen wir das Blue Ridge Music Center. Jeden Mittag gibt es hier ein kleines Konzert von lokalen Bluegrass Musikern. Heute musizieren Bill und Maggie Anderson. Die beiden erzählen uns, dass sie schon am Country Festival in Willisau gespielt haben. Die beiden weitgereisten Musiker erinnern sich gut an die harten Willisauerringli.


Zurück auf dem Parkway öffnen sich immer wieder Aussichtspunkte mit grosszügigen Parkplätzen und erlauben einen weiten Blick über die grünen Hügelketten der Blue Ridge Mountains. Im Doughton Park Campground, mitten im Wald auf einer Höhe von 1100 m, erwischen wir den perfekten Platz, um die Abendsonne zu geniessen. Zuvor gibt es von der Rangerin einen interessanten Vortrag über Heilpflanzen.

Ein kurzer Abstecher von der Parkstrasse bringt uns zum Grandfather Mountain mit seiner kurvigen Bergstrasse und der «One Mile High Swinging Bridge». Natürlich stellen wir uns dabei eine Seilbrücke über einen riesigen Abgrund vor. Selbst Erika, nicht wirklich schwindelfrei, will sich das nicht entgehen lassen. Als einziges Wohnmobil kurven wir durch die Spitzkehren hoch zum unteren Parkplatz. Eine kurze, steile Wanderung bringt uns zur sagenhaften Brücke. Diese ist in der Mitte genau 1 Meile = 5’280 Fuss über dem Meeresspiegel. Super Marketing-Gag. Da die Brücke nicht nur an Seilen hängt, sondern auch seitlich gut abgespannt ist, schwingt sie nicht fest. Also mit flauem Gefühl schnell rüber und dann den Beinen Zeit geben zum Beruhigen. Die Aussicht ist wie versprochen; so weit das Auge sehen mag, Hügelketten über Hügelkette bis zum Horizont. Meist dicht bewaldet, ein See, ein Golfplatz, ein Skiresort, ein paar Ferienhäuser. Kaum vorstellbar wie die ersten Siedler hierher gelangt sind. Kein Planwagen wie in den Wildwestfilmen passte hier durch. Tierpfaden folgend mussten sie damals zu Fuss und mit Pferden alles mitnehmen. Grandfather Mountain hat auch Gehege für Schwarzbären, Flussotter, Pumas, Seeadler und Hirsche. Die Otter kümmern sich nicht um die Fotografen und tauchen wendig im Wasserbecken. Ein Eichhörnchen freut sich unter den aufgehängten Vogelfutter Stationen den herabfallenden Körner. Es kriegt auf alle Fälle etwas ab.

Das Museum of North Carolina Minerals hebt die reichen Bodenschätze der Region und das Bergbauerbe hervor. In der Gegend wird nach Aquamarin, Granat, Beryll, Turmalin, Rauchquarz und klarem Quarz graben. Auch Privaten sollen Minen offenstehen. Es stellt sich jedoch heraus, dass das meiste kommerziell für Kinder aufbereitet ist. Eine Möglichkeit wäre noch die Suche bei einer stillgelegten Mine. Wir entscheiden uns aber, das Steine suchen aufzugeben, sollten ja sowieso keine mitnehmen.
Nach nur drei Meilen erreichen wir Little Switzerland. Der Sommerurlaubsort erhielt seinen Namen wegen seiner weitläufigen Panoramen von tiefen Tälern und fernen Bergketten, die denen der Ausläufer der Schweizer Alpen ähneln sollen. Viele Gebäude sollen ikonische Schweizer Architekturstile enthalten. Es bietet sich ein Halt direkt am Parkway an, um im Switzerland Cafe zu essen und im General Store schweizerisch einzukaufen. Wir finden jedoch weder Schweizer Häuser noch irgendwelche Hügel, die den Schweizer Alpen auch nur im entferntesten ähneln. Und im General Store finden wir keine Ovomaltine und kein Aromat, noch nicht einmal Schweizer Schokolade oder Schweizer Käse. Unser Aussenministerium sollte hier dringend eine Namensänderung beantragen.

