Texas, New Mexico – Chihuahua, Sinaloa
30. November bis 30. Dezember 2022
Zurück in der Zivilisation begrüsst uns ein prächtiges Longhorn mit wirklich riesigen Hörnern. Rundherum ist nach wie vor Wüste, nur dass hier Menschen leben. Wovon, ist nicht wirklich zu sehen, viele vermutlich vom Tourismus im Big Bend, einige sind Künstler. Früher waren es viel mehr, als hier Kalomel – Hornquecksilber – abgebaut wurde. Heute erzählt die Ghost Town die Geschichten davon und noch viel mehr der obskure Friedhof, der auch heute noch genutzt wird.
Auf der malerischen Texas 170 folgen wir dem Lauf des Rio Grande. Dort wo der Fluss in Jahrtausenden einen Durchbruch durch die Felsen geschaffenen hat, führt die Strasse steil bergan, um gleich danach nicht minder steil wieder abzufallen. Steigungen und Gefälle von 15° sind keine Seltenheit, eine Strecke für Achterbahnfreunde.
Die schroffen, roten Felsen und der grüne Streifen vom Fluss prägen das Bild. Wir fahren an einem Schild vorbei, dass «Hoodoos» anzeigt. Hoodoos? Hier? Schnell zurück und schauen. Und tatsächlich stehen hier ein paar turmartige Gebilde aus Sedimentgesteine.
Landwirtschaft und Kommunen flussaufwärts in New Mexico, El Paso und Ciudad Juàrez nehmen dem Rio Grande das Wasser. Zwischen El Paso und Presidio verläuft der Rio Grande meist trocken. Das wenige Wasser, dass hier fliesst, ist das Wasser des Rio Conchos, der bei Presidio aus Mexico in den Rio Grande mündet.
Für uns geht es in der Grenzstadt Presidio erst einmal zu Don Jose, der besten Panederia in der sehr mexikanisch angehauchten Siedlung. Aus was die süssen Stücke sind und wie sie schmecken, wird uns von der freundlichen Señora im Laden mehrheitlich auf spanisch erklärt. Unsere Augen werden immer grösser. Am Schluss kommt eine grosse Tüte Desserts mit auf unsere Reise.
Noch bevor alle Süssigkeiten verspeist sind, zieht es uns weiter, Richtung Norden. Lastwagen beladen mit alten Autos, und Autos, welche weitere Autos angehängt und auch noch aufgeladen haben, kommen uns entgegen und fahren in Richtung Grenze. Anscheinend werden hier die ausgedienten und unfallbeschädigten Wracks nach Mexiko gebracht.
Allmählich wechselt das Landschaftsbild von steppenartiger Wüste zu weich geschwungenen Hügeln mit goldenem Gras, grünen Yukkapalmen und Büschen. Im Hintergrund liegen Bergketten im Dunst. Schnurgerade Strassen führen scheinbar ins Unendliche.
Uns zieht es heute wirklich ins Unendliche. Wir sind zur Star Party im McDonald Observatorium eingeladen. Auf dem Mount Locke in 2104 Meter Höhe erforscht die Universität von Texas hier das Weltall. Zuerst versuchen wir einer Präsentation über der Sonne zu folgen. Das hochwissenschaftliche Englisch ist für uns aber kaum verständlich und so faszinieren uns vorwiegend die live Bilder von der Sonnenoberflächen und den Eruptionen. Eine Tour führt uns danach zu den beiden grossen Teleskopen des Observatoriums.
Das über 80-jährige Otto Struve Teleskop mit seinem 2.1m Hauptspiegel zählt zu einem der grössten und schönsten der Welt. Es hat einige wichtige Entdeckungen gemacht, darunter die Entdeckung des fünften Mondes von Uranus, Miranda, und des zweitgrössten Mondes von Neptun, Nereid.
Das Hobby-Eberly-Teleskop (HET) ist mit seinem 11-Meter-Spiegel eines der grössten optischen Teleskope der Welt. Es wurde speziell für die Spektroskopie entwickelt, die Dekodierung des Lichts von Sternen und Galaxien, um ihre Eigenschaften zu untersuchen. Dies macht es ideal für die Suche nach Planeten um andere Sterne, die Untersuchung entfernter Galaxien, explodierender Sterne, schwarzer Löcher und mehr.
Und dann ist es dunkel. Im live Planetarium unter freiem Himmel beginnt die Star Party. Auf eine witzigen Art werden uns Sterne, Sternbilder und Planeten gezeigt, die trotz hellem Mond heute Abend zu sehen sind. Nach 45 Minuten haben sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Immer mehr Sterne scheinen am Firmament zu leuchten. Und dann heisst es anstehen. Fünf Teleskope wurden aufgestellt. Mars, Saturn, Mond, Jupiter und eine Sternenkonstellation sind damit genauer zu beobachten. Der Star der Sterne ist der Saturn, dessen Ringe durch das Fernrohr ganz deutlich zu erkennen sind. Abgehoben.
Nach der Weite des Weltall sind wir zurück in den Weiten der Chihuahua-Wüste im Südosten von New Mexico. Kakteen, Canyons und wilde Tiere prägen die Landschaft. Aber die wahren Schätze befinden sich darunter, in einem der spektakulärsten Höhlensysteme der Welt. Der Carlsbad Caverns National Park, umfasst über 100 bekannte Tropfsteinhöhlen, darunter die fast 225 km lange Lechuguilla Cave, die allerdings für Besucher gesperrt ist.
Wir steigen 245 m tief in die Erde zum so genannten ,,Big Room» mit einer Fläche von sechs Fussballfeldern und einer Höhe von 70 m. Alles mögliche erkennen wir in den teils riesigen Stalaktiten und Stalakmiten: Gruppen von Quallen, Löwenschwänze, burmesische Nats, den aufgerichteten Turm von Pisa und sogar die Queen.
Nicht nur die Geologie der Höhle, auch ihre Zoologie fasziniert: Im Sommer lebt hier eine Kolonie von mehrere hunderttausend Fledermäusen. Leider sind sie schon nach Mexico an die Wärme gezogen. Es muss ein faszinierendes Schauspiel sein, wenn sie abends in der Dämmerung in Massen ausfliegen und auf der Suche nach Wüsteninsekten den Himmel kilometerweit bedecken!
Nach viereinhalb Stunden stehen wir wieder im Tageslicht.
Im Observatorium konnten wir den Mann im Mond durch das Teleskop gut erkennen, die grünen Männchen auf dem Mars waren jedoch nicht zu entdecken. Heute wissen wir warum. Die Marsmenschen sind auf einem Besuch auf der Erde. Am Stadtrand von Roswell sehen wir eine ausserirdische Familie am Strassenrand, die in einem kaputten UFO auf der Suche nach Starthilfe ist.
Im Internationalen UFO-Museum und Forschungszentrum erfahren wir dann, dass ein nicht identifiziertes fliegendes Objekt am 8. Juli 1947 in der Nähe der Wüstenstadt abgestürzt sein soll. Eine offizielle Pressemeldung der Regierung berichtete zunächst, in den «Zwischenfall» sei tatsächlich ein Raumschiff verwickelt gewesen, vielleicht auch zwei. Vier Stunden später zog das US-Militär die Meldung zurück und sprach von einem Wetterballon, später von einen Spionageballon. Angeblich wurden die Leichen von vier Ausserirdischen heimlich zur nahe gelegenen Militärbasis geschafft und dort obduziert. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.
Anlässlich des Jahrestages dieser realen X-Akte findet jedes Jahr im Juli in Roswell das UFO-Festival statt, eine Mischung aus Spass, Fakt und Fiktion, die Verdrehte, Neugierige, eingefleischte Weltraumfreaks, selbst ernannte von Aliens Entführte sowie Ufologen und Freunde des Absurden anzieht.
Was wohl hinter dem ganzen UFO-Wahn steckt? Die Ereignisse, die sich in jenem Sommer ereigneten, sind alles andere als eindeutig, mit zugegebenen Vertuschungen und widersprüchlichen Erklärungen: Es war eine Untertasse! Es war ein Spionageschiff! Es waren die Sowjets!
Entlang der Strasse aus Roswell stehen noch einige der grünen Männchen und warten wohl vergebens auf ein Raumschiff, dass sie nach Hause fliegt. Wir lassen die 3. Dimension hinter uns. Durch Land der Mescalero Apachen geht es hoch bis auf 7591 Fuss/2314 m und dann hinunter in die nächste Hochebene.