Auch das noch. Kurz nach Little Switzerland ist die Strasse wegen einem Steinschlag gesperrt, der geplante Übernachtungsplatz ist nicht erreichbar. Eine riesige Umfahrung bringt uns erst 80 km weiter auf den Parkway zurück. Dafür sind wir jetzt bereits in der Gegend, wo sich die Monarch Falter sammeln zum Weiterflug in den Süden. Ausnahmsweise stimmt auch der Zeitpunkt, Mitte September sollen sie zu finden sein. Schon der Ranger auf dem Mount Pisgah Campground stimmt uns jedoch nicht zuversichtlich. Er habe dieses Jahr noch kaum einen gesehen. Auf einem der Lookouts treffen wir dann Ingrid mit Schweizer Wurzel in Herzogenbuchsee. Von ihr erfahren wir, dass die Schmetterlinge mit ihren leuchtend orangefarbenen, schwarz geäderten Flügelpaaren dieses Jahr nicht da sind. Die Abholzung von Überwinterungswäldern in Mexiko, durch den Klimawandel verursachte Unterbrechungen ihrer Migration und den Verlust einheimischer Pflanzen entlang ihrer Zugkorridore bedrohen die Monarchen.
So wird aus der Suche nach Schwärmen von Schmetterlingen eine Besteigung des Black Balsam Knob. Ausser Atem kommen wir auf den 6’214 ft hohen Gipfel an und geniessen die 360° Rundsicht. Mit uns sind auch einige Amerikaner stolz auf ihre Leistung. Immerhin ist der Berg in etwa so hoch wie die Grossen Mythen bei Schwyz in der Innerschweiz. Dass der Parkplatz als Ausgangspunkt gerademal 1.1 km und 90 Höhenmeter entfernt liegt spielt keine Rolle, der Wille zählt. Wir wandern zurück auf einer längeren Route, die wohl kaum begangen wird. Teilweise teilen wir den Weg mit dem Bach, teilweise ist er so verwachsen, dass wir uns durch die Büsche zwängen müssen.

Fast gleich hoch wie unser Berg ist der höchste Punkt der Blue Ridge Parkway Motor Road, nämlich 6’053 ft, 1845 m. Zuvor passieren wir den grossartigen Lookout Glass Rock. Dieser steilwandige Berg aus Vulkangestein schimmert wie Glas, wenn sich Regen oder Eis auf seine Oberfläche legt.
Bei einem weiteren Aussichtspunkt treffen wir auf eine Frau, die uns vom Besucherzentrum in Oconaluftee erzählt. Jetzt, während der Brunftzeit sollen dort Elks, Wapitihirsche, gleich nebenan auf der Wiese anzutreffen sein. Wir ändern unseren Plan und fahren auf dem Blue Ridge Parkway bis zum Eingang in die Smoky Mountains. Am Visitor Center tummeln sich dann statt der Elks nur sehr viele Touristen. Dafür sehen wir uns nach einer kurzen Auseinandersetzung mit dem Navigationssystem die hübschen Mingo Falls an, die über einige Stufen zu erreichen sind. Schön wie sich hier das Wasser über die moosigen Felsen stürzt.

Heute ist eine grössere Fitnessübung angesagt. Wir stehen am Nordrand der Tallulah Schlucht in Georgia und schauen auf die Wasserfälle tief unter uns. Ein Rundweg führt über sehr viele Treppen hinab in die Schlucht und auf der anderen Seite wieder hinauf. Los geht’s. 310 Treppenstufen weiter unten überqueren wir den River auf einer diesmal ziemlich wackeligen Hängebrücke. Da die Knie von Abstieg auch schon etwas wackeln, merken wir es nicht so stark. Weitere 221 Treppenstufen tiefer erreichen wir die Plattform mit toller Sicht auf den Hurricane Fall. Bis hierher hat sich das soweit gelohnt. Für amerikanische Verhältnisse erstaunlich, gibt es keinen Aufzug nach oben. Also heisst es 221 Stufen zur Brücke und anschliessend 340 Stufen zum Südrand der Schlucht wieder hoch. Die Treppen sind gut gebaut und unterhalten, beim Bau wurde aber an Ruhebänken gespart, wir könnten mehr gebrauchen. Doch dann ist es geschafft. Wir erreichen den Rand der Schlucht und laufen auf ebenen Pfad zurück zum Ausgangspunkt. Na, wenn das keinen Muskelkater gibt.

Zwei heisse Tage bringen uns wieder zurück an die Küste. Die Strasse führt jetzt vermehrt durch riesige Baumwollplantagen. Wir sind definitiv in den Südstaaten angekommen. Als wir uns der Küste nähern, werden die Felder von Sumpfgebieten abgelöst.