Unsere Wassertanks brauchen dringend ein Refill, was sich hier in der Wüste als ziemlich schwierig herausstellt. Ein Wasserhahn mit Trinkwasser ist in Alamogordo nicht zu finden. Am Watermill Express an der Tankstelle können nur Falschen gefüllt werden. Auch das Car Wash hat keinen Trinkwasseranschluss. Da fährt der Feuerwehr-Chief an der Tankstelle vor. Na, die müssten doch genügend von dem kostbaren Nass haben. Natürlich hat er das und schickt uns gleich ins Feuerwehrdepot. Dort werden unsere Fahrzeuge mit grossen Interesse begrüsst und umgehend der Schlauch für uns ausgerollt. Zu Abschied bekommen wir vom Chief ein Feuerwehr-Emblem seiner Brigade.
Aber nicht die Feuerwehr und auch nicht die grosse Holloman Air Force Base, auf der auch die Deutsche Luftwaffe trainiert, ist das Highlight dieser Ebene. Hier liegt der White Sands National Park, ein glitzerndes Dünengebiet aus weissem Sand. Nein kein Salzsee und auch kein Schnee, sondern durch den Wind zu feinem Sand geblasenem Gips. Stammen tut er aus einem nahe gelegenen See mit sehr hohem Mineralgehalt. Wenn das Wasser verdunstet, bleiben die Mineralien zurück, die anschliessend Gipsablagerungen bilden und mit dem Wind weggetragen werden. Das Dünenfeld ist ständig in Bewegung, was zur Folge hat, dass es sich bis zu neun Meter pro Jahr Richtung Nordosten fortbewegt. Wir tummeln im weissen Sand, rutschen die Dünen hinunter. Schneefeeling mit kurzen Hosen und ganz ohne nass zu werde. Nur ein Schneemann lässt sich damit nicht bauen.
Auf dem Weg nach Cruzes übernachten wir im Aguirre Springs Campground in den Organ Needles. Vor uns liegt die unermessliche Ebene umringt von den Bergen. Hinter uns ragen steil die Bergspitzen der Rabbit Ears in den Himmel. Erinnerungen an die Dolomiten kommen auf. Dieser Platz soll schon Billy the Kid, Pancho Villa und andere Banditen als Rückzugsort und Versteck gedient haben. Irgendwo hier zwischen den Felsen sollen sie ihre Beute versteckt haben. Wir suchen nicht danach.
In Cruzes machen wir uns fit für den Grenzübertritt nach Mexico. Versicherung für die Fahrzeuge abschliessen, Geld in Dollar und Pesos vom ATM holen und wechseln, Papiere kopieren, einlaminieren und ordnen, Autos waschen … und das alles am Geburtstag von Max. Happy Birthday feiern wir mit einer selbstgebackenen Linzertorte.
Natürlich starten wir auch den zwei Hotspots von Cruzes einen Besuch ab: World’s Largest Chili Pepper vor dem The Big Chile Inn Motel und der Recycled Roadrunner Sculpture. Die Skulptur ist satte 6 m hoch und besteht aus alten Schuhen, Handys, Fahrradteilen und anderen recycelten Materialien.
In der Ferne sehen wir Trumps Grenzmauer, oder besser den hohen Grenzzaun, als wir auf der schnurgerade Strasse von El Paso nach Columbus fahren. Im dem Grenzort wollen wir morgen nach Mexiko fahren. Heute geht es vorab schon mal zu Fuss durch den offiziellen Durchgang im Zaun. In Puerto Palomas auf der mexikanischen Seite erhalten wir unsere Visa für 6 Monate und das TIP, die temporäre Einfuhr, für unser Fahrzeuge für 10 Jahre!
Der eigentliche Grenzübertritt nach Mexico verläuft einfach. Alle möchten unsere Casitas sehen und sind begeistert. Ein Blick auf die Papiere, etwas reinschauen hier und dort und schon dürfen wir weiterfahren. Wir sind in Mexiko. Unser Abenteuer kann weitergehen. Auch hier in Mexiko bleibt die Strasse schnurgerade, die über die Chihuahua Ebene zum ersten Bergrücken führt. Nur schmaler ist die Strasse und der Strassenbelag ist erheblich schlechter. Es windet stark. Die trockenen Büsche fliegen über die Strasse.
Die Ruinen von Paquimé, Casas Grandes, liegen in einem weiten Tal mit Panoramablick auf die fernen Berge und umfassen die Labyrinth artigen Überreste der Lehmsiedlungen von Nordmexikos bedeutendsten Handelszentrum. Bis zu 10’000 Leuten sollen hier einmal in den teils dreistöckigen Häusern gelebt haben. Vier rund Häuser und ein Kreuzbau in der Mitte dienten als Observatorium und wurden zum Bestimmen der Jahreszeiten benutzt. Interessant auch der Ballplatz. Die Ballspieler waren schon damals sehr wichtige Leute. Sie kamen in der Hierarchie direkt nach Priester und weisen Männern.
Paquimé, das im 14. und 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, spielte eine Schlüsselrolle im Handel und in den kulturellen Kontakten zwischen der Pueblo-Kultur im Südwesten der Vereinigten Staaten, Nordmexiko und Mesoamerika. Die Paquimé verehrten den gelbroten Ara, der in Nordmexiko nie heimisch war und vom weit reichenden Handelsnetz der Einwohner zeugt. Die umfangreichen Überreste, von denen nur ein Teil ausgegraben wurde, sind ein klarer Beweis für die Vitalität einer Kultur, die perfekt an ihre physische und wirtschaftliche Umgebung angepasst war, aber zur Zeit der spanischen Eroberung plötzlich verschwand.
Wir werden von zwei Polizisten herausgewinkt. Viele Male haben wir während den Vorbereitungen gelesen, das die Polizei in Mexiko gerne mal Touristen zur Kasse bittet. Sie wollen unsere Pässe sehen und kontrollieren unsere Garage. Und dann kommt es: Wir sollen zu schnell gefahren sein. Marcel erklärt ihnen in holprigen Spanisch, dass das bei den holprigen Strassen mit unseren Fahrzeugen gar nicht möglich ist. Sie geben rasch auf. Nichts zu holen.
In einer Erholungszone am Strassenrand mitten in den Steppen halten wir für das Mittagessen. Ein kleiner Tümpel, zwei frei lebende Pferde und ein Caballero mit seinen Kühen sorgen für ein friedliches Ambiente. Das ändert schlagartig als die Fuerzo Municipal, die lokale Sicherheitspolizei vorfährt. Schwer bewaffnet und vermummt kontrollieren und fotografieren sie unsere Papiere und Fahrzeuge. Wir können hier nicht verweilen, zu gefährlich, lassen sie uns wissen. Funksprüche gehen hin und her, dann ändert die Stimmung. Wir dürfen sogar über Nacht bleiben. Alles ist plötzlich sicher, sie werden dafür sorgen.
Durch die golden leuchtende Hochebene führt uns unser Weg am nächsten Tag weiter. Eingerahmt von Bergen, begleitet von Landwirtschaft, grasenden Kuhherden, abgeernteten Mais- und Weizenfeldern und vielen Obstplantagen fahren wir in Richtung Cascada de Basaseachi. Die Polizei lässt uns nicht in Ruhe. Im nächsten Städtchen fahren jede Menge Polizeifahrzeuge ihre Runde. Natürlich werden wir wieder angehalten. Woher und wohin ist gefragt. Später erfahren wir, dass sie zwei grössere Fahrzeuge suchen. Warum auch immer, wir sind es nicht.
Ein Weg, schön mit Steinen gepflastert, führt uns zum Basaseachi Wasserfall. Unterhalb des Wegs fliesst der Basaseachi erwartungsvoll durch Gletschermühlen. Dann öffnet sich unerwartet ein riesiger Felsenkessel. Rot, grün und gelb schillern die steil aufragenden Wände der Candameña Schlucht. Zu unseren Füssen fällt das Wasser im freien Fall 246 Meter in die Tiefe.
Auf einem steilen Pfad schlängeln wir uns hinunter zu einer Aussichtsplattform. Von hier können wir den höchsten permanenten Wasserfall Mexikos in seiner ganzen Pracht bestaunen. Ein Regenbogen zeigt sich im Wasser. Der Weg wieder nach oben fordert dann unsere Puste ganz enorm. Ob da beim einen oder andern wohl etwas Kondition fehlt?
Einmal um die Schlucht herum, bequem wieder mit den Fahrzeugen, fahren wir zu einem anderen Mirador. Der schlanke Wasserfall, die gigantischen Felsen und die Schlucht, mit ihrer reichen Flora und Fauna machen diese Szenerie zum Erlebnis.
Am Rande des Copper Canyon sieht die Welt aus wie zerknülltes Papier. Ein Labyrinth aus Falten, die sich verlieren und wiederfinden, um am Ende in einem Steinvorhang zu enden. Die Barranca del Copre besteht aus einer Reihe von zwanzig Schluchten, die im Laufe der Jahre von sechs Flüssen geformt wurden. Das Gebiet wird manchmal mit dem Grand Canyon verglichen, obwohl die Copper Canyon-Region mindestens siebenmal so gross ist und eine andere Topographie, Flora und Fauna aufweist. Die tiefste der Schluchten, die Barranca de Urique, ist 1870 m tief.