Beim Visitor Center in Charleston darf Rocky das erste Mal in einem Parkhaus auf uns warten. Das unterste Stockwerk ist extra für die Höhe von Wohnmobilen ausgelegt. Natürlich parken bereits Pick-up Trucks auf den für Camper reservierten Plätzen, aber einer ist noch frei. Unserer. Zu Fuss erkunden wir die Stadt.
Charleston, hiess einst Charles Town, als Dank und zu Ehren König Charles II von England. Charles II vermachte im Jahre 1662 den Landstreifen zwischen dem 29. und dem 36. Breitengrad, das Gebiet zwischen dem heutigen Virginia und Florida, an acht seiner Freunde.
Die Hafenstadt ist kein Reiseziel, das durch viel Tamtam besticht. Es ist ein Architektur-Juwel, das zu einer Zeitreise in vergangene Zeiten einlädt, jedoch auch in dunkle Zeiten der amerikanischen Geschichte führt. Denn einst war Charleston nicht nur die Metropole der Südstaaten, sondern auch die Drehscheibe der Sklaverei der britischen Kolonien. Viele prunkvolle Anwesen erinnern an diese Zeit, als viele Amerikaner in der Sklaverei und mittels ihrer Plantagen reich wurden und die Wirtschaft in Charleston florierte.
Im April 1861 begann hier mit den ersten Schüssen auf Fort Sumter im Hafen von Charleston der Amerikanische Bürgerkrieg. Nach dem Ende des Bürgerkriegs lag die einstige Metropole in Schutt und Asche und hatte ihren Reichtum verloren. Glücklicherweise fehlte das Geld um die beschädigten Gebäude abzureissen. Erst 60 Jahre später begann die Restaurierung der ersten Häuser im Stadtzentrum. Heute besteht sogar eine Instandhaltung Pflicht. Bei unserem Spaziergang durch die historische Altstadt können wir so unzählige der typischen Südstaatenvillen mit ihren säulenbesetzten Veranden bewundern, eine schöner und grösser als die andere.

Und gleich die nächste berühmte Südstaatenmetropole erwartet uns. Savannah ist es gewohnt im Schatten zu stehen. Im Schatten der mit Epiphyten begangenen Eichenbäume, die der Stadt den Namen «Tree City» einbrachten. Übertragen aber auch im Schatten von Charleston. Savannah tritt kaum mit Einzelbauten in Erscheinung, vielmehr sind es ungewöhnliche Stadtplanung. Man gruppiert Wards, gleichförmige Blocks, um einen zentralen Platz mit Live Oaks. 24 dieser Wards, modulartig aneinandergereiht, bilden den Stadtkern. Die Parks mit den grossen, alten Eichen mit langen grauen Bärten sind wunderschön. Davon abgesehen sind wir aber eher enttäuscht. Wir haben auch hier von den prunkvollen Südstaatenhäusern erwartet. Zum Übernachten stellen wir uns an eine Bootsrampe am Dawho River und erleben einen Sonnenuntergang mit intensivsten Farben, wie sie keine Kamera festhalten kann.

Wir überqueren die Grenze zu Florida. Erdnuss- und Baumwollfelder weichen Palmen, welche nun die Strassen säumen. Wir hoffen, dass der Sunshine State hält was er verspricht und freuen uns auf ein paar schöne Tage an den berühmten Stränden und in den Everglades. Als besonderes Highlight wollen wir am 27. September beim Start der neuen NASA Mondrakete Artemis I live dabei sein. Wir haben uns dazu einen Boondocking Platz bei Bob und Lori in Cocoa reserviert, gleich um die Ecke von Cape Canaveral. Die beiden haben sicher viel Erfahrung, wo die besten Plätze zum Beobachten des Starts sind.

Da wir noch ein paar Tage zu früh sind, fahren in kurzen Etappen durch Sumpfland und Marchland in Richtung Süden. In National Forests oder State Parks finden wir ruhige Campgrounds fern ab der Zivilisation in verwunschenen Märchenwälder unter Bäumen mit den schönen langen Bärten. Haben wir auf den letzten Plätzen oft Vögel und andere Tiere vermisst, so besuchen sie uns hier wieder. Sobald ein Mitcamper abreist, kontrollieren zwei Geier, ob auch wirklich alles essbare eingepackt wurde. Zwei Waschbären steigen durch den Platz auf der Suche nach nicht sicher verwahrten Leckereien. Einem der Eichhörnchen gefällt es ganz und gar nicht, das die Beiden unter seinen Baum stehen und es kleckert lautstark. Ein Reh verschwindet zwischen den Büschen. In der Nacht hören wir die Hirsche röhren, es ist Brunftzeit.