Das Volk der Tarahumara, Nachkommen der Azteken, lebt in diesen Schluchten immer noch ein einfaches Leben, wie sie es seit Jahrhunderten getan haben. In ihren traditionellen Kostümen und mit keinem anderen Schuhwerk als Huaraches (eine Art Sandalen aus Reifengummi) haben die Rarámuris Ultramarathons auf der ganzen Welt erobert, bewegt von ihrem fast mystischen Willen zu laufen, als Ritual und Art der Existenz.
Inmitten der unbestreitbaren Schönheit dieser Naturlandschaft gibt es einen touristischen Abenteuerpark. Wander-, Abseilen- oder Kletterrouten, Hängebrücken und Klettersteigen, eine Seilbahn, um bemerkenswerte Ausblicke aus der Höhe zu geniessen, und: Den längsten Ziprider der Welt! Marcel lässt es sich nicht nehmen, mit der 2’554 m langen Seilrutsche in die Tiefe zu sausen. Sicher festgemacht mit dem stuhlartigen Gurt sollen Geschwindigkeiten von 80 bis 135 Stundenkilometern erreicht werden. Adrenalin pur.
Eine spektakuläre Eisenbahnlinie führt durch den Copper Canyon. Die Fahrt im First-Class-Express «El Cheppe» dauert etwa 4 Stunden. Wir entscheiden uns, das unwegsame Gebiet mit unseren Fahrzeugen zu durchqueren. In Cerocahui, nach 50 km endet die asphaltierte Strasse. Hinter Cerocahui ist der Weg schotterig, felsig, windig, steil. Im Geländegang bezwingen wir einige steile Steigungen. Wenn es nach unten geht, bleibt er eingeschaltet, damit sich die Bremsen nicht erhitzen. Schwindelerregend klebt die Fahrbahn am Abhang. Doch die Aussicht auf die zerklüftete Landschaft bleibt atemberaubend.
Am zweiten Tag führt uns die Strasse durch die Mina Bolivar hoch oben in den Bergen. Im unterirdischer Bergbaubetrieb, der letzte in Chihuahua, werden Kupfer, Zink, Platin und Gold abgebaut. Die Umweltschäden in dieser abgeschiedenen Gegend sind beträchtlich. Der Vorteil für uns, die Strasse ist gut fahrbar, dafür kommen uns die schweren Lastwagen entgegen. Im Acht-Familien Dorf Tubares, unten im Tal am Rio El Fuerte, stellen wir uns für die Nacht auf den Dorfplatz. Gemäss einen Dorfbewohner dauert die restliche Fahrt aus dem Canyon noch einmal drei Stunden.
Wir benötigen dann 7 Stunden für die 87 km nach Choix. Vor allem im ersten Abschnitt teilen wir den Weg mit einem Bachbett. Die Landschaft bleibt atemberaubend, die Stecke herausfordernd. Fahrer, Beifahrer und Fahrzeuge sind ziemlich gefordert. Müde erreichen wir unseren Zielort. Rückblickend, hat es sich gelohnt. Das ganze Erlebnis wird zu einer lebenslangen Erinnerung.
Wir haben es geschafft. Rechtzeitig vor Weihnachten erreichen wir das Meer. Im RV Camping des Playa Bonita Beach Houses in Las Glorias werden wir freundlichst aufgenommen. Der weitläufige, fast einsame Strand am Golf von Kalifornien ist ein toller Ort, um uns von den Strapazen des Copper Canyon Abenteuers zu erholen. Die farbenfrohen Sonnenuntergänge tun ihres dazu.
Von Tavo und seinen Angestellten werden wir herzlich umsorgt. Sie waschen unsere Wäsche und versorgen uns mit Trinkwasser. Geduldig verstehen sie uns trotz Sprachschwierigkeiten und geben gerne auch einmal eine Lektion Spanisch. In familiärer Umgebung feiern wir ein stimmiges Weihnachtsfest zusammen mit der Belegschaft des Resorts und geniessen ein paar Tage Ruhe. So haben wir uns das vorgestellt, so kann man leben.
Wohin wird uns unsere Reise im nächsten Jahr führen? Steil nach oben oder unten, kurvenreich oder schnurgeradeaus? Ob nach Osten, nach Westen, nach Süden oder nach Norden, wir freuen uns überall Leute und Orte entdecken, erleben und geniessen zu dürfen. Feliz año nuevo!