Aus den Nachrichten erfahren wir von Hurrikan Fiona, die Teile von Neuschottland und Neufundland verwüstet hat. Erikas Bruder Max, der dort mit seinem Womo unterwegs ist, konnte sich gerade mal in Sicherheit bringen. Nun scheint uns im Sunshine State ähnliches zu blühen. Über der Karibik baut sich der Tropensturm Ian auf. Die Prognosen sehen ihn als Hurrikan über den Westen Kubas hinwegfegen und in ein paar Tagen bei Tampa auf Florida treffen. Welchen weiteren Weg er in den Norden nimmt, ist noch kaum vorherzusagen. Wohin sollen wir also ausweichen? Wir beschliessen trotzdem zu Bob und Lori zu fahren und uns von ihnen beraten zu lassen. Bei schönstem Wetter und heissen Temperaturen geht unsere Reise vorerst weiter.

Die unterirdische Quelle im Volusio Blue Spring State Park liefert 23° warmes, kristallklares Wasser in den schwarzen St. John’s River. In kälteren Jahreszeiten tummeln sich hier hunderte von Manatees. Wir folgen dem Boardwalk zur Quelle und sehen plötzlich taucht ein Prachtexemplar der grossen grauen Seekühe im glasklaren Wasser neben uns. Erstaunlicherweise lässt es sich von den nahen Kayakfahrern kaum stören, wie auch die riesigen Fische, die gut sichtbar sind. Da paddelt sich die Schildkröte schon schneller in Sicherheit. Im Sumpf neben den Weg zur Quelle zeigt sich sogar ein kleiner Alligator, der bei regelmässigen Besuchern anscheinend gut bekannt ist. Wir gehen erstmal abkühlen und schwimmen, ohne Manatee, ohne Schildkröte und Alligator.

Bei Bob und Lori erfahren wir mehr über den anziehenden Hurrikan. Noch ist nicht klar, in welche Richtung er ziehen wird. Der Start der Artemis I ist auf jeden Fall abgesagt. Die Mondrakete wird diese Nacht von der Startrampe abtransportiert, zurück in die sichere Montagehalle. Schade. Was Hurrikan Ian so wirklich will, steht noch nicht fest. Höchst wahrscheinlich wird er von Tampa aus in nordöstlicher Richtung quer über Florida ziehen und oberhalb von Cape Canaveral den Atlantik erreichen, bevor er später wieder an Land geht. Fest steht, dass wir uns im Moment wohl genau in der Achse des Wirbelsturms befinden. Nach Norden ausweichen wäre ein Möglichkeit. Aber wohin? Gerade nördlich von Florida sind sich die Wissenschaftler noch nicht einig über den Verlauf. Und eigentlich wollten wir ja in den Süden Floridas. Also in den Süden, unter den Hurrikan. Aber Hurrikane sind unberechenbar und wenn er nach Süden abbiegt, sind wir gefangen. Also vorerst einmal abwarten was das Ding vor hat. Wir waschen, schauen über den Indian River zur NASA, beobachten die Einwohner beim Evakuieren ihrer Boote und arbeiten am Blog. Marcel hilft Bob sein Haus sturmsicher zu machen. Der Himmel ist bedeckt, aber ruhig.

Am Morgen ist ziemlich klar, dass Ian als Hurrikan der Klasse 4 etwas südlicher als erwartet auf Land treffen wird. Während er Florida überquert, wird er sich zu einem Tropensturm (Klasse 1) abschwächen. Wir wagen es und fahren direkt dem Hurrikan entgegen, beziehungsweise aussen herum. Ganz an der Ostküste entlang Richtung Süden sollten wir am Besten den Winden und dem Regen entgehen. Ein paar kurze Sturmausläufer mit sehr starkem Regen und extremen Seitenwinden später, suchen wir in Miami Schutz bei einer Shoppingmall. Das war es wohl, Glück gehabt. Vom Winde verweht, steht hoffentlich nicht so bald wieder auf dem Programm.

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